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Wacker Innsbruck im Herzen

Der FC Wacker Innsbruck befindet sich auf Platz vier der Tabelle in der Sky Go Ersten Liga. Nach dem miserablen Saisonstart eigentlich nicht so schlecht – so möchte man es gerne glauben. Jedoch dieser Schein trügt gewaltig. Der Abstand zur Klippe ist nämlich minimal. Gerade einmal vier Schritte und dann gehts senkrecht in die Tiefe. Und dieser freie Fall könnte unter Umständen unendlich werden. Der Aufprall würde aber auf jeden Fall ein sehr, sehr harter werden. Praktisch kein Stein würde auf dem anderen bleiben.

 

Man will ja den Teufel nicht an die Wand malen, aber die Vorstellungen der Profis in der laufenden Frühjahrssaison sind da mehr als besorgniserregend. Vier Spiele, drei Niederlagen und die Tatsache dass wir bei unserem einzigen Sieg in diesem Kalenderjahr womöglich die gesamten Glücksmomente für die restliche Saison aufgebraucht haben ist mehr als nur bedenklich. Nur die inferioren Wr. Neustädter sind da noch ärger dran. Beim Blick auf die Auswärtstabelle 2016/17 wird einem so richtig schlecht. Da gibt es nur ein Team, welches noch hinter den Schwarz-Grünen zu finden ist. Lediglich der FAC befindet sich da noch ein Pünktchen hinter den Unseren…

Wetterleuchten

Ja, wie gehts einem mit diesen Erkenntnissen? Sicher nicht optimal. Schließlich soll man einen sportlichen Wettkampf nicht so an sich heran lassen, dass der Auswirkungen aufs Privatleben hat. Nur ist das leichter gesagt als getan. Besonders wenn man 41 Jahre und 11 Monate mit diesem Verein durch dick und dünn gegangen ist, sich als Teil des FC Wacker Innsbruck fühlt, sich aktiv einbringt. Es ist alles schwer, sehr schwer.
Nach Linz vergangenen Freitag bin ich mit einem Freund und seiner Familie gefahren. Am 16. März 2018 darf der sein 50 Vereinsjubiläum feuern. Das erste Spiel vom „Bertl aus Schwaz“ ist das 2:2 am 16. März 1968 gewesen. Über 8000 Zuschauer sind da am Tivoli gewesen. Außer der Haupttribüne gab es damals noch keine Tribünen. Wacker geriet damals schnell in Rückstand, drehte dann aber die Partie durch zwei Siber-Tore in der ersten Halbzeit. Ein Eigentor von Binder rettete den Grazern einen Punkt. Aber dieses Spiel hatte beim Schwazer einen bleibenden Eindruck hinterlassen – bis heute.
Man kann sagen, im Auto saßen samt den „Kids“ insgesamt 132 Jahre FC Wacker Innsbruck und keiner hat die Fahrt bereut. Nur die Enttäuschung war schon riesig!
Auf der Rückfahrt wurden sogar Pläne geschmiedet, wie man übernächsten Freitag noch Horn kommt. Dieser Enttäuschung bei Blau-Weiß Linz folgte eine Heimfahrt bei strömenden Regen und Wetterleuchten. Als würde der Himmel mit uns weinen.

Sind wir am Ende?

Mich stören an der Momentanen Situation weniger die Schimpfer, die Draufhauer und die, die alles schlecht sehen. In Wirklichkeit ist das sogar verständlich. Und Emotionen gehören zum Fußball dazu, wie die Bäume zum Wald. Nein, mich stören viel mehr jene, die das Ganze rund um den FCW nur mehr kopfschüttelnd zur Kenntnis nehmen und sich naserümpfend anderen Aktivitäten zuwenden. Und dazu gibt es bei uns mehr als genügend Möglichkeiten. Die Diskussionen rund um die Schwarz-Grünen verstummen, das Interesse sinkt. Schlecht, sehr schlecht. Das Herz des Vereins schlägt immer langsamer. Sind wir wirklich bald am Ende?

