Ein bitterer Herbst
Das Jahr 2016 neigt sich dem Ende zu. Während anderswo die Kugel noch rollt, befindet sich hierzulande der Fußball im „Winterschlaf“. Das ist die Zeit in sich zu gehen, neue Kräfte zu sammeln und das Jahr Revue passieren zu lassen. Und da gibt für den FC Wacker Innsbruck und seine Fans so einiges aufzuarbeiten.
Der Herbst
Die Schwarz-Grünen gingen vor einem Jahr ja als Winterkönig in die Pause. Aber als der Schnee taute, verblühten die Hoffnungen auf den Thron in der Endtabelle wie die Schneeglöckchen nach der großen Schmelze. Unser FCW konnte die Meisterschaft 2015/16 auf dem dritten Platz abschließen – allerdings 21 Punkte (!!!) hinter dem Meister aus St. Pölten…
Dieser dritte Platz verleitete dazu den Blick nach oben schweifen zu lassen und gipfelte im Slogan „GEMEINSAM AUFSTEIGEN“. Große Erwartungen wurden geschürt. Das erkannte man schon beim Tag der offenen Tür am Tivoli. Über 2000 Fans sind kurz vor Meisterschaftsbeginn gekommen, um ihr Bekenntnis zum FC Wacker Innsbruck zu zeigen und waren neugierig auf das Team, dass den Schwarz-Grünen den Aufstieg erspielen sollte.
Aber nicht nur der Test gegen einen deutschen Drittligisten ging schief, sondern auch die erste Gradmessung im ÖFB-Cup gegen den Aufsteiger in die Regionalliga Ost, SC Mannsdorf. Alles Weitere braucht man eh nicht weiter aufzuwärmen. Unser FCW kam und kam nicht aus den Starthaus. Besonders schmerzlich sind die Niederlagen in den Tiroler Derbys gewesen. Und dabei wurde doch so Großes angekündigt. Mit schweizer Expertise sollte der Sprung nach oben gelingen, doch so mancher altgediente Profi wollte da nicht mitmachen. Zu lange Trainings, zu eigenwillige Vorstellungen, zu kompliziertes Spielsystem und zu autoritäres Auftreten waren einige Kritikpunkte der Mannschaft. Das eigene Versagen auf dem Platz wurde beflissentlich ausgeklammert – bis Maurizio Jacobacci entlassen wurde.
Und eines muss man leider auch sagen, die erste volle Transferperiode unseres GM Alfred Hörtnagl konnte mit seinen selbst in die Höhe geschraubten Erwartungen nicht mithalten. Alleine die Tatsache, dass mit Patrik Eler als Sechster nur ein einziger Schwarz-Grüner in den Top Ten der Torschützenliste auftaucht spricht schon Bände. 18. ist Thomas Pichlmann mit vier Treffern. Die weiteren Innsbrucker sind da gar unter ferner liefen (siehe http://www.bundesliga.at/de/sky-go-erste-liga/statistik/tore/torschuetzenliste/ ).
Mit der Bestellung von Thomas Grumser als Cheftrainer kam dann eine gewisse Wende. In einer „Grumser-Tabelle“ würde der FCW sogar von der Tabellenspitze lachen. Nur hat man davor entscheidende Punkte verschenkt und 12 Punkte in 16 Spielen aufzuholen, halte ich für wenig realistisch. Was wäre möglich, wenn alleine gegen die Aufsteiger mehr gepunktet worden wäre? – Das große Ziel wäre in Reichweite, aber da „konnten“ ja so manche Spieler ihre Leistungen „wegen des Trainers nicht abrufen“…
Die Fans
30.408 Fans haben in den neun Herbstspielen die Drehkreuze am Tivoli durchschritten. Das sind um 11% weniger als noch vor einem Jahr zu dieser Zeit. Eigentlich eh noch erstaunlich, wenn man bedenkt, dass wir vor einem Jahr Tabellenführer gewesen sind. Herausragend dabei natürlich das Tiroler Derby mit 9029 Zusehern. Und dennoch, trotz teilweise desolaten Leistungen der Unseren ist am Tivoli zumeist einiges los gewesen. Zumindest bis zum zweitem Tiroler Derby.
