Die Kugel rollt
Die Länderspielpause bietet für die Fans des FC Wacker Innsbruck Zeit sich anderen Dingen intensiver zu widmen. Der Autor dieses Textes hat die freigewordene Zeit genützt, um eine andere Art von Fußball zu probieren, Tischfußball.
Organisiert geht es ans Werk
Die meisten Menschen kommen mit Tischfußball im mehr oder weniger nüchternen Zustand in Berührung. Steht in einem Lokal ein Tischfußballtisch zur Verfügung, dann kann es sein, dass sich innerhalb weniger Minuten eine kleine Traube von Menschen rund um diesen versammelt. Dabei ist das Leistungsniveau unterschiedlich. Von Neulingen angefangen, die nur mit Mühe den Ball treffen bis zum Profi, der selbst mit dem Torhüter den Ball ohne Abwehrchancen im gegnerischen Tor versenkt, ist alles rund um diese Tische vertreten. Da verwundert es einen also auch nicht, wenn sich ein eigener Verband gegründet hat, um diesen Randsport auszuüben und zu fördern.
Denkt man an einen Verband, dann kommt einem sofort ein groß organisierter Bereich in den Sinn. In diesem Falle ist es nicht so. Im Tiroler Tischfußballverband sind lediglich fünf Vereine organisiert, die sich zur Aufgabe gemacht haben, Tischfußball intensiver zu betreiben. Ich war beim Innsbrucker Ableger des Tiroler Tischfußballverbandes unterwegs und konnte interessantes über den Tischfußballsport erfahren.
Zu Besuch beim Innsbrucker Tischfußballverein „table soccer“
Kurz nach 20 Uhr treffen die ersten Mitglieder des Innsbrucker Vereins ein und nach einigen kurzen Begrüßungen untereinander geht es auch schon an die zwei bereitgestellten Tische. Im Gegensatz zu den Lokaltischen sind bei diesen Modellen die Glasplatten heraus gebaut worden, der Sinn dahinter wird sich erst später erschließen. Über den Abend verteilt sollen es dann insgesamt 12 Personen sein, die sich rund um die Tische versammelt haben. Dabei ist das Alter durchaus breit gestreut, von den insgesamt 12 Personen sind bis auf eine Ausnahme alles Männer. Der Unterschied zum „Lokalsport“ wird dann schnell einmal klar. Während in den Lokalen unterschiedliches Niveau aufeinander trifft, kann bei den anwesenden Spielern wenig Niveauunterschied ausgemacht werden. Dass der Innsbrucker Verein den aktuellen Vize- Staatsmeister stellt, zeigt das durchaus gute Niveau. Auch stellt Tirol aktuell die Staatsmeister im Doppel.
Die großen und kleinen Unterschiede
Der größte Unterschied ist sicherlich, dass im Sportbereich die meisten Spielzüge geplant und die Bälle sehr stark kontrolliert werden. Selten sieht man an diesem Abend Bälle, die einfach nur nach vorne gespielt werden oder nicht den Weg aufs Tor finden. Ein weiterer Unterschied zu den „Lokal-Regeln“ ist, dass Tore durch die große Mittelreihe im Sport durchaus zählen. Ein Umstand, der beim Selbstversuch dann immer wieder vergessen wurde und so zu einer „knappen“ Niederlage geführt hat. Während im Lokal bis auf das Schießen mit der Mittelreihe und das „Kurbeln“, Durchdrehen des Griffes, alles erlaubt ist, ist es im „Sportbereich“ deutlich schwieriger. So darf beispielsweise mit der Mittelreihe nicht direkt zum Angreifer gepasst werden, sondern davor zweimal ein Männchen berührt haben. Auch die maximale Anzahl der Berührungen der Bande sind stark beschränkt. Nicht erlaubt ist das Stoßen bzw. Schieben der einzelnen Reihen gegen die Bande, um den Gegner zu verwirren oder den Ball abzufangen. Um mögliches Fehlverhalten seitens des Spielers auch sanktionieren zu können, sind bei den Tischen die Glasscheiben ausgebaut worden. Eine weitere Regel ist, dass es Usus ist den neuen Ball in den Besitz desjenigen zu geben, der ein Tor erhalten hat. Eine ähnliche Situation ergibt sich auch beim richtigen Fußball.
