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Wie erweckt man Tote zum Leben

Einmal möchte ich es auch so halten wie es unser östlicher Nachbar und langjährige Partner zumeist macht: „Super gekämpft, Jungs! Gegen einen direkten Konkurrenten einen Punkt erobert und das gegen Ende der Partie hin gar mit einem Mann weniger. Wir sind stolz auf euch!“
Und wie die Statistik zeigt, ist dieser Punkt hoch verdient. Fast 70% Ballbesitz und nicht nur mehr Torschüsse als die Gegner, nein, fast ein Dutzend hochkarätige Torchancen wurden da vergeigt. Aber halt, ich will es doch so wie unser Konkurrent halten und schönfärben. Also schreibe ich besser, „bei einem halben Dutzend(!) hochkarätigen Tormöglichkeiten hatten unsere Burschen Riesenpech. Es wollte einfach nicht sein. Dennoch, ein Punkt ist besser, als gar keiner. Am Freitag 18.30 Uhr gibt es in Wien Floridsdorf die nächste Chance gegen einen direkten Konkurrenten voll zu punkten.

 

Das Prinzip Hoffnung

Die erste Halbzeit des Freitaggipfels gegen den SC Wr. Neustadt ist vielleicht die Beste der laufenden Saison gewesen. Sehr schöne Spielzüge, ein druckvolles Spiel und mit viel Dominanz. So agierte der FC Wacker Innsbruck in diesem Frühjahr wohl noch nie. Und mit zwei Spielzügen vor dem gegnerischen Gehäuse sind unsere Schwarz-Grünen auch seit Ewigkeiten nicht mehr gekommen.
In der zweiten Halbzeit dann wie abgerissen. Gut, alles ist nicht schlecht gewesen, aber die Blau-Weißen kamen dennoch irgendwie zum Ausgleich. Das ist wahrlich zum Haare raufen. Eine richtige Watschen für Spieler und unseren leidgeprüften Fans. Warum immer das Selbe und das seit Jahren? Unverständlich!

Bitte nur einmal…

Am Freitag sind gar nicht wenige Kinder auf der Osttribüne zu Gast gewesen. Darunter einige Wohngemeinschaften von Pro-Juventute. Einer Stiftung, die sich um in Not geratene Kinder und Jugendlichen kümmert. Die Kids machten in den letzten Minuten des Spiels mehr Rambazamba als die Nordtribüne. Nach Spielende standen viele davon am Zaun vor der Osttribüne und streckten den Spielern ihre Hände entgegen. Aber Diese haben nur kurz gewunken und sind geknickt in Richtung Kabine geschlichen. Ich verstehe die Enttäuschung der Spieler und dass ihre Gedanken da ganz woanders sind. Dennoch wäre es doch ein schöner Zug, würden unsere Spieler auch mal solche Hände abklatschen. Eltern und Betreuer waren da eher erbost, weil sie es nicht getan haben. Aber es geht bei den Profis halt um sehr sehr viel. Und ihre Enttäuschung und die Gedanken nach so einem Spiel sollten auch verstanden werden.

Enttäuscht sind aber nicht nur unsere Spieler gewesen, sondern jeder im Stadion. Bis auf den einen blau-weißen Fan im Süden der Westtribüne. Es wird verzweifelt nach Erklärungen gesucht. Es kann ja nicht sein, dass wir seit Jahren Spieler in unseren Reihen haben, die mit erhöhten Druck nicht umgehen können. Aber wir hatten diesmal eine sehr junge Truppe am Feld und die erste Halbzeit gibt berechtigte Hoffnung auf mehr. Dennoch, aufgrund der zweiten Halbzeit wurde wohl nur das Selbstvertrauen eines scheinbar schon scheintoten Gegners geweckt.
Diese sollte man allerdings schnell abhacken und sich an den ersten 45 Minuten hoch ziehen. So lebt die Hoffnung, das letzte Tiroler Derby für uns zu entscheiden. Das Spiel findet in 11 Tagen in Wattens statt. Karten dazu gibt es im Wackerladen. Die Stückzahl ist begrenzt!

