Noch viel Arbeit
Es gibt ja bereits vieles: Die lange Nacht der Museen, die lange Nacht der Kirchen oder die lange Nacht der Musik. Aber seit letzten Freitag gibt es da eine weitere Kategorie. „Die lange Nach des runden Leders“. Im oberösterreichischen Steyr hat zu unserem Cupauftakt die reguläre Spielzeit, die ja schon 98 (!) Minuten und ein paar Sekunden dauerte, nicht ausgereicht. Da der FC Wacker Innsbruck diese Partie zwar begonnen hat, als wollten sie die Rot-Weißen fressen, diese aber munter dagegen gehalten haben, mussten beide Vereine noch einmal zweimal 15 Minuten nachsitzen. Und da bekamen dann die Schwarz-Grünen so richtigen Appetit.
Vorfreude
Der SK Vorwärts Steyr hat Tradition und eine feine Fanszene. Zwar liegt deren Blütezeit schon einige Jährchen zurück. Doch der 1919 gegründete Verein hatte auch im Fußball Unterhaus schon Zuschauerzahlen zwischen 5000 und 7000 Fans. An die 35 Duelle gab es in der Bundesliga zwischen dem Tiroler und den oberösterreichischen Traditionsvereinen. Zumeist hatten da die Tiroler die Oberhand behalten. Aber es gab auch Blamagen. Als bei der Cup Auslosung bereits das erste Los die Steyrer auf die Innsbrucker fallen ließ, kam bei vielen schwarz-grünen Fans so etwas wie Jubel auf. Endlich ein tolles Los in der ersten Runde. Aber auch gefährlich. Der Cup hat eigene Gesetze und Vorwärts könnte ein sehr unangenehmer Außenseiter werden, was sie in den letzten Jahren regelmäßig unter Beweis stellten.
Anspannung
Die Vorbereitung ist zu Ende, das Eröffnungsfest zur Saison wurde ein voller Erfolg. Aber ab nun zählt es. Niemand weiß so genau wo man steht. Vorbereitung bleibt halt Vorbereitung. Innsbrucks Fans fieberten diesem Auftakt regelrecht entgegen. Und der Ausflug ins malerische Steyr hat sich dann auch mehr als gelohnt. 3.500 Fans der Rot-Weißen aus Steyr standen etwas mehr als 150 (!) Schwarz-Grüne gegenüber. Das Vorwärts Stadion erinnert etwas an das alte Tivoli. Etwas kleiner, aber mit einer ähnlich dichten Atmosphäre.
Wenig professionell der Einlas zum Stadion. Nur ein kleines Kassenhäuschen mit einer überforderten Kassiererin dahinter und der Verpflegungsstand ist dort auch alles andere als optimal gewesen. Aber da befindet man sich eben in der Regionalliga.
Die Stimmung im Vorwärtsstadion zu Steyr durfte getrost als geil bezeichnet werden. Die Rot-Weißen verstehen es auch zu supporten und eine einfallsreiche Choreographie aus den Hut zu zaubern. Auf der Gegenseite hemmte das fehlende Dach etwas die Lautstärke. Je länger diese Partie gedauert hat, desto feuriger wurde unser Anhang. Und das Spiel hat lange gedauert – sehr lange. Das wollte auch nach über 98 Minuten nicht enden.
Toller Fight
Hunger durfte man im Stadion zwar keinen bekommen, aber unser Wacker wollte in den ersten Minuten seinen Gegner gleich fressen. Da hat sich ein sehenswerter Cupfight entwickelt. Steyr hatte einen richtigen „Hexer“ im Kasten und als denen nach einem Standard auch noch der Führungstreffer gelang, ist beim FCW plötzlich der Faden gerissen. Die Schwarz-Grünen haben sich in Folge schwer getan. Zumal sich Innsbruck bei ruhenden Bällen als extrem harmlos erwiesen hat. Und die rechte Seite der Oberösterreicher konnte da auch ganz schön wirbeln. Mit Fortdauer des Spiels, spielte unser FCW eine soliden Partie, ohne jedoch so richtig zu glänzen. Steyr konnte die Begegnung bis zum Ende der regulären Spielzeit offen halten. Da die ihre Chancen vergeben hatten, die Unseren aber an deren sensationellen Torwart immer wieder gescheitert sind und Jungspund Okan Ylmaz zum doch verdienten Ausgleich getroffen hat, mussten (oder durften) beide Mannschaften nachsitzen. Und da hat nun Wacker den Gegner echt mit Haut und Haaren gefressen.
Eigene Gesetze
Was da beim wackeren Auftakt in die Saison noch so aufgefallen ist – dass nach dem Abgang von Patrik Eler eine Speerspitze im Sturm gefehlt hat. Bleibt zu hoffen, das Zlatko Dedic, der als Ersatz für Patrik geholt worden ist, in dessen Fußstapfen treten wird können. Aufgefallen ist in dieser ersten Cuprunde auch, Standards sind noch so gar nicht unser Ding. Die Freistöße harmlos und aus 16 Eckbällen wurde „null“ Gefahr erzeugt. Im Offensivspiel befindet sich noch einiger Sand im Getriebe. Aber beim ersten Pflichtspiel ist wohl kaum eine Mannschaft perfekt. Und eins ist mir schon bei den Testspielen aufgefallen, unsere jungen Wilden geben kein Spiel geschlagen.
Dass der Cup eigene Gesetze hat, wurde an anderen Schauplätzen wieder einmal bewahrheitet. Viele sogenannte Favoriten haben sich da schwer getan, einige sind gar gescheitert. Herausragend dafür vielleicht das 1:5 der WSG Wattens gegen TUS Bad Gleichenberg. Ich hätte mich da mit denen lieber in einer der nächsten Runden getroffen. Aber der Cup hat eben eigene Gesetze. Vor einem Jahr erging es uns da nicht viel besser und nun hat es eben andere erwischt.
Und nun geht es zum Meisterschaftsauftakt nach Linz zu den Blau-Weißen. Dass auf unser Trainerteam noch viel Arbeit wartet, hat der Auftakt zum Spieljahr 2017/18 gezeigt. Aber auch, dass unsere junge Truppe Potential hat und uns noch viel Freude bereiten wird!