Eine andere Gemeinsamkeit ist, dass Tischfußballtisch nicht gleich Tischfußballtisch ist. Das wird vor allem bei größeren Turnieren ein Thema. Dort spielt man bei den Turnieren auf zwei Tischen. Je einer wird von einer Mannschaft ausgewählt. Der Unterschied zwischen einem „italienischen“, „deutschen“ und „französischen“ Tischfußballtisch ist vergleichbar mit Kunst und Naturrasen bzw. mit einem stumpfen und spitzen Naturrasen. Je nach Tisch variiert die Schwere der Griffe, die Größe und Schwere des Balles. Dies hat natürlich Auswirkungen auf das Spiel. Während beim italienischen Tischfußballtisch der Ball kleiner ist und sich daher leichter einklemmen lässt, ist dies beim deutschen schwieriger. Daher muss dort auch eine andere Spielweise praktiziert werden. Für manch einen Spieler, der täglich/wöchentlich auf einem einzigen Tischfußballtisch übt, eine Herausforderung.
Weniger ist oft mehr
Spricht man mit Marco Niedermayer, aktuell Vize-Staatsmeister Österreichs und bester Tiroler Einzelspeiler in der österreichischen Wertung, dann hört man immer wieder die Leidenschaft für seinen Sport heraus. Das klingt ungefähr so, wie die meisten Fans des FC Wacker Innsbruck über Fußball und ihren Verein reden. Während jedoch beim FC Wacker Innsbruck mittlerweile 1.637 Mitglieder dabei sind, sind es beim Tiroler Tischfußballverband deutlich weniger. Seit 2005 gibt es den Verein „table soccer“ und seit 2006 die Landesmeisterschaften. Während der FC Wacker Innsbruck in letzter Zeit Mitglieder gewonnen hat, geht es beim Tischfußballverband etwas zurück. „Natürlich war früher mehr los und die Anzahl der Mitglieder etwas höher, dafür ist aber das Niveau bei den Spielen höher geworden“, führt er seine pragmatische Sicht aus, doch wird in letzter Zeit vor allem in einem bei Studenten sehr beliebten Lokal für regelmäßig stattfindende Turniere geworben und so versucht wieder mehr Leute zur Randsportart „Tischfußball“ zu bringen. Im Gegensatz zum „normalen“ Fußball, wo das außergewöhnliche Tiroler Fußballtalent noch immer schmerzhaft gesucht wird, scheint man es in Tirol gefunden zu haben. So lässt im Tiroler Fußballverband ein 9-jähriger seine älteren Gegner im wahrsten Sinne des Wortes alt aussehen. Dass der Sport auch eine andere Richtung einschlagen kann, zeigt sich im Osten von Österreich. Dort hat der SKN St. Pölten seit Februar eine Tischfußballsektion.
Lohnend oder nicht, ist nicht wichtig.
Dass Tischfußball eine Randsportart ist, sieht man auch an den Preisgeldern der großen Turniere. Meistens reichen sie gerade um die Reisekosten abzudecken bzw. um sich das ein oder andere Bier zu gönnen. Doch es muss ja am Ende des Tages nicht immer darum gehen, ob es lohnend im Sinne eines materiellen Verdienstes ist. Ein Sieg oder, wie in meinem Fall, ein erzieltes Tor gegen den Vize-Staatsmeister können auch schon einen Abend „lohnend“ machen. Und so werde ich mich wohl des Öfteren auf den Weg zum Innsbrucker Tischfußballverein machen, um dort den ein oder anderen „großen“ Erfolg zu feiern. Falls der ein oder die andere Leser/in auch Interesse haben, so sei an die Homepage des Tiroler Tischfußballverein (www.tfb-tirol.at) verwiesen, die die Kontaktadressen der fünf Tiroler Vereine beherbergt und auch andere Infos bereitstellt.