1692 – Salem
1692 das Jahr war historisch gesehen vor allem geprägt von den Hexenprozessen von Salem. Dass im selben Jahr der schottische MacDonalds Klan fast ausgerottet wurde, dass der pfälzische Erbfolgekrieg in vollen Gange war oder aber der erste Wetterbericht in einer Londoner Zeitung erschien, lassen wir mal beiseite.
Die Analogie ist verblüffend: 1692 Besucher und alles wirkte wie verhext. Trotz vordergründig passablem Spiel, schlich der FC Wacker Innsbruck schlussendlich gegen Liefering mit 0:2 vom Platz.
Innsbruck und Lustenau – verhext?
Beide Mannschaften, die aus dem ehemaligen Reichshof Lustenau und die Innsbrucker, kamen nach der Winterpause bisher nicht in die Gänge. Wobei die Vorarlberger es dabei noch ein wenig besser trafen: Statt der möglichen neuen Punkte, finden sich auf deren Konto zwei, bei Wacker sind es gar null. Da dies doch nur mit dunklen Mächten zu tun haben kann, müsste man ja fast von einem maleficium („Übeltat“) also einem crimen exeptum(„Sonderverbrechen“) sprechen. Auf solche Schadenszauber wurden Krankheiten, Todes- und Unglücksfälle aber auch Pech zurückgeführt. Hat etwa eine böse Hexe, oder gar ein Zirkel wie in Salem, den Wacker mit dem bösen Blick gestraft? War dieser Blick bei den Vorarlbergern vielleicht nicht ganz so bös´, oder ist das alles doch eher rational erklärbar, warum zwei Titelfavoriten auf einmal am Stock humpeln?
Simsalabim und weg
Während der kommende Gegner seit letzter Saison einige Abgänge zu verzeichnen hatte, war bei Wacker das Trainerkarusell am Rotieren. Beide Chabbis mittlerweile weg, war der Sohn schon im Sommer zum FC St. Gallen gewechselt, folgte nun auch sein Vater dem Ruf der Ferne und trainiert seit wenigen Tagen die SV Ried. Dwamena im Sommer geholt und auch eingeschlagen, hat die Xis schon wieder verlassen und ist nun beim FC Zürich unter Vertrag. Wacker hatte im Winter zwar auch Abgänge, doch hielten sich die in Grenzen: Neben dem eher dauerverletzten Alex Riemann (LASK) ging noch Rami Tekir zu den Jungbullen aus Liefering, wo er eher zu den „Old Boys“ zählt. Beide brachten dringend benötigtes Kapital in die Vereinskasse.
Gegenteilszauber
Trotz der verhexten Situation der beiden westlichsten Klubs der Liga macht sich das in der Zuschauerstatistik bisher (noch) nicht allzu bemerkbar. Während die kommenden Gäste ein Zuschauerplus von 0,20% in dieser Saison erspielen konnten, musste der Wacker trotz desaströsen Leistungen bisher nur auf 9,12% der Zuschauer aus dem Vorjahr verzichten. Trotzdem ist man am Inn die Nummer 1 beim Zuschauerinsteresse in der Liga – gefolgt eben von den Lustenauern.
Statt Zaubertoren eher biederes Handwerk
Während Dwamena im Herbst mit 18 Toren überlegen die Torschützenliste anführte, hielten sich die anderen grün-weißen Akteure vorbildlich zurück: Bruno mit sechs Toren, Durmus mit fünf, Wießmeier mit deren zwei und noch vier Spieler mit einem Torerfolg stehen in der Statistik. Wobei bis auf Eler, der bisher neun Tore erzielte (davon vier aus Elfmetern), sich auch die schwarz-grünen Akteure in diesem Bereich sehr zurückhielten und den Zauberstab, respektive die Schussstiefel, tief im Spind versteckten. Dazu scorten die Innsbrucker auswärts zwei mal öfter wie zuhause, Lustenau gar sechs Mal.
Wenn nichts mehr nützt – der Hexenhammer
Sollte schlussendlich auch das vierte Spiel im Frühjahr unter dem dritten Trainer in der Saison verloren gehen, muss man trotzdem Salem vergessen und nicht den Hexenhammer (lateinisch „Malleus maleficarum“) auspacken. Denn dieses Werk war schon 1580 vom römischen Inquisitionsgericht in einem Kommentar als ungeeignet tituliert worden. Wäre dieses Schriftstück damals schon bekannter gewesen, wäre den „Hexen von Salem“ ein grauenhaftes Schicksal erspart geblieben. Bleibt zu hoffen dass es Wacker im letzten Spiel der Saison besser ergeht und am Schluss nicht Lustenauer Freudenfeuer und emotionale wackere Scheiterhaufen brennen.