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Geister- statt Europapokal

Auch wenn zahlreiche Liefering-Spieler vor kurzem einen Hauch von Europapokal verspürten, am Dienstag wurde im „Das Goldbergstadion“ wohl eher ein Geisterpokal angepfiffen. Offiziell verirrten sich 228 Zuschauer in die ehemalige „Untersbergarena“. Das Ordnerteam und die zahlreich angetretene Exekutive wohl mit eingerechnet. Wenn man jetzt böse wäre, könnte man beide Mannschaften auch noch dazu rechnen. Aber die sahen dem Treiben am Feld alles andere als zu. Beide Teams rannten sich da wahrlich die Seele aus dem Leib. Grad so, als wäre eine übrig gebliebene Hexe aus der Walpurgisnacht hinter ihnen her gewesen.

 

Das macht Freude

Etwa 30 bis 40 Schwarz-Grüne feuerten die Unseren lautstark an. Und diese „gewaltige“ Übermacht an Stimmen schien zu wirken. Der FCW agierte bärenstark, und hatte das ein oder andere Mal das Glück des Tüchtigen auf seiner Seite. Dieses tolle Spiel hätte auch anders ausgehen können. Und dennoch, Pässe sind bei Wacker sogar mehr an den Mitspieler angekommen, als bei den Salzburgern. Der Ballbesitz hielt sich so ziemlich die Waage und die Zweikämpfe ebenso. Der Powerfußball Marke Jungbullenschule kam praktisch selten zur Geltung. Und das lag diesmal nicht an launischen Jungprofis aus dem Bullenstall. Nein – das ist am FC Wacker Innsbruck gelegen. Die Jungstiere hatten eigentlich einen ihrer besseren Tage. Schlichen dann aber wie Ochsen in ihre Kabine. Die werden es jedoch verschmerzen können

Das macht so richtig Spaß auf mehr

Trainer „King Karl“ Daxbacher scheint seine Mischung gefunden zu haben. Das Durchschnittsalter unserer jungen Wilden betrug in den letzten Spielen nicht mal 24 Jahre. Auch Wackers Nachwuchskonzept scheint zu reifen. So freuten sich zwei Talente aus eigener Schmiede, dem „Profiles – Going for Goals“-Projekt. Philipp Riegler und Okan Yilmaz feierten gegen den FC Liefering ihr Profidebüt in Schwarz-Grün!
Und das wird sichtlich honoriert. Dass am Dienstag eine lässige und gelöste Stimmung im Grödiger Auswärtssektor vorherrschte ist nicht sonderlich verwunderlich. Aber selbst beim Derby, das nach einem 4:0 für den FCW gar noch spannend geworden ist, zählte die Leistung in Halbzeit eins und die Leidenschaft im Spiel. Diesen Schwung gilt es nun in die neue, für uns so wichtige Saison mit zu nehmen. Von wegen, es geht in den letzten Spielen um die goldene Ananas. Ich würde sagen, es geht sogar um sehr viel. Vielleicht tut es nicht so weh, wenn es mal nicht klappt. Aber die Weichen sollten noch gestellt werden, dann bekommt man in der Sommerpause weniger Stress.

Warum Euroapokaaaal?

Keine Ahnung warum unsere Fans nach der wackeren Führung, den „Europapokaaaaaal-Chor“ skandierten. Vielleicht weil sie ja praktisch das Vorspiel zum Championsleaguekracher Real gegen Atletico hatten. Oder ganz einfach, weil die Jungbullen in der Youth League für Furore sorgten und diese sensationell für sich entschieden haben. Normalerweise passen Championsleague und der FC Salzburg nicht zusammen. Die kennen die ja nur vom Hörensagen. Na ja, es handelte sich ja um die Jugendchampionsleague. Dieses Finale war dann aber wohl nicht schwer zu gewinnen. Der Gegner Benfica Lissabon scheint immer noch verflucht zu sein.
Jetzt hat der FC Wacker Innsbruck doch glatt gegen einen Championsleaguesieger gewonnen. Oder freuen sich unsere Fans auf kommende Auftritte in Europa. Der FC Napoli und Co könnten warten…Vielleicht, irgendwann. Darum :-))

Schwarz-grüne Bremsklötze

Ja die könnten warten. Aber da muss wohl noch viel passieren. Oder ist der Rudl vom Maibaum gefallen und phantasiert jetzt ein wenig herum… hmmm.
Möglich ist viel, aber die Realität schaut (vorerst) anders aus. Zuerst muss man die eigenen Hausaufgaben machen und in der nächsten Saison, Erster, oder Zweiter werden. Dann ist man fix oben. Als Dritter, wenn der FC Liefering vor uns liegt. Ja und auch wenn zwei Mannschaften außer dem FC Liefering vor uns liegen, bekommt man gegen den letzten der Bundesliga in zwei Relegationspielen noch eine Chance. So gesehen, lebt diese und das trotz Sparkurses.
Jedoch sollten nach einem eventuellen Aufstieg Taten gesetzt werden. Denn sonst tritt man oben auch wieder auf der Stelle. Und es wird immer schwieriger. Sogar Provinzklubs, wie der SV Matterburg, die SV Ried so wie die meisten anderen Klubs besitzen tolle Trainingszentren. Aus den Regionalligen im Westen kann man schlecht schöpfen. Die ist viel zu schwach und sehr weit hinter denen aus den Osten oder der Mitte entfernt. Der SC Schwaz ist bester Tiroler Verein und das mehr als 30 (!) Punkte hinter den Salzburger Spitzenduo. Dann kommen eh schon unsere Jungs von Wacker II.

Langfristig wird ein Weg zur Spitze der Bundesliga wohl nur über den Weg eines eigenen Trainingszentrums führen. Die Akademie des TFV ist eigentlich gemessen an der Konkurrenz ein Witz.
Tirol ist kurzsichtig(!). Es wird viel investiert. In einen Klub, der aber gleichzeitig gebremst wird. Der ein Riesenpotential hätte, aber sich mehr im Rückwärtsgang bewegt, als nach vorne. Neben dem Nachwuchsdilemma wäre da noch eine schweineteure und dafür sehr schlechte (Trainings-)Infrastruktur.
Warum funktioniert es in Altach, Ried, Mattersburg, St. Pölten, Wolfsberg und sogarMaria Enzersdorf?
Innsbrucks Sportpolitik ist in etwa so, als würde man Licht mit Kübeln in einen dunklen Turm tragen. Weil man vergessen hat, die Fenster einzubauen. Versuchen kann man es. Heller wird es aber deswegen auch nicht. Bleibt nur die bescheidene Hoffnung dass Tirol mal erleuchtet wird. Am besten mit einer Chance, wie sie sich in Kematen auftut…

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Autor: Rudolf Tilg

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