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Ein Blick in die Glaskugel

Nach 24 Runden der Meisterschaft lacht unser FC Wacker Innsbruck von der Tabellenspitze. Fünf Punkte vor dem SC Wr. Neustadt und sieben Punkte vor der SV Ried. Dahinter befindet sich der TSV Hartberg mit neun Punkten Rückstand. Ein beruhigender Vorsprung, doch bei der Dreipunkteregel kein Ruhekissen. Aber zumindest ist ein großer Schritt Richtung Bundesliga scheint getan. Große Schritte hat auch der FC Wacker Innsbruck in seiner Planung für die Zukunft vor. Zumindest sind Visionen da, die für jeden Fan wichtig sind.

 

Ansprüche und Wirklichkeit

Dass die Schwarz-Grünen in Tirol ein wichtiger Wirtschaftsfaktor sind, werden wir noch lesen. Doch der FC Wacker Innsbruck ist auch Botschafter des Landes Tirol. Als immer noch dritterfolgreichster Verein Österreichs liegt die Latte für den Klub extrem hoch. Das Publikum in Tirol ist sehr kritisch und gibt sich mit Mittelmaß nicht einfach zufrieden. Gemessen werden die Schwarz-Grünen an früheren Erfolgen. An Glanzzeiten, in denen man die Meisterschaft beherrschte, siebenmal den Cup nach Innsbruck geholt und im Europacup für Furore gesorgt hat.
Doch die Zeiten im Österreichischen Fußball haben sich extrem gewandelt. Nur wer in den Nachwuchs viel Geld investiert, und eine geeignete Infrastruktur zur Verfügung hat, kann einigermaßen mithalten. So lehren mitunter die publikumslose Admira oder die Mannen aus Mattersburg schon mal den Großen das Fürchten. Aber ansonsten sind Großklubs wie Rapid Wien, der SK Sturm Graz und Austria Wien außer Reichweite. Vorneweg bewegt sich der FC Salzburg ohnehin in einer eigenen (Finanz-) Liga. Nimmt man die Dosenkicker aus, beträgt das Durschschnittsbudget in Österreichs höchster Liga 15 Millionen Euro (!) pro Verein. Dazu kommen noch die Unterschiede in der Infrastruktur zum Tragen. Tirol wurde da in dem letzten Jahren überholt und hinkt inzwischen weit hinterher. Laut Untersuchung im Auftrag der Bundesliga befindet sich der FC Wacker Innsbruck in diesem Segment gerade einmal auf dem 14. Platz aller Profiklubs in Österreich. Weit weg von bundesligatauglich also. Mit diesen Erkenntnissen und der Gewissheit, dass die Schwarz-Grünen – Stand heute – mit gerade einmal 6,1 Millionen Euro in die Bundesliga gehen würden, ist man mit Bescheidenheit in Innsbruck äußerst gut beraten.

Sportunternehmen FCW

Doch der FC Wacker Innsbruck hat auch einiges zu bieten. So haben die Innsbrucker zwar Großsponsoren, die landesnah sind, doch das ist landauf landab in Österreich normal. Da befindet man sich in guter Gesellschaft. Sonst gäbe es überhaupt keinen Profifußball in Österreich. Mittels Steuern, die der FC Wacker Innsbruck zu zahlen hat, fließen allerdings auch über 1,2 Millionen Euro wieder an den Fiskus zurück. Spannend auch das Thema Kostenersatz, vulgo Subventionen. Da werden in Tirol Kosten und Gelder im Kreis geschickt, die bei anderen vergleichbaren Vereinen in Österreich erst gar nicht verrechnet werden. Außerdem bezahlt der FCW an über 170 MitarbeiterInnen – von Spielern, Trainern bis hin zu den Kassendamen – Gehälter oder Aufwandsentschädigungen. Gar keine kleine Firma also! Im Stadtteil Pradl, gehört man damit sicherlich zu den größten Unternehmen. 

Was wurde bereits erreicht und was soll noch folgen?

Mit einem Durchschnittsalter von 24,1 Jahren wurde der Kaderumbruch erfolgreich vollzogen. Diese junge Mannschaft hat Zukunft. Die Truppe von Karl Daxbacher zeigt begeisternden Fußball mit Herz und Leidenschaft. Aber auch im Unterbau ist man recht erfolgreich. Die zweite Herrenmannschaft (mit knapp 19 die Jüngste der Liga) befindet sich im Mittelfeld der Regionalliga West. Unsere dritte Herrenmannschaft übertrifft im ersten Jahr im Erwachsenenfußball alle Erwartungen. Apropos übertroffene Erwartungen. Das gilt auch für die knapp 40 Frauen der beiden Damenmannschaften, die ebenfalls auf Aufstiegskurs sind. Gut 220 Nachwuchskicker fighten in ihren Gruppen durchwegs in den oberen Tabellenrängen und sammeln eifrig Titel und Pokale. Aber das ist nicht das Wichtigste. Alle Kinder und Jugendliche genießen eine gute Ausbildung und machen Erfahrungen fürs Leben.

Eine gute Überleitung zum geplanten und angestrebten Trainingszentrum. Um konkurrenzfähig in Innsbruck zu sein und den Verein auf eine wirklich gesunde Basis zu stellen, ist ein Trainingszentrum unverzichtbar. Was im Innviertel, Burgenland oder bei Nachbar Südtirol möglich ist, sollte doch auch in Tirol umsetzbar sein. Zumal ganz Fußballtirol extrem davon profitieren würde. Zeit dafür wäre es. Bei einem Aufstieg wäre man der einzige Bundesligist ohne eigenes Trainingszentrum…

Weil wir gerade dabei sind. Ein Blick zu den anderen Vereinen zeigt noch etwas anderes nur zu deutlich: Der FC Wacker Innsbruck hat keine Heimat im engeren Sinn. Keine Kantine, kein Vereinsheim, kein Zelt, keine Räumlichkeit, in der sich Mitglieder und Fans nicht nur rund um die Spiele sondern auch abseits davon treffen könnten. Daran muss dringend gearbeitet werden. Jeder Verein im Land hat zumindest eine eigene Kantine, und sei das Nest auch noch so klein. Nur der Verein, der das größte Interesse generiert, hat nicht mal das…

Wirtschaftlich ist der FC Wacker Innsbruck auf einem guten und soliden Weg. Große Sprünge wird man kurzfristig zwar nicht machen können, aber im Falle eines Aufstiegs könnte solide gearbeitet werden. Und wer weiß, vielleicht wird das mittelfristig angestrebte Ziel Europacup ja wirklich wieder einmal Realität.

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Autor: Rudolf Tilg

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