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Feel the Bern? Burn!

Also, nein, es geht hier nicht um ein Business, das eine ganze Region am wirtschaftlichen Gängelband hält, dessen Auslagerungspläne eine ganze Gemeinde ins Chaos stürzen und bei dem gefühlt jeder Einwohner angestellt ist. Also nicht Charles Montgomery Burns und Springfield (Anm.: Die Simpsons). Es geht hier auch nicht um die helvetische Stadt, um ein Schweizer Revival, das Wacker wieder zurück auf Schiene bringen soll. Das dicke Plus in der Flagge der Eidgenossen war hierzulande nicht mehr als ein ausgabenseitiges Plus, das leider völlig ohne Wirkung blieb. Nein, es geht um die Rückkehr von ihm. Dem Bernie Sanders des FC Wacker Innsbruck, dem neuen alten Captain an Bord. Dem Präsidenten, auf dem die Hoffnung für eine bessere Zukunft liegt. Gerhard Stocker ist zurück, wohl DER Wintertransfer aus schwarz-grüner Sicht.

 
Feel the Gerhard

Nur, falls es hier zu Missverständnissen kommt: er ist nicht die Lösung. Aber er kennt die Probleme wie kaum ein anderer und bringt Lösungen, die überraschen mögen. Er denkt sozial und geht Wege, die nicht alle verstehen können. Doch er ist kein Theoretiker, sondern Business-Mann. Er träumt gemeinsam mit uns vom FC Wacker Innsbruck. Aber er ist kein Träumer, sondern Macher. Kein blonder Erbe eines Millionenvermögens, der durch charmantes Lächeln und unorthodoxem Umgang mit den Medien an die Macht gekommen ist. Also kein Trump. Sondern einer, der sich von unten hochgearbeitet hat, der in einer Garage in Pradl rumgeschraubt hat, der Klinken geputzt hat, der einen Betrieb aufgebaut hat, der ein unkonventionelles Entlohnungs- und Arbeitszeitmodell eingeführt hat. Auch gegen Widerstände. Und Widerstände gab es einige bei seiner Arbeit für den FC Wacker Innsbruck, den er übernahm, als sich in Tirol die Landespolitik schlagartig änderte und das schwarz-grüne Schiff führungslos dahinzuschippern drohte. Er gab dem Verein eine Heimat, ein Büro, als ihn niemand haben wollte. Er, der Wattener, brachte Feuer in die Herzen, musste aber auch mit dem Feuer spielen. Wurde alleine gelassen, haftete persönlich für die nicht eingehaltenen Versprechungen derer, die sich dann als Retter in der Not aufspielten. Wurde abgesägt von jenem Establishment, das sich zuvor noch im Lichte der Titel gesonnt hatte.
Bernie Sanders, Sohn eines Farblackverkäufers aus Brooklyn, mischte 2016 den demokratischen Vorwahlkampf in den USA auf, als parteiloser Senator. Nicht mit markigen Sprüchen und bedrohlichen Aussagen, sondern mit etwas, das die Medien und die Politik verstörte: mit der Wahrheit, die nicht schwarz-weiß war, sondern bunt. Mit ungewohnten Denkmustern und dem Finger in Wunden, die schmerzten, weil sie niemand wahrhaben und schon gar keiner erwähnen wollte. Bernie wurde dafür von den Massen geliebt, aber von oben abgesägt. Jetzt herrscht Trump, der selbstverliebte Blondschopf aus reichem Hause. Und man muss mit ihm leben, Jahre lang. Wer weiß, was übrig bleibt. In Innsbruck gibt es derzeit noch einen anderen Weg – aber nur, wenn ihn alle gemeinsam gehen, ohne Querschläger und Blockaden.
 
Feel the Dax

Stocker ist aber nicht der einzige Neuzugang in Innsbruck. Auf der Bank hat sich jemand eingefunden, der den Österreichischen Fußball so gut kennt wie kaum ein anderer. Mehr noch, der die zweite Liga so gut kennt wie kaum ein anderer – Karl Daxbacher. Mit ihm soll die Aufbauarbeit geleistet werden, die in der kommenden Saison zum notwendigen Aufstieg führt. Denn steigt man nicht auf… Daran will man gar nicht denken. Daxbacher kann mit dem Druck umgehen, dem langfristigen wie auch dem kurzfristigen vor dem Tiroler Derby gegen die WSG. Und er kennt das Gefühl, zu Siegen. Als Trainer des SKN St. Pölten machte er die Niederösterreicher zum Landesmeister, bei den Austria Amateuren brachte er den violetten Nachwuchs in die zweithöchste Spielklasse. Den LASK führte er in die Bundesliga. Bei der Austria wurde er beurlaubt, man könnte meinen, man war „tired of winning“. Nach dem Ausstieg von Stronach übernahm Sir Karl die Veilchen von Feuerwehrmann Constantini, wurde Cupsieger 08/09, Vizemeister 09/10, qualifizierte sich 10/11 zum dritten Mal in Folge für den Europa-Cup, erreichte zweimal die Gruppenphase. Vier Punkte lag man im Winter 2011 hinter dem Tabellenführer, Grund genug, beurlaubt zu werden. Heraus kam, ohne Daxbacher, Rang vier, 12 Punkte hinter dem Meister, einen Punkt hinter einem internationalen Startplatz. Diese Entlassung hatte Daxbacher, der mit der Austria 7mal Meister und 4mal Cupsieger geworden war, mit dem FAK 1978 im Pokalsieger-Finale stand, 712mal das violette Trikot übergestreift hatte, davon 502mal in offiziellen Spielen, geschmerzt wie kaum ein anderes Ereignis. Seine Reaktion? Zweimal Regionalliga-Meister mit dem LASK und Aufstieg in die Erste Liga, Meister mit St. Pölten und Aufstieg in die Bundesliga. Es gibt schlechtere Antworten.
 
