Hat Roland Kirchler den Schlüssel überhaupt gesucht?
Alljährlich grüßt bei den verschiedensten Kommentatoren und selbsternannten Experten des FC Wacker Innsbruck das Murmeltier. Jede Position wird hinterfragt und es wird das alljährliche Gedankenexperiment angestellt, den Verein neu aufzustellen und ihn deshalb nur mit jungen Tiroler Talenten spielen zu lassen. In der Ausgabe vom 15. September 2016 der Tiroler Tageszeitung ist nun wieder soweit, daher auch wieder einmal ein Kommentar. Dieses wird seine gestellten Fragen, die zumindest für ihn unbeantwortet bleiben, beantworten.
„Sind die falschen Leute am Ruder?
Provokant formuliert: der Klassiker unter den Fragen. Doch diesmal scheint es eher eine rhetorische Frage zu sein, denn einem Vorstand, der in den letzten Jahren den Verein de facto neu aufgesetzt hat und auch die Schulden los werden konnte, als „falsche Leute am Ruder“ zu bezeichnen, ist wohl etwas komisch. Vergleicht man den derzeitigen Vorstand mit dem vorhergehenden, der fast unter denselben Bedingungen arbeiten musste, ist es wohl klar, dass es der Vorstand nicht sein kann. Will man eine Kritik an Generalmanager Alfred Hörtnagl formulieren, dann klingt das etwas lustig. Und, so ehrlich muss man auch sein, ist es auch. Unter dem amtierenden Generalmanager wurde nicht nichts getan. Allein das Interview vor zwei Wochen, abrufbar im Pressespiegel des tivoli12 magazin, zeigte deutlich, dass nicht nur kurzfristige Pläne vorhanden sind, sondern auch in die Zukunft gedacht wird.
Haben wir in Tirol zu wenig Geld für Spitzenfußball?
Diese Frage ist ziemlich einfach zu beantworten: Ja. Natürlich hat man in Tirol zu wenig Geld für Spitzenfußball übrig. Der immer wieder geforderte Großsponsor ist genauso unrealistisch, wie dass nur durch Tiroler Unternehmen der FC Wacker Innsbruck sein Budget vergrößern kann. Doch, das wäre ein anderes Thema, das man in einem eigenen Kommentar behandeln könnte. Vergleicht man beispielsweise die Budgets der anderen Konkurrenten, wie LASK und Horn, so ist der FC Wacker Innsbruck in dieser Tabelle lediglich Nummer drei. Die Frage ist auch, wenn dauernd nur negative Grundstimmung von einigen Journalisten erzeugt wird und deren persönliche Wunschvorstellungen in die Berichterstattung einfließt, dann ist es halt auch schwer den Verein positiv zu vermarkten. Aber, die Wahrscheinlichkeit an ein Umschwenken einiger Journalisten in dieser Frage ist genauso hoch, wie, dass beim FC Salzburg in Zukunft die besten Spieler nicht an Leipzig weitergeschickt werden.
Fehlt die nötige Infrastruktur?
Erneut eine simple Antwort: Ja, definitiv. Wie bekannt sein sollte, weichen die Profis des FC Wacker Innsbruck jeden Dienstag ins Stubai aus, um dort unter perfekten Rasenbedinungen ihre zwei Trainingseinheiten abhalten zu können. Denn der W1 muss ja für alle möglichen Zwecke, unter anderem für einen Snowboradcontest im Winter, herhalten. Dass der Kunstrasenplatz selbst für den Nachwuchs nicht sonderlich geeignet ist, da er zu kurz und zu eng ist, ist schon länger bekannt. Hier trifft sich wieder die altbekannte Formel: Wir (Politik, Medien, Umfeld) fordern einen möglichst erfolgreichen FC Wacker Innsbruck, doch bereit seine Anliegen zu unterstützen, bspw. eine bessere Grundinfrastruktur, ist man wenig bis gar nicht. Auch, dass die Akademie nur einen einzigen Kunstrasenplatz zur Verfügung hat und ansonsten die Anlagen der USI nutzen muss, zeigt ein generelles Problem auf. Nämlich, dass Fußball Tirol nicht bereit ist, mehr zu investieren und die Strukturen zu vereinheitlichen.
Gibt es keine Talente mehr?
Die letzte Frage ist wohl mit einem „vielleicht“ zu beantworten. Defintiv klar ist jedoch, dass seitens des FC Wacker Innsbruck mit dem „Profiles“ Projekt extrem gut gearbeitet wird und die ersten Erfolge sich in der Regionalliga West zeigen. Obwohl ein sehr großer Umbruch in der zweiten Mannschaft stattfand, konnte die zweite Mannschaft bisher überzeugenden Fußball liefern. Doch, es krankt nach wie vor an einigen Stellen. Dass beispielsweise der FC Wacker Innsbruck immer noch mit der Akademie Einsätze in der zweiten Mannschaft absprechen muss, ist eines von zahlreichen Themen. Dass man mit Hinweis auf Wattens dem FC Wacker Innsbruck nur unter erschwerten Bedingungen ermöglicht sich Talente frühzeitig zu sichern, ist ein anderes Kapitel. Hier beißt sich die Katze selbst in den Schwanz. Man will, dass der FC Wacker Innsbruck die Talente möglichst früh bindet, verkompliziert das Ganze und ist dann erstaunt, dass die Talente frühzeitig abwandern.
Eigene Idee
Meine eigene Idee ist nicht, wie Roland Kirchler populistisch fordert, eine neue Mannschaft aufzusetzen, sondern einfach den Entscheidungen der Verantwortlichen des FC Wacker Innsbruck zu vertrauen und ihnen durch Stadionbesuche dies zu signalisieren. Aus meiner Perspektive braucht es nicht den x-ten Anlauf mit immer noch für diese Liga überforderten Youngsters, sondern eben eine langsame, aber stetige Entwicklung. Die ersten Schritte wurden aus meiner Sicht gemacht. Das oben erwähnte „Profiles“ Projekt zeigt nach einem Jahr schon die ersten Früchte, der Verein ist finanziell gesund und auf der wichtigen Position des Generalmanager bzw. Sportdirektor sitzt eine Person, die sich die eigene Erwartung hoch angesetzt hat. Nämlich, dass von den Rahmenbedingungen der FC Wacker Innsbruck derart aufgestellt ist, dass man ihm im Spitzenfeld der dritten deutschen Bundesliga verorten könnte. Für all jene, die jetzt die Nase rümpfen. Ja, die Vereine, wie MSV Duisburg, VfR Aalen oder beispielsweise Hansa Rostock haben weit über den FC Wacker Innsbruck befindliche Strukturen.
Die oben gestellte Frage, ob Roland Kirchler nach dem Schlüssel überhaupt gesucht hat, kann jeder selbst mittels des Kommentars beantworten.
Am Ende des Tages sollten wir, auch, wenn es schwierig ist, den Verantwortlichen einfach Vertrauen und sie in ihren Bemühungen dadurch unterstützen, dass wir weiterhin hinter unserem Verein stehen und für ihn unermüdlich Werbung machen. Dass wir, wie gerne gesagt wird, das Feuer der Leidenschaft an immer mehr Leute weiter gegeben. Doch dafür müssen auch die Profis am Rasen ihren Beitrag leisten.