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Viertel… was?

Angaben liegen immer im Auge des Betrachters. Wer schon mal am Oktoberfest war, der weiß, dass eine Maß nur eine ungefähre Angabe ist. Muss jetzt nicht unbedingt ein Liter sein. Und Liter muss nicht gleich Liter sein. Zumindest meint ihr Autohersteller, dass die verbrauchten 5,5 Liter doch eher nur 4,2 sind. Was fahrens denn auch so wild. Und auch ein Viertel muss nicht unbedingt immer das bedeuten, was man meint. Gut nur, dass ein Meisterschaftsviertel einfach 9 Spiele bedeutet, wenn auch nach 7 von 43 ½ Wochen der Saison, also weniger als einem Sechstel. Lassen Sie sich nicht verwirren, einfach an den Fakten festhalten. Etwa, dass man im ersten Spiel des zweiten Viertels auf Blau-Weiß Linz trifft. Und das kommt ja aus dem Hausruckviertel.

 

Akademisches Viertel

Akademiker haben es gut. Ihr Viertel bringt ihnen eine Viertelstunde mehr Freiheit. Oder, anders gesehen, sie kommen einfach schwerer in Gang und brauchen immer ein Viertel, bis es so richtig losgeht. C.t., also cum tempore, das heißt, man beginnt eine Viertestunde nach der angegebenen Zeit – die akademische Viertelstunde. Tja, Wacker ist halt der Club einer Universitätsstadt, Schwarz-Grün braucht auch ein Viertel, bis man in Schwung ist. Nach neun Runden liegt man zum ersten Mal dort, wo man als Mindestanforderung nach Saisonende stehen sollte. Rang drei bedeutet Relegation. Also theoretisch, denn die österreichische Variante von „fix“ kommt hier zum Tragen, nämlich der Konjunktiv. Kriegen alle Vereine der Bundesliga und die in der Ersten Liga vor einem Platzierten die Lizenz und liegt Liefering hinter dem Drittplatzierten, dann könnte es sein, dass… Aber das ist akademisches Theoretisieren, das brauch‘s jetzt mal nicht. Jetzt geht es darum, dass man dort anschließt, wo man nach einem Viertel der Saison aufgehört hat. Etwa: zu Hause ungeschlagen zu sein. Und dies nicht nur in dieser Saison, sondern bereits seit dem 12. Mai 2017, seit dem Spiel gegen Blau-Weiß Linz, das mit 2:1 gewonnen werden konnte. Fünf Siege, ein Remis, 12:3 Tore stehen seither zu Buche. Gegen die Oberösterreicher soll diese Serie fortgesetzt werden, auch, wenn das nicht ganz so leicht sein wird. Denn auch Linz ist Universitätsstadt, auch sie sind im Laufe der Meisterschaft sicherer geworden. Gegen Innsbruck mit einem Remis gestartet, kassierte man in den ersten drei Spielen 8 Gegentreffer, erst in Runde vier konnte der erste Sieg gefeiert werden. Seither ist man ungeschlagen, an der Donau wie auswärts, sechs Spiele in Serie. Und damit ebenso lange, wie Wattens schon auf einen Sieg wartet.