So könnte das klingen

Genau genommen, ist der FCW den Blauen ja überlegen gewesen. Unglücklicher Punkteverlust, oder? (69% Ballbesitz, die Großchancen passierten fast ausschließlich vor dem Tor unseres Gegners, 451 zu 153 angekommene Pässe und 8:3 Eckbällen). War doch ein gutes Spiel oder etwa nicht? Ja, so könnte das wirklich klingen. Wären wir nicht der FC Wacker Innsbruck, von dem wohl zurecht mehr abverlangt wird, als von so manchem Konkurrenten. Ein Punkt zu Hause gegen den SC Wr. Neustadt – eindeutig zu wenig, viel zu wenig. Auch wenn die Mittel, die dem FC Wacker Innsbruck zur Verfügung stehen lange nicht so überragend sind, wie fälschlicherweise Vielerseits angenommen. Dieser Schein trügt gewaltig…

Das Budget von etwa 5,2 Millionen Euro musste im vergangenen Herbst schon nach unten korrigiert werden und dennoch wird es sich in dieser Saison bei weitem nicht ausgehen, positiv zu bilanzieren. Gemessen wird der Verein aber an seinem Gesamtbudget. Und das ist für diese Liga immerhin sehr hoch. Hinter dem Retortenklub FC Liefering und dem LASK wohl das Dritte in diesem Bunde. Aber da sind wir beim schwarz-grünen Trugschluss angelangt. Erst kürzlich gab die Bundesliga bekannt, wie viel Prozent vom Gesamtbudget für die Vereine eigentlich über bleibt. Und vorweg, der FC Wacker Innsbruck befindet sich da unter ferner liefen. Nur 47% können die Schwarz-Grünen für ihre Mannschaften aufwenden. Schlusslicht der Liga!
Alles Weitere fließt in die Infrastruktur und die Aufwendungen des Spielbetriebs. Und damit wären wir in der Tabelle mit Abstand ganz oben zu finden. Nämlich was das alles kostet.
Nur wird dieser Faktor eben selten bis gar nicht erwähnt. Eher schon, dass wir selbst vom Titel reden. Aber würde das ein FC Wacker Innsbruck in dieser Liga nicht tun, würde uns das doch wie eine eigene Bankrotterklärung ausgelegt, oder etwa nicht?

Unverständlich

Die meisten Fußballanhänger unseres Landes haben nun einmal die drei Meistertitel des FC Tirol im Hinterkopf. Und sogar noch viel weiter zurückliegende Zeiten. Viele träumen von einer Zeit, wie beim FC Swarovski oder den Titeln der Siebziger. Aber wie denn?
Die Konkurrenz hat sich viel weiter entwickelt, als das hier zu Lande der Fall zu sein scheint. Allein schon vom Nachwuchs her – von den Akademien. Und vom Infrastrukturellen her ganz zu schweigen. Und der Name allein berechtigt halt nicht zu Bundesligafußball. Dazu brauch es sehr viel mehr.
Als allererstes ein Bekenntnis zum Fußball im eigenen Land, in der eigenen Stadt. Wo ist das bitte?
Dann ein Bekenntnis in der Bevölkerung zum Fußball. Das ist aber hier wie dort nicht vorhanden. Unser FCW hat in dieser so verkorksten Saison wenigstens noch einen Schnitt von 3261 Zuseher pro Spiel. Dieser Rückgang aufgrund der unterirdischen Leistungen unserer Mannschaft wäre ja noch verständlich. Aber der zweite Tiroler Erstligist kommt trotz der Euphorie des Aufstiegs und der guten Leistungen der Mannschaft auf einen Schnitt von 1519 Augenpaare. Und wären die Tiroler Derbys nicht gewesen, es würde für beide Tiroler Erstligavereine noch düsterer aussehen…

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Autor: Rudolf Tilg

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