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Spiel es einmal, Sam…

Eine Legende in Schwarz-Weiß. Die unumschränkte Nummer Eins im Genre. Bekannt und gern gesehen, wenn auch schon etwas angestaubt. Mit vielen bekannten, ja sehr vertrauten Namen. Und mit einer Vergangenheit, die Interpretationsspielraum lässt – hat man ja zwei Identitäten. Es könnte jetzt der LASK gemeint sein, verdienter Tabellenführer und wohl designierter Meister der Ersten Liga. Oder auch „Casablanca“, vor 75 Jahren in die Kinos gekommen und immer noch einer der besten Filme der Geschichte. Weltweit. Da können die Linzer nicht mithalten, die sind grad mal in Österreichs zweiter Stufe dominierend. Und selbst das möchte der FC Wacker Innsbruck gerne widerlegen.

 
Die üblichen Verdächtigen

Berühmte Namen pflastern den Weg. Humphrey Bogart, Ingrid Bergman, Jack L. Warner, die Brüder Epstein – sie spielten, produzierten, schrieben ein Meisterwerk, in dem Polizeichef Renault nach einem Anschlag zynisch meint: „Verhaftet die üblichen Verdächtigen.“ Puh, da hätte man zu tun beim LASK, denn auch dort pflastern bekannte Namen den Weg. Etwa Rene Gartler, der im ersten Duell dieser Saison das einzige Tor des Spieles erzielte. 20mal hat er bereits gegen Innsbruck gespielt, gegen keine Mannschaft öfter, dabei sechs Tore geschossen, drei aufgelegt, eine Dauergefahr. Das beweist auch der Blick auf die Torschützenliste, die er mit 12 Treffern unumschränkt anführt, gefolgt von Patrik Eler auf Rang 2 mit 8 Toren. Zwei weitere Schwarz-Weiße befinden sich unter den Top Ten. Auf Rang drei Fabiano de Lima Campos Maria, kein unbekannter Name am Tivoli, spielte er doch 63 Partien für Wacker und scorte 11mal. Nein, er spielte auch schon 10mal gegen Innsbruck, zwei Tore waren dabei sein Erfolg. Auf Rang neun findet sich auch noch Felix Luckeneder mit fünf Toren in dieser Saison, der Jungspund traf auch im zweiten Duell der Saison gegen den FCW nach Vorlage von Rajko Rep. Also eben jenem Slowenen, der mit Patrik Eler in Klagenfurt eine perfekte Partnerschaft bildete und in nur sechs Spielen bereits vier Tore und ein Assist gegen die Tiroler aufweist. Trainiert von Pliver Glasner, der als Innenverteidiger schon auf 40 Spiele, drei Tore und ein Assist gegen Schwarz-Grün zurückschauen kann und als Coach in sieben Spielen nur zweimal als Verlierer vom Platz ging, finden sich weitere „übliche Verdächtige“ in den Linzer Reihen – unter anderem Alexander Riemann, 24jähriger Deutscher, der erst im Winter vom Inn an die Donau wechselte, um dort gleich in seinem ersten Spiel seinen ersten Saisontreffer zu erzielen. Gut nur, dass auch Innsbruck einen Namen auf seiner Seite hat, der in der Stahlstadt mehr als nur bekannt ist: Karl Daxbacher war der letzte Trainer des LASK, der mit den Oberösterreichern in die Bundesliga aufstieg.
 
Ich seh dir in die Augen, Kleines!

Manche Spieler vertändeln einen Ball. Und manche Schauspieler vernuscheln einen Satz. Im Drehbuch soll ja gestanden haben „Here’s good luck to you, kid!“. Als Bogart die hübsche und zwei Zentimeter größere Schwedin Bergman vor sich stehen hatte, dürften ein paar Synapsen einen Irrläufer produziert haben. „Here’s looking at you, kid!“, murmelte er mehrmals. Was auch immer das bedeutet. Ein paar synaptische Kurzschlüsse dürfte es leider auch bei Wacker Innsbruck geben. Statt die Nummer eins im Land zu geben, die Tiroler Derbys zu gewinnen und damit auf dem zweiten Tabellenrang zu rangieren (und die WSG auf dem letzten Platz der Tabelle), verlor man bereits zum dritten Mal das Bruderduell und bringt sich selbst in eine nicht nur unangenehme, sondern für die Zukunft des Vereins gefährliche Situation. An der Niederlage der letzten Runde an sich gibt es nix zu deuteln, sie war klar und verdient, man kam mit dem völlig absehbaren Konzept der Wattener nicht zurecht, verlor mehr Zweikämpfe, wurde vor allem in den Laufduellen und bei langen Bällen ausgehebelt, konnte auf Grund individueller Schwächen im eins gegen eins keine Offensivgefahr aufbauen. Die Drei Mann mit den meisten Ballkontakten am Feld – Schimpelsberger, Hauser, Kobleder. Kein Wunder, dass man im Ballbesitz glänzt, wenn dieser tief in der eigenen Hälfte abläuft. Den Kleinen in die Augen schauen, das ist derzeit das große Problem des FC Wacker Innsbruck. Gegen den Tabellenletzten Blau-Weiß zwei Punkte, gegen Horn gar nur einen, bei Wattens drei Niederlagen – man bräuchte derzeit Bogarts Plateau-Schuhe, um den Kleinen in die Augen schauen zu können. Gegen Tabellenführer LASK holte man drei Punkte, gegen Liefering vier, gegen Kapfenberg sechs. Innsbruck scheint nicht Regie führen zu wollen, sondern nur auf spielmachende Mannschaften reagieren zu können. Für jemanden, der aufsteigen will, der die Bundesliga anstrebt, ist das deutlich zu wenig. Die wichtigsten Oscars werden an leading actors, an führende, an bestimmende verliehen. Derzeit hat Innsbruck nichts am red carpet verloren.
 
Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft

Auch für den ASK sah es lange danach aus, als würde man lebenslang nur mehr den supporting actor geben und mit der Hauptrolle nichts mehr zu tun haben. Doch ein anständiger Batzen investiertes Geld und überraschend viel Zeit für den zunächst erfolglos scheinenden Trainer scheinen derzeit der Beginn einer wunderbaren Freundschaft zu sein. Eine Freundschaft, die man in Linz lange mit Sir Karl hatte. 43 Punkte aus 21 Spielen, die beste Erstligasaison seit 2006/07 ist derzeit am Laufen, vor zehn Jahren hatte man noch fünf Punkte mehr am Konto stehen, stieg in dieser Saison auch auf und schwor Daxbacher ewige Treue, ließ ihn aber ein Jahr später zu seinen geliebten Veilchen nach Favoriten ziehen. Bei seiner Rückkehr zu Schwarz-Weiß war die Freundschaft etwas abgekühlt, die verpasste Relegation schmerzte,  nach dem Aufstieg erhoffte man den Durchmarsch, und als ein schwaches Frühjahr den ASK auf Rang drei fallen ließ, ließ man auch Daxbacher fallen. Gut, Martin Hiden und Alfred Olzinger konnten die Situation nicht sonderlich verbessern. Lagen die Linzer zu Sir Karls Abgang vier Punkte hinter dem Tabellenführer, waren es nach Hiden elf Punkte (und in dieser Phase die schlechteste Mannschaft mit nur zwei Siegen in zehn Spielen), am Ende der Saison fünfzehn Zähler. Da musste Daxbacher eigentlich froh sein, dass die Freundschaft beendet wurde. Innsbruck stand, nebenbei, bei Daxbachers Abgang auf dem letzten Tabellenplatz, sah schon wie der Absteiger aus, konnte sich aber in den letzten Runden noch einmal aus der Bredouille ziehen. Mit Daxbacher geht es jetzt für Schwarz-Grün gegen Schwarz-Weiß, gegen das Team, das der St. Pöltner in 21 Begegnungen schon 13mal besiegen konnte, gegen das er einen Punkteschnitt von 1,9 aufweist. Der LASK ist aber derzeit das Team, das mit sechs Spielen in Folge die längste Siegesserie aufweist, das gerade den Mix RB-Akademie/Youth-Team Salzburg, der als Liefering außer Konkurrenz in der Ersten Liga mitkickt, mit 3:0 abmontierte, der nach Liefering der beste Verwerter von Torchancen ist, der in den letzten sieben Spielen in Oberösterreich fünfmal gegen Innsbruck gewann… Freundschaft sieht anders aus.
 
Spiels noch einmal, Sam

Tja, eigentlich ist das Zitat ja nicht ganz richtig. Sam soll es nicht nochmal spielen, sondern um der alten Zeiten willen. Um der alten Zeiten willen, wie im Oktober. Alex Hauser traf, Patrik Eler erhöhte, Innsbruck gewann mit 2:1 gegen den derzeitigen Tabellenführer, der wohl auch der Aufsteiger sein wird. Aber selbst, wenn es nichts wird in diesem Spiel, für Innsbruck geht es um den Aufbau der nächstjährigen Mannschaft, denn der Aufstieg muss her, um Wacker am Leben zu halten. „Vielleicht nicht heute, vielleicht nicht morgen, aber bald und dann für den Rest deines Lebens.“

 

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Autor: Stefan Weis

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