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Von Wichtigem und Unwichtigem

Am 2. Mai trifft der FC Wacker Innsbruck auf die Juniorentruppe aus Liefering. An sich nichts weltbewegendes, wenn ein Farmteam auf einen Mittelständler der zweiten österreichischen Liga trifft, wäre da nicht das Datum. Das sagt einem doch was, der 2. Mai. 1989 vor 28 Jahren begannen die Ungarn, die Grenzbefestigungen zu Österreich abzubauen und leiteten damit das Ende des Ostblockes ein.

 

Die große Fluchtbewegung

Einen Monat später (am 27. Juni) setzte die große Fluchtbewegung ein, welche vor allem von Ostdeutschen in Schwung gebracht wurde. Sieht man sich die Zahlen der Ersten Liga an, so sieht man, dass eine solche bei beiden kommenden Konkurrenten im Bereich des Zuschauerinteresses eingesetzt hat. Im Vergleich zum Vorjahr mieden mehr als 50% der ansich schon wenigen Interessenten des Bullen Farmteams die Drehkreuze in Grödig. 4.965 Unentwegte sahen sich das Stadion von innen an, während gespielt wurde. Zieht man davon noch die Auswärtsfans ab, dann, ja dann muss man feststellen: Da würde nicht mal ein eiserner Vorhang noch nützen um die Fans zu halten. Denn es gibt ganz einfach keine. So wie in der ehemaligen DDR es keine Bananen gab und auch so wie einst Honecker Bananen für überbewertet hielt, so scheinen in der RB Zentrale Fans fürs Farm-Nachwuchs-HeissenLieferingspieleninGrödig-Team eine vernachlässigbare Größe zu sein.
Auch Wacker hatte in der laufenden Saison aufgrund phasenweiser mangelnder bzw. nicht existenter Leistung mit Einbußen zu kämpfen, doch beliefen sich derer im Vergleich nur auf 17,61%. Betrachtet man dazu noch die mediale Aufmerksamkeit, welche die Nr. 1 in Tirol erhält ist klar: Wacker bewegt die Massen, während die jungen Herren aus Liefering eher ein sich selbst erhaltendes System darstellen, bei dem es um was eigentlich geht?

Kapitalismuskritik…

Jetzt wird es gleich absurd, aber das ist das System Liefering ja an sich auch: Man spielt Meisterschaft um nicht Meister zu werden. Die zweithöchste österreichsiche Spielklasse wird als Ausbildunginstrument im Sinne der Kommerzialisierung des Nachwuchsfussballs missbraucht. Egal ob gewonnen wird, oder verloren – Liefering gewinnt immer. Denn ihre jungen Spieler bekommen Spielpraxis und Erfahrung. Der Rest der Liga muss mit einer unglaublich unkonstanten Mannschaft zurecht kommen, die aufgrund ihrer Situation keinen Druck in irgendeiner Richtung verspürt. Das liest sich dann so, dass man z.B. gegen den LASK gewinnt, aber gegen Wattens mit 0:5 unter die Räder kommt. Liefering ist für den Gegner auch aufgrund der Kadergröße und Zusammenstellung unplanbar. Es ist einfach ein Faktotum aus einer anderen Welt und stört die erfolgsorientierte Ausrichtung der restlichen Liga. Nicht umsonst findet sich in mehr wie einem Stadion in Österreich das Spruchband „WettbeweRBsverzerrung“. Dazu kommt aufgrund der „Doppelbelastung“ Youth League, dass die Meisterschaft noch stiefmütterlicher wie sonst in den letzten Wochen behandelt wurde. Die wurde ja inzwischen gewonnen, nun dürfen sich die restlichen Gegner wieder über einen sichtlich erstarkten SalzburgerVorstadtoderdochGrödiger Kader erfreuen. Solche Schießbudennummern wie das 0:3 gegen BW linz oder 0:5 gegen Wattens wird es wahrscheinlich nicht mehr geben.

…oder doch Kommunismus?

Während der Rest der Liga jeden Groschen (man verzeihe den Anachronimus, aber wir versuchen ja den Bogen nach 1989 irgendwie zu konstruieren und damals wars eben noch der Groschen) in einer kapitalistischen Welt zweimal umdrehen muss, um Lizenzkriterien zu erfüllen und positiv zu wirtschaften, sind diese Zahlen in LieferingoderWalsSiezenheimoderwoauchimmer komplett sekundär. In die Produktionsmittel wird investiert, um dann viele neue Spieler fürs ins sich geschlossene RB Fussballimperium zu schnitzen. Der Erfolg ist, dass die Produktion läuft. Aber egal, wir können es nicht ändern, wir können nur unser Team unterstützen und hoffen, dass sie wieder einmal, nach dem Unentschieden in der fünften Runde und dem Sieg in der 14. zeigen, dass man den Jungs aus dem Bundesland Salzburg Punkte abknöpfen kann. Die 23. Runde, in der die Innsbrucker 0:2 verloren, lassen wir einfach mal unter den Tisch fallen.

Photo: By Wik1966total (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

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Autor: admin

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