Die Konkurrenz

Man möge meinen, sehr viele Fußballanhänger würden sich jetzt der Konkurrenz im eigenen Land zuwenden. Die sind nicht vorbelastet und der Tabellenrang ist dort auch nicht relevant. Alles, außer einen Abstieg würde dort als Erfolg gewertet werden. Aber ist es wirklich so? Wohl eher nicht, was die Zuschauerstatistik beweist. In dieser Saison wurden die Drehkreuze am Tivoli um 14.010 mal öfter gedreht, als jene unweit entfernt, bei der Tiroler Konkurrenz. Aber kein Grund zur Schadenfreude. Vielmehr sehr schade für beide(!) Tiroler Spitzenvereine!
Wohl eher ist die Konkurrenz im Flimmerkasten zu finden. Jeden Tag sehr attraktive Fußballspiele bekommt man so ins Haus geliefert. Zorro, Winnetou und Lederstrumpf sind out, Stattdessen heißen die Helden heute Messi, Ronaldo, Alaba und Co.

Licht am Ende des Tunnels

Aber ganz so ist es nicht. Alaba und Co wirken im Fernsehen eher wie von einer fremden Galaxie. Für Realisten sind die einfach unerreichbar und ein Besuch in fernen Ländern kann ein Erlebnis sein, wird aber für die Meisten ein seltenes Vergnügen bleiben.
Und auch wenn es für unseren Nachwuchs ein Traum wäre, in den großen Ligen kicken zu dürfen, die Realität sieht ganz anders aus. Alessandro Schöpf und Co sind eine äußerst seltene Ausnahme. Nur sehr wenige schaffen den Sprung in die Topligen. Und es ist wirklich so, dass für viele im Tiroler Nachwuchsfußball der FC Wacker Innsbruck immer noch als erstes auf ihre Wunschliste steht. Und dort wird auch eine ganz hervorragende Nachwuchsarbeit geleistet. Da braucht man nur zur Tiroler Akademie schauen oder in den Kader der WSG Wattens.

Es muss heller werden!

Momentan tut jeder Kommentar, jeder Spielbericht über den FC Wacker Innsbruck sehr weh, ja, die sind sogar äußert schmerzhaft. Das Beispiel des Bertls aus Schwaz zeigt aber, was Treue ist. Und er ist bei weiten kein Einzelfall. Es gibt viele die dem FC Wacker Innsbruck seit Jahrzehnten die Treue halten. Und das nicht nur bei uns im hl. Landl (!).
Nicht wenige davon haben akribisch Erinnerungsstücke unseres Vereins gesammelt und ich habe auch schon ein riesiges Platzproblem. Von der Vergangenheit kann man sich nichts kaufen. Natürlich muss man in die Zukunft blicken. Nur lade ich jeden persönlich ein, um zu zeigen, was für eine Aura unser FC Wacker Innsbruck immer noch hat.
Auch wenn schon einige den Hut drauf gehaut haben, das Potential an Interesse und Publikumszuspruch hätten wir auf jeden Fall. Unser Zuschauerschnitt kann sich, gemessen an den gezeigten Leistungen, selbst in der Bundesliga durchaus sehen lassen. Auf Facebook hat die Seite des FC Wacker Innsbruck immerhin 45.823 (!) Likes. Mehr als doppelt so viele, wie die Meisten Vereine aus der Bundesliga. Und fast 1800 Vereinsmitglieder brauchen sich auch nicht verstecken!

Was wir aber notwendig brauchen, ist eine hungrige Mannschaft, welche das schwarz-grüne Ruder herum reißt. Denn auch unser Publikum ist hungrig, ja sogar richtig ausgehungert. Sehr schnell könnte alles anders aussehen. Dass es aber auch in eine ganz andere Richtung gehen könnte, davon will ich jetzt gar nicht denken.

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Autor: Rudolf Tilg

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