Das „Gemeinsam“ muss bleiben
Was war immer die die besondere Stärke des FC Wacker Innsbruck? Der Zusammenhalt zwischen der Vereinsführung, den Fans und auch den sportlichen Bereichen. So ging es gemeinsam seit der Neugründung einer Acherbahnfahrt gleich einmal nach oben und einmal nach unten. Trotzdem, der Kern blieb immer bestehen. Und Respekt voreinander. Es würde gut tun, das weitere Handeln mit Bedacht zu wählen, denn in der bisherigen Saison wurde schon zuviel Porzellan zerschlagen.
Bei der außerordentlichen Generalversammlung zur Ausgliederung der Profiabteilung wurde der Slogan „Gemeinsam aufsteigen 2016/17“ erstmals öffentlich postuliert und den Mitgliedern ein Aufstiegsbudget präsentiert. Aufbruchstimmung rundum, Probleme wurden zugunsten des gemeinsamen Zieles hintan gestellt und seit Jahren des sportlichen und wirtschaftlichen Darbens kam beim geneigten Wacker-Fan endlich wieder so etwas wie Euphorie und positive Grundstimmung auf. Und nicht nur da: Dem Vernehmen nach waren auch Sponsoren vom auf Erfolg gerichteten Ziel begeistert und die Journaille des Landes konnte wieder positiv über DEN Traditionsverein des Landes berichten.
Mit Alfred Hörtnagl hatte sich als General Manager eine sportliche Galionsfigur am Tivoli eingefunden. Mit Maurizio Jacobacci wurde dann noch ein Trainer installiert, der in seinen ersten Stellungnahmen weiter das inzwischen recht ordentlich angewachsene Pflänzchen Hoffnung nährte. Und über allem stand GEMEINSAM. Dieses gemeinsam wurde dann auch beim Tag der offenen Tür propagiert und trotz durchwachsener Frühjahrssaison 2015/16 kamen weit über 1000 Fans. Die Vorbereitungsspiele waren auch ganz ordentlich, die Mission konnte beginnen – Na bumm sofort setzte es im Cup gegen einen Aufsteiger in die RLO das Aus.
Egal, es geht um den Aufstieg und auch die Fans verziehen der sportlichen Abteilung und auch der Mannschaft diesen Ausrutscher. Was dann in der Meisterschaft geboten wurde, war aber die wahrscheinlich bitterste Enttäuschung in den vergangenen Jahren. Der Trainer, zuerst als Heilsbringer (Messias) gefeiert, wurde ans Kreuz genagelt. Die Fans reagierten bis zum Auswärtsspiel gegen Wattens mit allen Mitteln, die ihnen zur Verfügung standen. Trainingsbesuch, voller Support, eine Halbzeit kein Support. Soweit so gut, oder auch nicht. Denn egal was passierte, die elf Herren am Platz reagierten nicht. Dazu kam, dass man trotz Abstiegsplatz an der Parole „gemeinsam aufsteigen“ festhielt. Wurden durch die Mannschaft seit Beginn der Spielzeit 2016/17 die geweckten Erwartungen vollständig enttäuscht, so führte der Slogan dieses grandiose Versagen Fans und Mitgliedern immer wieder ebendieses und die enttäuschten Erwartungen vor Augen.
Im Vorfeld des Spiels gegen Wattens wurde medial aber auch vom Heimverein in Richtung Wacker und vor allem in Richtung der Fans gezündelt. Dazu hatte der Premierensieg unter Thomas Grumser gerade wieder sowas wie Hoffnung aufkommen lassen. Doch wieder gab es die Frustration postwendend. Die Mannschaft präsentierte Schwarz-Grün in einer Art und Weise, die heute noch für Übelkeit sorgt.
Stimmt, alles keine Entschuldigung für das, was nach dem Spiel passierte. Soll es auch nicht sein. Es geht hier auch nicht in erster Linie um diese Vorkomnisse, es geht eher um die Frustration und Resignation der einst großen Fanlandschaft des FC Wacker Innsbruck. Und damit geht es auch um den FC Wacker Innsbruck. „Gemeinsam aufsteigen“ hätte die Parole für heuer sein sollen, das gemeinsam sollte bleiben, denn nur gemeinsam wird man den Verein stabilisieren können. Es hat keinen Sinn, wenn jeder den Karren von einer anderen Seite anschiebt. Es bringt jetzt, nachdem das Kind schon mit dem Bad ausgeschüttet wurde, nichts, die Fronten zu verhärten.
Ausschreitungen – in welcher Form auch immer – und Gewalt haben in unserer Gesellschaft, in unserem Verein keinen Platz! Vor wenigen Jahren hatte der FC Wacker Innsbruck zusammen mit der Faninitiative, dem Land und der Stadt die Fanarbeit Innsbruck aus der Taufe gehoben und somit aktiv gegen solche Vorkomnisse Vorsorge getroffen. Leider fiel dieses erfolgreiche Projekt 2013 den Finanzen zum Opfer. Die Unterstützung der öffentlichen Hand wurde eingestellt. Man versuchte auf ehrenamtlicher Basis weiterzuarbeiten, musste aber erkennen, dass dies nicht gelingen kann. Gerade in Zeiten wie diesen wäre aber das eine wesentliche Säule zur Vermeidung solcher Vorkommnisse und könnte vorallem Fans, Mannschaft und Funktionäre wieder einander näher bringen.
Was einzig und allein übrig bleibt ist zu hoffen, dass alle von Fan, Mitglied, Spieler bis hin zum Funktionär die nächsten Wochen mit viel Bedacht handeln und alle Seiten versuchen wieder aufeinander zuzugehen. Denn im Moment wäre das Fatalste für den Verein, wenn diejenigen, die sich noch für Schwarz-Grün einsetzen und sich zu Wacker Innsbruck bekennen, gegeneinander agieren würden.