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Ghostbusters

Nein, wir haben keine Angst vor Geistern. Und auch, wenn man manche schon davon tuscheln hört – das Abstiegsgespenst ist sicherlich kein Gast am Tivoli. Derzeit aber ähnlich unrealistisch ist der Meistertitel, die Raute im Mittelfeld scheint derzeit ebenso wenig angesagt wie die Raute vor #gemeinsamaufsteigen. Um das eine jedoch auch für den letzten klar zu machen und sich dem anderen anzunähern, braucht es zwei Siege in den nächsten zwei Auswärtspartien. Nicht weniger. Den Anfang macht Blau-Weiß Linz, der Aufsteiger aus der Regionalliga Mitte.


 
If there’s somethin‘ strange in your neighborhood

In der Nachbarschaft geht‘s ja wirklich rund. Egal bei wem. Da gibt es etwa Blau-Weiß, gegründet am 2. Juli 1997. Die einen sagen, Nachfolger des ehrwüdigen SK Voest, die anderen sehen eher den FC Stahl Linz in dieser Rolle, 2013 neu aufgezogen aus der Sektion Fußball des aktuellen und nicht mit dem ASK vereinten SK Voest und seit 2014 als eigenständiger Verein tätig. Blau-Weiß wäre dann nur ein anderer Name für den Austria Tabak Linz, auf dessen ehemaligen Areal, dem Tschickbudenplatz alias Donauparkstadion man auch spielt. Naja, spielte, denn der klassische bürgerliche Hauptstädterklub, der Linzer ASK wechselte nach Pasching ins Waldstadion, an den Ort, an dem man auch eine Spielgemeinschaft in Liga drei am Laufen hat. Dort zog man als neuer Hausherr versehentlich einen Schwarzbau unterm Giebelkreuz hoch, um die VIP-Gäste in der Vorstadt zu vergnügen, womit Blau-Weiß zum einzigen Club der Gugl mutiert, da Stahl Linz ja für das Linzer Stadion viel zu klein ist und bei ASKÖ Neue Heimat am Platz kickt. Verwirrt? Muss man nicht, viel besser schaut es in der Tiroler Fußballgeschichte auch nicht aus. Und wenn plötzlich von fußballaffinen Zuschauern und auch Medien die Rolle des FC Wacker in Frage gestellt wird und Menschen, die vor drei, vier Jahren noch am Tivoli den Schwarz-Grünen zujubelten, ihnen am liebsten Vergangenheit und Titel klauen würden, um sie der WSG zuzuschanzen, dann ist auch hier der lange herrschende Nachbarschaftsfrieden gefährdet. Dabei wird dann auch gerne ignoriert, dass der erste Titel 1971 – drei Jahre vor dem einzigen Titel der VOEST – in Spielen gegen Wattens erkämpft wurde und der FCS zwar Swarovski im Namen trägt, jedoch nicht der Werksportverein war. Auch hierzulande ist die Vereinsgeschichte keine einfache, es gibt wenig wirkliche Konstanten – abgesehen vom Stadion, dem Tivoli. Genau dort konnten Blau-Weiß und sein Alter Ego SKV seit 1969 lediglich sechs Spiele gewinnen, die letzten fünf Begegnungen an der Sill endeten mit fünf Zu-Null-Siegen der Tiroler und 13 erzielten Innsbrucker Toren. Diese Zeiten sind aber vorbei, man spielt auch nicht in der Nachbarschaft, sondern weit weg in Linz.
 
If it’s somethin‘ weird and it don’t look good

In Oberösterreich gab es seit der Neugründung der Vereine erst ein Aufeinandertreffen. Ein mühsames, wohlgemerkt. In der ersten Runde des ÖFB-Pokals setzte sich Wacker vor zwei Jahren mit 6:5 im Elferschießen durch, nachdem die reguläre Spielzeit samt Verlängerung mit 1:1 geendet hatte. Dennoch scheiterte Innsbruck an Linz, zwei Runden später rächte der ASK seinen verhassten Bruder, dem man mit der Fusion 1997 schon beseitigt glaubte. Damals tapste Rene Renner vierjährig im idyllischen Wallern an der Trattnach dem runden Leder hinterher, 2015 kickte er noch im schwarz-grünen Dress gegen seinen aktuellen Arbeitgeber. Das Blau-Weiße Trikot trug er diese Saison bereits sechsmal, 540 Minuten stand er am Platz, ein Tor konnte er auch schon bejubeln – es brachte Linz den bislang einzigen Punkt. Es schaut nicht gut aus, für keinen der beiden Duellanten. Innsbruck etwa orientiert sich an den Ghostbusters, der Krankenwagen wird zum bevorzugten Gefährt. Der nächste auf der langen Liste: Alex Riemann, der herausragende Spieler der letzten Runden und Motor auf der linken Seite. Wer von den vielen Rekonvaleszenten am Freitag wieder auf den Spielplan berufen werden kann, lässt sich noch nicht abschätzen, mit Grünwald, Kobleder, Hölzl, Kerschbaum, Freitag und Hauser sind es insgesamt fast zwei Drittel einer Stammelf. Ein Geistheiler wäre wohl kein Fehler bei Wacker. Oder ein Feuerwehrmann, denn Brände gäbe es derzeit genug zu löschen. Eigenfehler, die sich in Innenverteidigung und Tor direkt und dramatisch auswirken, ein Sturmduo, das trotz 185 und 188 cm Größe nicht die Übersicht bewahrt und in gemeinsam 573 Minuten nur einen Treffer aufzuweisen hat. Vier Schüsse, davon nur einen aufs Tor, das sind für eine Solospitze wie Patrik Eler zu wenig. Nur ein Schuss innerhalb des Strafraums, des Heimatreviers eines Offensivmannes, ist nicht gut genug. Und auch für Pichlmann war die Pause nicht unverdient, stehen bei ihm nur zwei Schüsse innerhalb der Box zu Buche. Kein nomineller Sturm der Liga war bislang erfolgloser als der des FC Wacker Innsbruck, selbst die Verteidigung der Schwarz-Grünen trug sich bereits zweimal in die Scorerliste ein. Und nur ein Team durfte seltener, nämlich viermal, über Tore aller Mannschaftsabteilungen jubeln – der FC Blau-Weiß Linz.
 
I ain’t afraid of no ghost

Dass die Begeisterung auf den Rängen unter den mäßigen Leistungen leidet, versteht sich von selbst. Meldungen von Geisterspielen bei Wacker sind aber verfrüht, auch wenn etwa der Medienpartner der Innsbrucker in Print und Online gleich mehr als 9000 Zuschauer weniger als beim Tiroler Derby (gezählte 9.026 Besucher) gesehen haben will. Naja, oder eben nicht gesehen, hätte man sich da gegen Liefering ja schon dem Minusbereich angenähert. Aber Fehler passieren, am Zeitungsblatt wie auf dem Feld, nur einer wird jedoch direkt bestraft und öffentlich angeprangert. Um das zu vermeiden braucht es nur eines: Siege gegen Linz und Horn. Ansonsten müssen doch bald Peter, Ray, Egon und Winston ausrücken. Oder Abby, Erin, Jillian und Patty, die 2016er-Variante der Ghostbusters. Denn gegen das, was dann auf den FC Wacker Innsbruck zukommt, war „Gozer“ ein handzahmes Haustier…

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Autor: Stefan Weis

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