Feel the Young Boys

Am Spielersektor hat sich nicht allzu viel getan. Michael Augustin, in der akutellen Saison noch ohne Einsatz in der Kampfmannschaft, wechselt leihweise zu Schwaz in die Regionalliga, um Spielzeit zu erhalten. Die Transfers von Rami Tekir zu den Lieferinger Jungbullen und Alexander Riemann zum LASK sind aus wirtschaftlicher, nicht sportlicher Sicht zu betrachten – man hätte sich wohl noch den ein oder anderen Übertritt mehr erhofft, um das Budget zu entspannen. Es gibt aber auch Neuzugänge, wenn auch nur leihweise. Felipe Dorta von den Amateuren des LASK, also Pasching, und Ante Roguljic von RB Salzburg, den Profis von Liefering. Gegengeschäfte, würde man sagen, wären die Jungs überteuerte Flugzeuge. Sind sie aber nicht, sie sind eigentlich große Fußballtalente, die auf ihrem Weg ins Stolpern gekommen sind. Der eine, Sohn von Alexandre Dorta, erhielt seine Ausbildung in Altach und Hütteldorf, kickte in Linz und bei Austria Salzburg. Ein Kreuzbandriss 12/13, ein lädiertes Kreuzband Ende 2013, ein Kreuzbandriss 14/15 – allein diese Verletzungen bedeuteten rund 600 Tage ohne Spiel, für einen jungen Kicker eine Ewigkeit.
Der andere, gebürtiger Kroate und seit der U15 in deren Nationalmannschaft tätig, kam 2013 zu Liefering, wurde zu den großen Bullen hochgezogen, doch nur, um verliehen zu werden. Praxis sammelte er in Split und bei der Admira. Sein Debüt im RB-Trikot gab er im Cup-Achtelfinale 2014, als er in der 88. Minute eingewechselt wurde, um in der 108. noch den 2:1-Siegtreffer zu erzielen. Am Tivoli, gegen den FC Wacker Innsbruck. Aktuell hat er nicht allzu viele Spiele in den Beinen, stoppte ihn ein Knieproblem im September 2016 in seinem Lauf. Wacker Innsbruck soll sein Sprungbrett zurück in den Salzburger Profikader sein.
 
Feel the burn

Bevor aber Wattens noch einmal am Tivoli vorbeischaut, gilt es, einen weiteren Zugang zu vermelden. Die Nord ist zurück. Geeint, in neuer Stärke, wird der FC Wacker Innsbruck ihre Kraft in seinem Rücken spüren und keinen Gegenwind. Die Herzen im Stadion müssen brennen, nichts anderes. Die Schwarz-Grünen werden es auch brauchen, denn wer seine Augen und Ohren bei den bisherigen Derbys offenhielt, der bekam auf den Tribünen eine Stimmung präsentiert, die Innsbruck nicht gefallen kann. Eine nicht gerade kleine Sympathie für den vermeintlichen Underdog, manchmal sogar eine unverhohlene Schadenfreude, auch von vermeintlich schwaz-grünem Urgestein. Und bevor man die falschen Schlüsse zieht – das Allermeiste dieser Stimmung geht ursächlich auf das Auftreten des Vereines zurück, in sportlicher Hinsicht wie in zwischenmenschlicher. Der Fehler muss bei sich selbst gesucht werden. Also bei uns allen. Der FC Wacker Innsbruck, wir alle, sind in der Bringschuld, wir müssen für ein positives Image sorgen, wir müssen die Hand ausstrecken, wir müssen Überzeugungsarbeit leisten, wir müssen zum Mitmachen einladen. Tradition muss gelebt werden, positiv, offensiv. Die Medien müssen überzeugt von diesem Verein sein, ob Print oder 2.0. Die Jungs am Feld, die brauchen nur gewinnen. Am besten klar und deutlich, denn die Nummer eins in Tirol kann nur Wacker Innsbruck heißen.

 

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Autor: Stefan Weis

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