Geht doch
Was ist das für eine turbulente Woche in Schwarz-Grün gewesen!? Freitag vor einer Woche die peinliche und desaströse Vorstellung in Wien Floridsdorf. Ein Wechsel auf der wack(lig)eren Trainerbank schien logisch. Um nicht zu sagen – ein muss. Der Entscheid zog sich hin. Die Medien spekulierten bereits. Da ist gar zu lesen gewesen, unser Vorstand sei zerstritten. Alles Quatsch und das Vorgehen machte durchaus Sinn. Der „vorläufige“ Nachfolger des Italo Schweizers übt neben seinem Traineramt bei FCW II einen Beruf aus. Und so mussten laut Vorstandsmitgliedern erst sämtliche Modalitäten abgeklärt werden. Erst dann konnte die Beförderung verkündet werden. Jetzt war abzuwarten, wie unsere bereits vielgescholtene Mannschaft auf den Wechsel ihres sportlichen Lehrers reagierte. Und siehe da, die reagierte mit einem ganz anderen Auftritt als die Runden zuvor. Aber bitte, jetzt kein Strohfeuer. Beim Derby am Freitag muss der Rasen brennen!!!
Schwarz-grüne Depression
Im Vorfeld des Duells mit dem Tabellendritten KSV 1919 ist man im schwarz-grünen (Fan)Lager ja schon fast einer Depression nahe gewesen. Da ist einiges der vergangenen Jahre wieder hoch gekommen. Wie sollte das bloß weiter gehen? Aber während der Partie gegen Kapfenberg ist davon nichts zu sehen gewesen. Auf der Nordtribüne standen die Fans wieder enger zusammen um eine dichtere Atmosphäre zu erzeugen. Wie gewohnt wurde unsere Mannschaft von der ersten Minute weg angefeuert. Immerhin wollten an die 2000 Fans das Duell gegen den Tabellendritten sehen. Das ist zwar nicht zufriedenstellend, hebt sich aber auch nicht großartig von den Zuschauerzahlen der vergangenen Jahre ab. Man muss in dieser Liga schon was besonderes liefern, um Massen anzulocken.
Ein Spiel nach dem Geschmack des Publikums
Die, die gekommen sind, standen von der ersten Minute an hinter den Schwarz-Grünen am Feld. Und die mussten ihr Kommen nicht bereuen. Das ist dann eher ein Spitzenspiel geworden, als eines des Tabellenachten gegen den Dritten. Zuerst im taktischen Bereich und in der zweiten Halbzeit über sehr weite Strecken geprägt durch Leidenschaft und Einsatz. Man muss schon sehr weit zurück denken um sich an solche Szenen und Balleroberungen zu erinnern, wie es vergangenen Freitag des Öfteren der Fall gewesen ist. In den letzten Minuten des Spiels warf der KSV alles nach vorne und ist durch seine schnellen Spitzen auch öfters gefährlich vor unser Tor gekommen. Das ist dann wahrlich nichts für schwache Nerven gewesen. Zeitweise konnte man gar nicht mehr hin schauen. Aber diesmal passierte kein Fehler, kein dummer Lapsus und unser Torwart Pascal Grünwald zeichnete sich dieses mal mehr durch seine Taten, als Worten aus (endlich!). Da hallte es von unserer Tribüne gar „wir haben Grünwald und ihr nicht“ Auch nicht schlecht. Knapp ist es dann doch geworden, aber der Sieg ist mehr als verdient gewesen. Vor der Kapfenberger „Schlussoffensive“ hätten die Unseren bereits mit zwei Toren Vorsprung führen müssen. Aber die Art und Weise wie dieser Sieg eingefahren wurde, gibt ausreichend Grund zur Hoffnung. Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. In Wattens (Freitag 20.30 Uhr) muss nachgelegt werden! Dann sieht die schwarz-grüne Welt schon wieder ganz anders aus. Und ich werfe jetzt zwei Euro ins Phrasenschwein.
Da fehlt etwas
Wer vor dem Spiel das Abspielen der Vereinshymne erwartet, der wird schon seit einiger Zeit enttäuscht. Nach dem siegreichen Spiel sind wir eigentlich gewohnt, unser Sierra Madre zu hören. Beides fehlt mittlerweile am Tivoli. Das ist sehr schade und sollte demnächst thematisiert werden. Da fehlt etwas.
Trotzdem wurde dieser so überaus wichtige Sieg ausgiebig gefeiert. Das neue Wir-Gefühl demonstrierte unser Team mit einem Kreis im Mittelfeld. Dann gings zur Nord. Da waren sich einige von ihnen aber uneinig, ob die mit ihren Fans (die ja zurecht sauer gewesen sind) die Jubelwelle machen sollten oder nicht. Aber angetrieben von Sebastian Siller wurde dann doch mit den Fans gefeiert. Nichts ist schnelllebiger als der Fußball. Bietet man in Wattens am Freitag eine ähnliche Leistung, vergibt man sehr schnell.
Wacker, ein Leben lang stehen wir zu dir
Und dass die Fans sehr schnell vergessen und Niederlagen verzeihen, sieht man an unserer Vergangenheit. Nach dem Aufstieg 2010 und den Auftaktsieg gegen Rapid Wien (4:0) machten sich tausende Schwarz-Grüne auf den Weg nach Salzburg zum (falschen) Derby. Jedoch wurde dieses Spiel regelrecht weg geschwemmt und die Karawane musste wieder umdrehen. Das Spiel wurde abgesagt und am 27. Oktober 2010 nachgetragen. Da wurden nach dem anfänglichen Höhenflug schon einige Spiele verloren. Und genau drei Tage vor diesem Nachtragspiel unterlagen die Schwarz-Grünen am Tivoli dem FC Salzburg mit 0:1. Und dann ging es genau dorthin An die 1500 Fans begleiteten unsere Mannschaft und machten dieses Auswärtsspiel zum Heimspiel. Was aber nichts nützte. Die Unseren verloren sang und klanglos mit 0:4. Dann ist Schlusspfiff gewesen. Die Mannschaft kam geknickt zu unserem Sektor um sich zu verabschieden. Aber was war da – die wurden gefeiert als hätte man gerade 4:0 gewonnen. Die Mannschaft wollte von dannen ziehen, wurde aber zurück gerufen. Die Feierei hörte nicht auf. Der Sektor lehrte sich kaum. 0:4 verloren und unser Team machte die Welle vor den Sektor. Das habe ich zuvor auch noch nie gesehen. Staunend und mit offenen Mund blieben die fast eine Viertelstunde vor unserem Sektor stehen. Darin ging die Post ab. Auch dann noch, als unsere Mannschaft längst unter der Dusche stand. Bis eine dreiviertel (!) Stunde nach dem Ende der Partie wurde da noch gefeiert. Gute Leistungen werden eben honoriert. Da kann man auch ein paar mal verlieren. Auch das ist Innsbruck – WENN die Mannschaft WIRKLICH alles gibt!