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Furchtbares und Unverständliches

Das hätte am Freitagabend ein absolutes Spitzenspiel am Tivoli sein sollen. Vor Beginn dieser Saison gab es in Innsbruck überhaupt keine Zweifel wer Meister werden wird. Der FC Wacker Innsbruck natürlich. Dieses wurde sogar so laut in die Tiroler Landschaft hinausposaunt, dass das Echo mehrfach von der Nordkette zurück hallte. Aber wer jetzt denkt, die Innsbrucker brüllten am lautesten, der irrt gewaltig. „Hop hop hop, in die Championsleague“, tönte es da einst aus der Vereinszentrale des neuen „weißen Balletts“ aus dem Waldviertel. Das Projekt SV Horn ist mit großen Ambitionen in die Saison gestartet. Bis jetzt spielten die aber im Profigeschäft nur den sterbenden Schwan. Und unser FC Wacker Innsbruck: Hat immerhin im Duell Meisterschaftskandidat gegen Championsleagueanwärter einen Punkt geholt und den Kasten sauber gehalten. Also alles paletti? Mitnichten!

 

Furchtbar

Was ist nach dem Sieg gegen den Linzer ASK nicht alles zu lesen und zu hören gewesen? Unsere Fanclubs können bleiben, wo sie sind. Es geht auch ohne. Sicher geht es ohne Unterstützung auch. Was hätten wir denn früher getan? Nur, ob so etwas erstrebenswert sein sollte, bleibt dahin gestellt. Wenn man in einem Spitzenspiel siegreich bleibt, wird vieles kaschiert und das Publikum ist zufrieden. Wie ist das aber am Freitag gewesen?
1537 Zuseher sollen es gewesen sein. Weiß jetzt nicht, aber erfahrungsgemäß dürften das wohl kaum über 1000 gewesen sein. Rechnet man jetzt die leer gebliebenen Sitze und Plätze der daheim gebliebenen Abonnenten wieder dazu? Wahrscheinlich, denn sonst kommt man wohl nicht auf diese Zahl.
Die Unseren spielten schlecht. Trotz einer Passquote von 75% ist der entscheidende und öffnende Pass nie angekommen. Ein Durchkommen durch die gegnerische Defensive ist so jedenfalls schwer möglich. Außerdem hatten die körperlich robuster wirkenden Niederösterreicher die absolute Lufthoheit. Und hätten die japanischen Scharfschützen ihr Visier besser eingestellt gehabt, so wäre diese Partie wohl zur Pause entschieden gewesen. So etwas nenne ich Harakiri in Schwarz-Grün.

Noch furchtbarer

In den letzten Minuten gaben unsere Kicker aber so richtig Gas. Es ist halt schwierig zu gewinnen, wenn man lange Zeit ohne echten Stürmer auskommt. Was aber das richtig gruselige dieser „Schlagerpartie“ gewesen ist, waren die gut hörbaren Kommentare und Rufe aus dem Publikum. Es kam zu keinen Anfeuerungen und keiner Atmosphäre im Stadion. Oder doch – eine Furchtbare! Praktisch jeder Pfiff, jeder Schrei und jeder geäußerte Unmut drang nach unten durch. Das Meiste davon wenig druckreif. Das kritisierte sogar unser Trainer nach dem Spiel. Die Ansprüche sind in Innsbruck eben größer, als anderswo. Die Leistung der Mannschaft macht ständig einen Purzelbaum nach rückwärts und der Verein stagniert seit Jahren. Das ist schwer zu verstehen, zumal auch jene Prügelknaben ausgehen, denen man eine Mitschuld an dieser Misere zuschieben könnte.

Warum funktioniert es anderswo?

Beispiel Altach: Was haben wir mit denen vor einigen Jahren noch gemacht. Die sind für unseren FCW kaum ein Gegner gewesen. Und wie viele unserer Fans wollten damals den 5:0 Sieg der Unseren am Tivoli sehen? Genau – über 8000 haben gesehen, wie wir die Gsis „geputzt“ haben (Regionalliga). Nun mischen die die Bundesliga auf und wir müssen miterleben, wie man sich vor kaum 1500 Hartgesottenen am Tivoli gegen jeden Aufsteiger abmüht und nicht gewinnen kann. Ein Trauerspiel…
Obwohl, gewonnen hätten wir ja. Hätte das Schiedsrichtertrio nicht Sushi in den Augen gehabt und ein (reguläres) Tor von Alexander Gründler wegen Abseits aberkannt. Dessen Reaktion nach dem Schlusspfiff ist die Beste an diesem Abend gewesen. Der warf wutentbrannt sein Trikot in den Kabinengang. Gut so . Einmal mehr Reaktionen, mehr Aggressivität und sich nicht ins eigene Schicksal ergeben!

Oh wie ist das furchtbar (unverständlich)

Jetzt wäre endlich Ruhe eingekehrt. Die leidigen Tiroler Derbys schienen schon fast vergessen. Kaum jemand redet noch davon. Immerhin ist unser FCW ja seit fünf Spielen ungeschlagen. Auch wenn die Punkteteilungen nicht zufriedenstellend sind, verloren hat man ja auch nicht. Was machen aber unsere Vereinsverantwortlichen? Die geben eine Aussendung zur Thematik Wattens heraus, die Insider so nicht verstehen. Statt Ablenkungsmanöver von indiskutabelne Leistungen auf dem Feld zu starten, sollte man sich Gedanken machen, wie man aus der schwarz-grünen Dauerkrise endlich wieder heraus kommt. Nicht nur, dass sämtliche Medien wieder hellwach geworden sind und freudig auf diesen Zug aufgesprungen sind, es wurden ja keinerlei neue Erkenntnisse zu den Vorfällen von Wattens erwähnt. Für was dann eine Aussendung? Vielleicht übt man sich an der Stadionstraße 1 schon einmal im Eigentore schießen. Bleibt die Frage, ob er Zeitpunkt dieser Aussendung für den FCW nicht auch so etwas wie Harakiri bedeutet.
Zumindest wurde aber ein Projekt mit Fans wieder medial thematisiert, das einst als Österreichisches Vorzeigeprojekt gehandelt wurde und dann viel zu früh aus finanziellen Gründen wieder eingestellt wurde.
Ich für meinen Teil erwarte mir nun mehr Leistung und weniger solcher Aussendungen zum absolut falschen Zeitpunkt und wünsche unseren Lesern eine angenehme Länderspielpause.

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Autor: Rudolf Tilg

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