Viertel irgendwas

Lange zu warten, dass kann auch Kärntnern blühen, wenn sie mit Tirolern einen Termin vereinbaren. Nicht wegen einer notorischen Unpünktlichkeit, die man Österreichern nachsagt, sondern wegen sprachlichen Differenzen. Viertel neun sagt der Kärntner und meint Viertel nach acht. Und wartet auf das Eintreffen. Manchmal lange. Wie etwa auch die Fußballexperten des Landes auf das Eintreffen ihres Tipps vor Meisterschaftsbeginn. Aber es ist ja erst ein Viertel gespielt, da kann noch viel passieren. Da kann etwa Ried noch ganz nach oben kommen, wohin sie von den allermeisten Medien geschrieben wurden. Auch, wenn sie derzeit schon acht Punkte hinter ihrem vermeintlichen Platz liegen. Oder Lustenau, sie können sich in den kommenden 27 Partien noch auf Rang zwei oder drei schieben und um den Titel und vor allem den Aufstieg mitkämpfen, auch, wenn sie bislang noch etwas Probleme haben und nach bereits sechs Niederlagen schon 15 Punkte hinter Wiener Neustadt liegen. Das ja eigentlich auch nicht dort liegen sollte, wollte man ihnen nach dem Cup-Aus gegen Amstetten ja im besten Fall einen Platz im Mittelfeld, oftmals auch einen harten Kampf gegen den Abstieg zuweisen. Den Wattenern, die derzeit verzweifelt die Form suchen, sagte man nach, mit ihrer Präsidentin mittelfristig Wacker den Rang ablaufen zu wollen. Kurzfristig scheint der Plan derzeit nicht aufzugehen. Einzig dem FAC wies man die Rolle zu, die er aktuell auch erfüllt: Abstiegskandidat Nr. 1 zu sein. Blöd nur, dass er seine einzigen vier Punkte ausgerechnet gegen die Tiroler Vereine holen musste. Gegen Blau-Weiß etwa verloren die Floridsdorfer glatt mit 4:0, Florian Templ, Thomas Hinum, Samuel Oppong und Dolfi-Enkel Markus Blutsch zündeten ein Offensivfeuerwerk und sorgten für den höchsten Saisonsieg seit Mai 2016, als man noch in der Regionalliga tätig war und gegen die Vorwärts aus Steyr kickte, den Verein aus dem Traunviertel.

Fünf Viertel

Ein Viertel kann den vierten Teil von etwas bedeuten. Muss aber nicht, auch bei den Zahlen gibt es fixe, und es gibt die österreichische Zählweise. Das Land ob der Enns etwa beantragte 1478 die Einteilung ihres Gebietes in vier Teile, und der Kaiser gewährte das in seiner Gnade: Ein Viertel westlich der Traun (Hausruckviertel), eines östlich davon (Traunviertel). Ein Viertel westlich des Haselgrabens (Mühlviertel), eines östlich davon (Schwarz- oder Machlandviertel). Und wenn man dann, wie Österreich 1779, Gebiete hinzugewinnt? Na, dann gibt’s halt noch ein Viertel, das Innviertel. Ein Viertel mehr, das ist noch immer gegangen. Aber nicht für jeden, in der Musik etwa wirft ein Viertel mehr so manchen aus dem Tritt, der gerne auf eins und drei in die Hände pascht. Fünf Viertel, wie etwa bei Take Five von Paul Desmond und dem Dave-Brubek-Quartett, das fordert. Da kann man nicht einfach so mitlaufen, da muss man mitdenken. Wie im Fußball, auch dort ist mitdenken gefragt, um nicht aus dem Tritt zu kommen. Man kann etwa mit perfekter Einstellung den ungeschlagenen Tabellenführer und seine lehrbuchmäßig verschiebenden Abwehrreihen übertölpeln, muss dann aber auch gegen den Tabellenletzten konzentriert bleiben. Wenn nicht, stolpert man. Und muss sich dann noch mit einem Punkt mehr als zufrieden geben. Auch gegen Linz wird es kein einfacher Landler werden, der im Vier-Viertel-Takt getanzt werden kann. Blau-Weiß hat in acht von neun Spielen in dieser Saison zumindest ein Tor erzielt, in den letzten sechs nur fünf erhalten, zweimal bereits zu Null gespielt. Die Oberösterreicher müssen sich nicht auf ein oder zwei Torschützen verlassen, sondern hat derer bereits sieben. Man konnte zwar – wie auch Innsbruck – bislang keine Standardsituation ideal nützen, ist aber im Strafraum brandgefährlich, 12 Tore im 16er sind nur eines weniger als Wacker. Es heißt also hellwach sein, wenn man Blau-Weiß besiegen und nicht aus dem Takt kommen will. Dann darf man sich vielleicht ein Viertel genehmigen am Ende der Saison. Oder Fünf, je nachdem.

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Autor: Stefan Weis

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