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Kill BILLY

ÅBSÖRD. Könnte ein Regal sein. Oder ein Teller. Oder irgendwas von den tausenden Bling-Bling-Dingern, die ein schwedischer Möbelriese verkauft, um Frauen glücklich zu machen und Männer zur Verzweiflung zu bringen. Ich will nicht noch was stehen haben auf meinem HEMNES. ÅBSÖRD ist aber auch, wenn man noch sechs Spiele kicken muss, und es geht um nichts mehr. Willkommen bei LUSTENÖ, willkommen im Ländlä.

 

SMÅLAND

Alles, was LUSTENÖ jetzt noch macht, ist für den goldenen KÖTTBULLAR. Oder für die LAX. Richtig, theoretisch hätten sie noch die Chance, ins Aufstiegsrennen einzugreifen, zwischen Platz 2 und Platz 10 ist alles möglich. Praktisch wird sich nicht mehr viel ändern. Für die Vorarlberger ist es die 18. Saison in Folge in der zweithöchsten Spielklasse, und eine 19. wird sich noch anschließen. Man hätte eigentlich viel vorgehabt – wären da nicht die INVIDLÅ mit ihrem Abstieg und Umbau dazwischengekommen. Der Toptorschütze der Liga etwa ist ein Gsi. Geboren in Bludenz, mit seinen 189 ein ordentlicher PAX, spielte er 77mal im Austria-Dress und schon neunmal in Auswahlmannschaften der Alpenrepublik – und traf diese Saison bereits zweimal gegen die Vorarlberger. Seifedin Chabbi kickt nämlich bei der SV Ried. Wie auch, sie wissens eh, Grabher, Wießmeier, Haring und Durmus. Fünf Spieler, 131 Ligaspiele, 34 Tore, 26 Torvorlagen. Alle nicht im REINDÅL, sondern im INVIDLÅ, nicht in grün-weiß, sondern in grün-schwarz. Die dunkle Seite der Macht, sozusagen. Man taucht ein bisschen im SMÅLAND-Kugelparadies rum, wo sich weltweit kleine Kinder unterhalten, während ihre Eltern Beziehungsprobleme in 355 Geschäften zwischen KLIPPAN und KALLAX ausdiskutieren. Mal die grünen Kugeln, mal die roten, und dazwischen was Neutrales. LUSTENÖ kann sich nicht wirklich entscheiden, was es will. Unentschieden gegen Wiener Neustadt, Niederlage gegen Ried, Sieg gegen Floridsdorf, Niederlage gegen Hartberg, Unentschieden gegen Liefering, Sieg gegen Blau-Weiß Linz. Die letzte Serie – drei Punktegewinne in Folge – gab es im Oktober. Eine andere Serie legte man bislang gegen WÅKA hin: drei Spiele, drei Tore erzielt, aber null Punkte, weil auch neun erhalten. Noch nie, seit man 1997 das erste Mal im Ligabetrieb aufeinandergetroffen ist, gab es eine Saison ohne Punktegewinn gegen die Innsbrucker.

Midsommar

Dabei war LUSTENÖ durstig auf mehr. So durstig wie die amerikanischen Kunden der Schweden, die nicht verstanden, warum kurz nach dem US-Start der Absatz von Blumenvasen so rasant anstieg. Gläser mit 0,25 l? Für Kinder vielleicht, nicht für die Fast-Food-Nation. Auch die Grün-Weißen wollten aus großen KARAFF trinken, aus VASEN oder gar einem SOCKER, um am Ende den Titel zu feiern und einen silbernen FRODIG in die Luft zu strecken – und nicht bloß einen gläsernen POKAL, um die Tränen aufzufangen. Pustekuchen. Das Julgansplundring, das Plündern des Christbaumes, fand weit vor KNUT statt, LUSTENÖ war leer, noch bevor man Jul feiern konnte. Und es flogen nicht die Tannen, es purzelten die Vorarlberger selbst. Die ersten fünf Runden der Saison zeichneten den Weg vor. Platz 1, 3, 6, 8, 9 – die Austria kam nicht in die Gänge. Seit Runde 15 ist man auf dem sechsten Tabellenrang festgemauert, man kann sich schön langsam auf Midsommar einstellen, auf einen Umbruch in der Mannschaft und die Pflege der Nachbarschaft. Kann mit der lärmgeplagten Anrainerin auf ein FRUKOST gehen oder ein Gläschen Prosecco im Restaurant und sie schonend vorbereiten auf die Baustelle, die aus dem Reichshof das Planet-Pure-Stadion und aus der charmanten, wenn auch nicht mehr ganz neuen, zusammengewürfelten Studentenbude ein Holz-Beton-Paradies für 7000 Zuschauer machen soll, in welchem nur noch Haupttribüne und Glashaus an den alten Tschutta-Platz erinnern wird. Die Einrichtung wird man aber online bestellen müssen und in Wolfurt abholen. Oder halt nach Innsbruck fahren – denn die Schweden wird es auch weiterhin nicht im REINDÅL geben.

Kill BILLY

Schweden und Tirol, das passt seit dem Dreißigjährigen Krieg. Wobei sich die Brixentaler ja rühmen „Bis hierher kamen die schwedischen Reiter – und nicht weiter“. Na, die hätten geschaut, 2008 bei der Euro, als die Schweden bis Innsbruck kamen und aus dem Tivoli die gelbe Wand wurde. Schweden und Innsbruck passt auch anders. Mathias Svensson, Olof Persson und Mattias Lindström, drei Schweden im Innsbrucker Dress. Wobei, passen? Insgesamt zogen sie das Leiberl nur 26mal über, und Tor gab es auch nur eins, von Svensson, in seinem ersten Spiel gegen Ried. Die restlichen Partien waren die Skandinavier mit dem SPARKA auf Kriegsfuß. Was man wohl auch in LUSTENÖ wusste. Nicht nur, dass die Vorarlberger bislang noch keinen Schweden in ihren Reihen kicken ließen – sie wehrten sich auch mit Händen und Füßen gegen die Ansiedelung des Möbelgiganten in ihrem Markt. Wer braucht in einem Land, das das „Hüsle baue“ zum Lebensmotto erkoren hat, schon BILLY, MALM oder LACK. Kill BILLY war angesagt, mit Erfolg. Wenn eine einzelne ruhegestörte Nachbarin schon nicht ein Fußballspiel verhindern kann, dann doch eine ganze Gruppe einen Großmarkt. Mit der Einleitung einer Volksabstimmung war das Ende besiegelt, die Skandinavier sagten ADJÖ und bauen nicht in Vorarlberg. Blöd nur, dass die Volksabstimmungen schon eingeleitet war. Und so stimmen die Reichshöfler am 27. Mai darüber ab, ob die Schweden kommen dürfen oder nicht. ABSÖRD. Ähnlich ABSÖRD, wie noch sechs Spiele zu tschutten, ohne irgendeinen Sinn und Zweck. Außer vielleicht WÅKA zur ärgern. Und das ist oft Motivation genug.

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Autor: Stefan Weis

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