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I wüll wieda ham

Zuhause ist es doch am schönsten. Das wusste auch die steirische Austropop-Band STS, als sie ihre Hymne Fürstenfeld schrieb. Zu Hause ist es doch am schönsten, das denkt sich auch der TSV Hartberg. Daheim, das ist da, wo man die Punkte geholt und die Tore geschossen hat, die die Blau-Weißen in der Tabelle vor den FC Wacker Innsbruck geschoben haben. Um ein mickriges Tor, einen Verlusttreffer ist die Differenz der Hartberger besser, als jene des FCW. Doch jetzt geht´s ins Tivoli.

Aus da Traum

Dabei hat es vor ein paar Jahren gar nicht so rosig ausgesehen für die Oststeirer. Do gibt‘s a Szene, do muaßt hin, dachte man sich in Hartberg, und nach Jahrzehnten Landesliga gelang Sparkasse Hartberg der Aufstieg in die Regionalliga, als Meister gelang gleich der Durchmarsch in die 2. Division. Lang blieb man nicht, hatte aber Blut geleckt und einen Traum. Rauf muss es gehen, wieder zurück ins Profitum. Wär da nicht das lästige Geld gewesen, das man dafür aufbringen muss. Gut nur, dass Hartberg seine Sparkasse an die Landesbank verkaufte und plötzlich reich war. Naja, neureich. Und Neureiche wissen oft nicht, wie umgehen mit dem Geld. Das Stadion wurde ein bissi renoviert, eine Tiefgarage hat man errichtet um fast 6 Millionen, ein Bauhof um 5,5 Millionen Euro und noch ein paar Dinge erledigt. Aber hauptsächlich hat man mal geschaut, wie das mit Bernie Madoffs wunderbarer Welt der Geldvermehrung funktioniert und was denn das Meinl European Land so alles bringt. Und im Turnsportverein dachte man sich, wenn die Gemeinde solche Deals gut findet, dann wir doch auch. Kein Wunder, der Bürgermeister war ja auch der Präsident der Ballesterer. Hartberg, also der Verein, fädelte einen unglaublichen Deal ein mit einem Sponsor aus Aserbaidschan. Nur, Geld ist nicht geflossen, der neue Trainer Ivo Istuk hätte mittels Spielmanipulation Gelder einspielen sollen, die dann in neue Spieler reinvestiert werden sollten. Unglaublich. Aus der Traum, zerplatzt wie Seifenblasen, nix is bliebn. Da war Madoffs Ponzi-Scheme ja noch hohe Betriebswirtschaft. Oder das in Tirol einst so beliebte Cross-Border-Leasing. Hartberg stand also finanziell plötzlich nicht mehr so rosig gebettet da. Beide nicht. Die Gemeinde verprasste in zehn Jahren die rund 65 Millionen Euro des Sparkassendeals, der Verein brauchte jemanden, der ihn retten würde, um nicht wieder in der Landesliga zu verschwinden, denn er hatte nicht einmal mehr a poa Schülling in seim Gitarrenkoffa drin.

Fongt a Diandl on zu redn mit mia

Man fand jemanden. Jemanden, der nicht mit windigen Deals, sondern mit harter Arbeit nach oben gekommen war. Mit 17 daheim ausgezogen, Matura und Medizinstudium selbst finanziert, wegen Schwangerschaft aber nicht bis zum Ende durchgezogen. Pharmareferentin neben Kleinkinderziehung und Marketinglehrgang an der WU Wien, dann eine Idee. Drei Jobs zeitgleich, wovon zwei nur die Forschung finanzieren sollten für ein Produkt, das zum Selbstläufer wurde: Profiterol. Nein, warten sie, Prolactal. Nein, das ist der Sponsor aus der Milchindustrie. Profertil, jetzt haben wirs, das Nahrungsergänzungsmittel gegen männliche Unfruchtbarkeit. Birgit Annerl, die Wienerin, stieg als Sponsorin beim TSV Hartberg ein, und verlor ihr Herz an den Verein. So sehr, dass sie seit 2017 auch als Präsidentin agiert und die Blau-Weißen bundesligafit machte, wenn auch mit kleinen Schwierigkeiten. Anna, die Lizenz hamma, das konnte man nicht gleich vermelden in der Oststeiermark, und zwischenzeitlich gingen so manche Stammkräfte von Bord, allen voran Trainer Christian Ilzer. Der 40jährige coacht nun den Wolfsberger AC, und das nicht gerade unerfolgreich, wie zwei Siege und zwei Remis in fünf Spielen zeigen. Schon vergangene Saison hatte er aus dem TSV, einer vermeintlichen No-Name-Truppe, ein Team geformt, das bis zuletzt um den Meistertitel kämpfte. Ilzers Abgang war aber nicht er einzige, mit ihm gingen Manfred Gollner, Sven Sprangler und Stefan Gölles zum WAC, Roko Mislov nach St. Pölten, Max Mayer nach Floridsdorf, Manfred Fischer nach Altach – und Stefan Meusburger kam nach Innsbruck. Jener Stefan Meusburger, dessen Kopfbälle die Schwarz-Grüne Defensive zu Beginn der letzten Saison zur Verzweiflung brachten. Es wäre aber nicht Annerl, wenn sie nicht in die Zukunft reinvestiert hätte. Die Lücken wurden geschlossen mit Spielern aus Wolfsberg und St. Pölten, Kapfenberg und LASK, Sturm Graz und Austria Wien. Und auch aus Salzburg mit Youba Diarra, den Mittelfeldmotor der Steirer. Ein Steirer wurde auch für die Seitenlinie geholt, Markus Schopp, der in der Jugendausbildung von Sturm seine Erfahrungen als Trainer sammelte. Mit dieser Mannschaft, vor allem mit der Offensivkraft von Dario Tadic und Zakaria Sanogo, will Hartberg, will Präsidentin Annerl bestehen. Und bislang hat Hartberg noch jeden Lügen gestraft, der sie unterschätzt hat. Do konnst jo Ongst griang, wirklih woahr.

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Bislang hat es aber auswärts noch nicht so geklappt für die Herren aus dem Bezirk Hartberg-Fürstenfeld. Natürlich, man kann gegen Salzburg verlieren, auch im Steirer-Derby gegen eine angeschlagene Sturm-Mannschaft. Man kann auch daheim zwei unglückliche 0:1-Niederlagen einfahren gegen die Admira und den LASK. Aber dann bleibt halt wenig Zählbares übrig, wenn man gekommen ist, um zu bleiben. Die Hartberg-Spiele sind zwar statistisch gesehen Offensiv-Spektakel, es fielen bislang bei ihren Partien 151 Schüsse, so viel wie nirgendwo sonst. Blöd halt, wenn der Gegner der offensive Part ist und man selbst in drei von fünf Spielen ohne Treffer bleibt. Innsbruck andererseits kam auch bereits zu 13 Großchancen in dieser Saison und hat damit so viele wie kein anderes Team. Aber wohl auch so viel vernebelt wie kaum ein anderer, sechs Treffer, nur ein Sieg, vor eigenem Publikum nur Niederlagen. Da will man nicht unbedingt daheim spielen, und das nach einer Saison, in der das Tivoli zur Festung geworden war. Wenn man jetzt noch daran denkt, dass der TSV bei seinen letzten vier Auftritten an der Sill stets Punkte entführte und der letzte Innsbrucker Heimsieg gegen die Blau-Weißen aus dem Jahr 2010 datiert, dann will man eigentlich nur weg. Denn: Steirerbluat is ka Nudlsuppn.

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Autor: Stefan Weis

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