In der Fremde könnte man die Spiele bei den Linzer Traditionsklubs hervorheben. Das Auswärtsspiel beim LASK ist dabei richtig gut gewesen. Und zum Tiroler Derby hatten sich die schwarz-grünen Fans rund um dieses Spiels so einiges einfallen lassen. So kam es in der Marktgemeide Wattens gleich zu zwei Fanmärschen, so wie einem Mopedkorso von Innsbruck herunter, einer Feier am Kirchplatz und einer richtig guten Stimmung mit toller Choreographie im Alpenstadion. Darum würden uns wahrscheinlich die meisten aus unserer obersten Liga beneiden. Leider spielte die Mannschaft in der Kristallmetropole derart lustlos und ohne Feuer, dass es in den Köpfen einiger Fans regelrecht explodierte. Anscheinend hatten die zu viel Feuer und Dampf in ihren Kesseln. Jedenfalls reichte es den Anhängern des FCW gewaltig! Spieler ohne Feuer, Fans mit zu viel davon – das ist eine explosive Mischung, die zur Erruption wurde.
Es kam zum Bruch mit der Mannschaft. Nach sehr vielen Schritten, die allesamt keine Wirkung zeigten, wollte man von Seiten der organisierten Fanszene mit einer drastischen Vorgangsweise ein mehr als deutliches Zeichen setzen. Die Spiele der Profis wurden bis zur Winterpause boykottiert. Und anscheinend hat es genützt. Mit klareren Köpfen wären wir nun erster. Wären nicht die peinlichen Darbietungen der Spieler in den Runden zuvor gewesen…
Seitdem wurde von vielen unserer Fanszene kein Spiel mehr der Kampfmannschaft besucht. Zumindest nicht, auf deren angestammten Platz.
Die Konkurrenz
Dass der Linzer Athletiker Klub vorne liegt, ist auch so zu erwarten gewesen. 12 Punkte liegen die vor uns. Wahrscheinlich zu viel, um da noch was machen zu können. Selbst wenn die Unseren die noch ausstehenden beiden Duelle gegen die Linzer gewinnen sollten. Da müssten die Schwarz-Weißen schon einen Einbruch erleiden.
Und dann hat man noch den Konkurrenten aus Vorarlberg. Fast wären die in der Liga komplett enteilt. Aber gegen Ende der Herbstsaison verließ sie etwas die Konstanz. Aber eines gilt für beide Konkurrenten gleichzeitig – ihr Publikum hat deren guten Leistungen wenig honoriert. Beide lockten jeweils 800 Fans weniger im Schnitt in ihre Stadien, als unsere Schwarz-Grünen.
Da läge noch der KSV 1919 in der Tabelle vor uns. Dass die noch einmal entscheidend eingreifen könnten, ist eher unwahrscheinlich. Und 888 Zuschauer im Schnitt sind im Profifußball eher beschämend.
Am interessantesten ist aber sicher das Antreten der WSG Wattens in unserer Liga gewesen. Aus der Kristallmetropole sind ja schon seit einiger Zeit große Töne zu hören gewesen. In Wattens will man Nummer eins im Land werden. Noch sind die jedenfalls sehr weit davon entfernt. Trotz einem Heimspiel mehr am Konto, besuchten das Alpenstadion in etwa halb so viele Zuschauer wie das Innsbrucker Tivoli bis zur Winterpause. Und wenn Zeitungen titeln, die hätten mit weniger mehr erreicht, frage ich mich, wo das „MEHR“ denn so geblieben sei. Die Derbys haben sie gewonnen. Peinlich geug für den FCW, aber aus Sicht der WSG überlebenswichtig, sonst würden sie sich nämlich auf einem Abstiegsplatz wieder finden. Aber eines ist auch ganz klar. Die spielen keine schlechte Saison und erfrischenden Fußball. Die Grün-Weißen sind daher eine Bereicherung für diese Liga. Jedoch entgegen so manch anderer Meldungen wurde das mit weit weniger (!) einheimischen Spielern erreicht, wie das in Innsbruck der Fall ist (siehe Österreicher Topf der Bundesliga).
Der FC Wacker Innsbruck
Unser Image wurde schon sehr in Mitleidenschaft gezogen. Dafür können die so leidgeprüften wackeren Anhänger landauf, landab nichts dafür. Es würde nicht so extrem viel brauchen, um unseren FC Wacker Innsbruck wieder salonfähig zu machen. Das Potential dazu wäre vorhanden. Nur das Bekenntnis zum Fußball im hl. Land Tirol fehlt komplett. Da kann man dann schon mal neidisch in andere Regionen blicken. Da funktioniert es und bei uns macht man eher einen Sechser im Lotto als ein Bekenntnis zum Fußball zu sehen. Dabei hätte der FC Wacker Innsbruck einiges anzubieten. In der ewigen österreichischen Tabelle wären wir Vierter. In der Geschichte des österreichischen Profifußballs ist unser FCW der dritterfolgreichste Klub im Staate. Sowohl in der Meisterschaft, als auch im Cup. Bleibt zu hoffen, dass das nicht ganz vergessen wird und dass de Verantwortungsträger des FCW ihre Hausaufgaben nie vergessen…