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Horton hears a… WHO?!

Vorweg: ja, das nächste Spiel der Herren ist gegen die Kapfenberger Sportvereinigung. Doch mir geht es wie dem Luther, hier sitz ich nun und kann nicht anders. Ich schaff es nicht auf geradem Weg zum Spiel. Aber ich komm dort an, irgendwann. Versprochen.

 

HU!

Manchmal hört man etwas. Ein lautes HU zum Beispiel. Und wenn dem so ist, dann kann es eine blaue Wand sein. Eine Wand, bestehend aus Dottirs und Sons von einer Insel im Nordatlantik, die sich lautstark bemerkbar machen, so wie weiland ihre Vorfahren, die Wikinger. Und lassen sich auch große Söhne davon beeindrucken, die noch größeren Töchter verziehen dabei keine Miene. Nicht die 168cm große Nicole Billa, Spielerin des Matches gegen Frankreich, nicht das 185cm-Abwehrbollwerk Kathi Schiechtl, unverzichtbar in der Defensive und Offensivgefahr bei Standards, auch nicht die 171cm große Stefanie Enzinger aus Mittersill, Torschützin zum 3:0 gegen Island, die allesamt ebenfalls schon das schwarz-grüne Trikot überzogen. Jenes schwarz-grüne Damen-Trikot, das damals beinahe versteckt in der Wiesengasse und am Tivoli-Nebenplatz zu sehen war und heuer erstmals seit der Rückkehr in den Damenfußball 2006/07 wieder in der zweiten Liga tätig sein wird. So ein HU beeindruckt keine Frau, auch wenn sie in der beschaulichen Stille der österreichischen Ligen tätig war, abseits von überdachten Tribünen oder tobenden Fanmassen. Von einem HU lassen sich nur Jungs erschrecken.

WHO?

Andere hören ein HU, wenn sie an blühendem Klee schnuppern, auf dem ein Staubkorn liegt. Aber eher nur, wenn sie so große Ohren und sensible Wahrnehmung haben wie ein großer Elefant aus dem Dschungel von Nümpel. Und wenn die Bewohner des Staubkorns ganz laut rufen. Aber nur dann – so wie Horton 2008 im Film „Horton hört ein Hu!“ aus dem Hause Twentieth Century Fox. So laut wird es nicht sein, wenn im ersten Heimspiel der Saison Wacker Innsbruck auf Kapfenberg trifft. Man wird auch kein HU hören, eher ein geflüstertes WHO?! Und auch, wenn Wacker wie Horton ganz in grau über die Wiese laufen wird, sie werden nicht die sein, die das WHO hören, sondern es vor sich hin murmeln. Und anders wird es auch Kapfenberg nicht ergehen. Denn allzu viel haben die beiden Kader mit den Teams der vergangenen Saison nicht zu tun, bis auf Name, Wappen und Farben. Also Vereinsfarben, denn die Trikotfarben – sie wissen schon, wie Horton. Vierzehn Neuzugänge kann Wacker verzeichnen. Einer davon ist über dreißig, Zlatko Dedic, neben Harrald Pichler der einzige mit einem Dreier vorneweg. Mit seinen 32 Jahren bringt er nicht nur Lebenserfahrung mit, sondern auch Spielerfahrung bei Koper, Parma, Empoli, Cremonsese, Frosinone, Piacenza, VfL Bochum, Dynamo Dresden, FSV Frankfurt und Paderborn. Da ließe sich schon ein ganzes Karten-Quartett anfertigen, nur mit seinen Stationen. Zwei der Neuen sind Legionäre, neben dem die slowenische Lücke im Sturm füllenden Dedic auch Daniele Gabriele, der 22jährige italodeutsche Deutsch-Italiener. Für einen deutschen Titanen recht kleine 179cm groß und damit sogar sechs Zentimeter kleiner als die EM-Viertelfinalistin Kathi Schiechtl, weißt er für einen Romanen unglaublich 179cm Körpergröße auf und überragt damit Nicole Billa um gute 11cm. Ein Hühne, quasi, der seine Ausbildung bei Memmingen und Freiburg, bei Leutkirch und Stuttgart erhielt, immer in der Jugend oder bei den Amateuren. Vier Neo-Innsbrucker können auch schon Auslandserfahrung aufweisen, neben den Legionären – nona – auch die neue Nummer eins, Christopher Knett, der sich im Nachwuchs von Großaspach auf die Amateure von Hoffenheim vorbereitete, und Mathias Maak bei SonderjyskE in Südjütland, das die Deutschen Nordschleswig nennen und 1866 von Österreich geklaut haben. Wobei, was würde ein Österreicher auch da oben im windigen, flachen Land an der See machen wollen, wenn er eh das Burgenland hat und den Fertö-to, die große, sumpfige Lacke Richtung Ungarn.

