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Keep calm…

Briten sind ein eigenes Völkchen. Mit einer eigenen Art Humor. Da kommen die Deutschen, bomben Ihnen die Städte zusammen und drängen das Empire auf eine kleine Insel zwischen Nordsee und Atlantik zurück – und sie schnappen sich einen Besen, fegen den Schutt zusammen, geben die Parole „We can take it – das vertragen wir“ aus. Und drucken Plakate, die 60 Jahre später zum Kultobjekt werden. Andere kriegen schon Panik, wenn man gegen Ried verliert. Unangenehm, sicherlich, aber noch nicht das Ende. Gegen Liefering kann alles wieder anders aussehen. Oder schlimmer. Egal, keep calm.

 

…and defend strong

Durchs ruhig bleiben allein hat sich das Vereinigte Königreich ja nicht gerettet. Erstmal wurde die Defensive verstärkt. Am Boden Bunker gebaut, die Linien dicht gemacht, Flugabwehr intensiviert. Wäre auch bei Innsbruck nicht schlecht, denn die Verteidigung scheint die größte Sorge der Innsbrucker zu sein. Nein, zu bleiben. Gegen Ried hat es erneut nach einem Standard eingeschlagen. Nur Ried, Lustenau, Linz und Floridsdorf haben mehr Tore erhalten, die beiden vermeintlichen Aufstiegsaspiranten dabei aber auch mehr geschossen. Und dabei werden die Gegentreffer in Hartberg noch gar nicht mitgezählt. Thomas Fröschl reichten im Innviertel 3 Schüsse, um 3 Treffer zu erzielen, mit dem allerersten ging Ried gleich in Führung. Selbst, wenn Harrer, wenn Dedic, wenn Jamnig ihre Chancen, die sie durchaus vorfanden, verwertet hätten, die Defensive hätte ihre Bemühungen zunichte gemacht. Verteidigen, das ist schon lange das Problem schlechthin bei Innsbruck. Und es wird nicht besser, wenn jetzt Liefering zu Besuch kommt. Jener Verein, der letzte Runde 23 Torschüsse abgegeben hat. Der mit Jungspunden aufwartet wie Rodrigo Luiz Angelotti, der zwei seiner drei Schüsse bislang im Tor versenkte. Wie Bojan Lugonja, der mit seinem zweiten Torschuss sein erstes Tor in der Liga erzielte. Wie Mathias Honsak, der gegen den FAC sein erstes Tor aus einer Standardsituation erzielte, direkt, aus einem Freistoß. Wenn also Effektivität und Künstler am ruhenden Ball im Tivoli eintraben werden.

…and keep fighting

Es gibt derzeit also wenig Positives zu berichten von der Front im Hinterland. Außer, dass Wacker Nehmerqualitäten hat. In allen Belangen. Der Verein hat seit gefühlten Ewigkeiten kein ruhiges Fahrwasser mehr erlebt, musste stets mit Wirtschaft, mit seinem eigenen Vorständen, mit sportlichen Miseren und den darauf begründeten medialen Tiefschlägen leben. Und er lebt immer noch, nicht zuletzt durch einen Präsidenten, der sich nun erneut der Schwarz-Grünen erbarmt hat, um Ihnen Stabilität zu geben. Die Fans verzweifelten an der Mannschaft und an sich selbst. Die Nord, der starke Rückhalt des Teams, hatte sich in Eitelkeiten und Meinungsdifferenzen verloren und musste sich erst selbst wieder finden – was ihnen gelungen scheint. Und auch die Ballesterer selbst können Einstecken. Die Löcher der Defensive führten immer wieder zu Rückständen, immer wieder musste man sich in ein Spiel hineinkämpfen, um nicht als Verlierer vom Platz zu gehen. Das kostet Kraft, kostet Nerven, kostet Selbstvertrauen. Aber Wacker schaffte es öfter als andere. Drei Rückstände in dieser Saison, dennoch wurden daraus sechs Punkte gemacht. Nur ein Team war ebenso stark bislang: Liefering. Bereits in der vergangenen Saison musste man in 36 Spielen 22mal einen Rückstand akzeptieren und viel Kraft investieren, um dennoch 10mal mit Punkten vom Platz zu gehen. 18 Punkte holte man noch aus diesen Spielen, nur zwei Teams mehr. Die Lustenauer Austria 21 (bei 20 Rückständen), Liefering 19 (bei ebenso vielen Rückständen). Noch ein Jahr vorher – the same procedure as every year, Miss Sophie. 17mal ins Hintertreffen geraten, am drittmeisten Punkte aus dieser Misere gezogen. Wacker kann sich also zurückkämpfen. Die besten Comeback-Kings 2015/1016 hießen allerdings Liefering (19 Spiele/5 Siege). Mehr noch, seit 2013/2014, seit es Liefering in der Ersten Liga gibt, waren die jungen Buben aus Salzburg stets die Truppe, die am meisten oder zweitmeisten Punkte nach Rückständen erreichen konnten.

…and remember

Die Spiele gegen Liefering tragen immer Spannung in sich. Die Wundertüte aus der Vorstadt ist zu allem fähig, vor allem, weil man nie weiß, wie sie auflaufen werden. 20 Mann wurden in dieser Saison eingesetzt, 25 schienen im Kader auf, sieben konnten sich schon als Torschütze eintragen. Liefering ist zwar weiterhin der FC International mit Kickern aus Brasilien, Sambia, Ghana, Deutschland, Bosnien, Frankreich, Polen, Finnland und auch Österreich und bot deshalb auch wieder die Startelf mit den meisten Legionären auf (8 Legionäre, vor Wattens mit 6 und Lustenau mit 5 – Wacker 2), schafft aber in diesem Jahr etwas völlig Neues. In Puncto Vereinstreue liegt Liefering mit durchschnittlich 247 Tagen an vorletzter Stelle, die Umkrempelung des Kaders bei Austria Lustenau lässt nur noch 227 Tage zu, auch wenn der längstdienende Spieler (Nicolas Mohr, 1324 Tage) fast doppelt so lange im Verein ist als Emir Karic bei Liefering (778 Tage). Drei Jungbullen wurden bereits 2015 angestellt, die Neuzugänge sind drei Rückkehrer aus Leihen, drei Leihspieler von RB, fünf Nachrücker aus der eigenen Akademie und zwei Spieler von Kafue Celtic aus Sambia. Der Verein, der teilweise mitten in der Saison ganze Kader austauschte und jedes Jahr von vorne begann, wird bieder. Man könnte fast sagen, Liefering wird berechenbar. Das macht es aber nicht einfacher, 15 Punkte aus sechs Spielen zeigen, was die Salzburger drauf haben. Und leicht hat sich Wacker noch nie getan. Einem 1:4 als höchster Niederlage steht ein 4:1 als bester Sieg gegenüber, fünf Innsbrucker Siege werden durch fünf Liefering-Erfolge und zwei Remis ausgeglichen, ein Torverhältnis von 15:16. Schade nur, dass die schwarz-grünen Siege kaum jemand gesehen hat – vier von fünf erfolgten auswärts, vor durchschnittlich 392 Zuschauern. Am Tivoli gab es bislang vier Niederlagen, ein Unentschieden und nur einen Sieg, der bereits zwei Jahre zurück liegt.

…and stay Wacker

Es wäre also wieder einmal Zeit für einen vollen Erfolg. Auch, wenn Liefering bislang in jedem Spiel am Tivoli getroffen hat. Auch, wenn Innsbruck nur bei der Hälfte der Spiele vor eigenem Publikum gegen Liefering scoren konnte. Auch, wenn man in den Heimspielen nur einmal mehr als ein Tor erzielen konnte. Keep calm. Ruhe bewahren. Und immer Wacker bleiben, dann wird das schon werden.

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Autor: Stefan Weis

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