WHO?!

Von dort, also von Deutsch-Westungarn, dem Burgenland, stammt etwa Stefan Rakowitz, der weiß, wie ein Land ohne Berge aussieht, kommt er doch aus Oberwart und kickte bei Pinkafeld und Ritzing. Jenem Ritzing, das derzeit wieder für Arbeit beim KSV sorgt. Also dem KSV, dem Kreditschutzverband, meldete doch die Intrepid GesmbH Insolvenz an, jene Firma, die die Kantinen in Ritzing betreibt, Hausverwaltung und Fintessstudios, aber vor allem die Fußballspieler und Angestellten des SC. Jenes SC, bei dem gerade noch Mario Posch sportlicher Leiter war und Szabolcs Safar Tormanntrainer, bei denen Mario Sara kickte und Robert Hochstaffl, naja, das tat, was er am besten kann. Da hat es wohl nicht für die Bundesliga gereicht. Mit Bundesliga-Erfahrung kommt aber Martin Harrer aufs Tivoli, die Wiener Austria und Altach waren dabei seine Stationen. In die Bundesliga drängen auch weitere sieben Neuzugänge, und diese haben alle etwas gemein: für sie ist der FC Wacker Innsbruck die erste Station im Profifußball, stammen sie doch allesamt aus dem eigenen Nachwuchs. Florian Rieder mit 21 Jahren, Stefan Pribanovic und Lukas Hupfauf mit 20, Okan Yilmaz und Jeffrey Egbe mit 19, Philipp Riegler mit 18 und Raphael Gallé mit 17 Jahren, sie alle wollen dorthin, wo Wacker auch hingehört. Der Weg dahin führt über Mannschaften wie Kapfenberg, und mit denen hatte ein anderer Neuzugang bereits Erfahrung. Albert Vallci spielte von 2013 bis 2015 bei den Steirern in Nachwuchs und Kampfmannschaft, zu jener Zeit also, als auch Matthias Maak dort beschäftigt war. Etwas weiteres wird sie verbinden – die Frage, wer denn bitte der Gegner sei, der da am Freitag aufs Feld trabt.

WHO THE …?!

Gegen Liefering etwa, dem ersten Spiel der Saison, standen mit Gartler, Haas, Sencar und Geissler nur vier Mann in der Startformation, die auch schon Ende der letzten Saison bei Kapfenberg beschäftigt waren, auch die drei Einwechslungen waren Neuzugänge. Denn von denen gibt es viele. Sehr viele. 17 an der Zahl, nur drei davon aus dem eigenen Nachwuchs, der Rest aus der ganzen Welt. Die neuen Spieler stammen aus Spanien (2) und Brasilien (2), Kroatien (5) und Georgien (1), spielten zuletzt in Albanien und auf der iberischen Halbinsel, am Balkan und in Rumänien, in Irland und der Urkaine. Die 17 Neuzugänge in den Rumpfkader von 12 Spielern zu integrieren ist sicherlich keine leichte Aufgabe, aber mit Robert Pflug hat man einen erfahrenen Mann dafür zur Hand. Sehr erfahren. In seinen 72 Lebensjahren hat er schon manche Station hinter sich, etwa Sturm Graz in den 1980ern, ebenso wie Kapfenberg 1987. In den letzten Jahren war es dann etwas ruhig um ihn, außer der Admira und Dunajska Streda war es seit 1993 Gratkorn, Zeltweg, Oberwart, Lankowitz, das sein Geschick genießen durfte.

WHO CARES?

Aber wen jucken schon Namen, wen jucken Herkunft und Erfahrung. Ein Team verliert und ein Team gewinnt. Und ein Team kann für Furore sorgen, wie auch die Mädels gerade in den Niederlanden zeigen. Und solch ein Team muss Wacker sein, will es aufsteigen.

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Autor: Stefan Weis

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