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Jö schau, ein Zebra!

Zebras sind schon ganz besonders herzige Tierchen. So herzig, dass etwa im International Garden in Kairo den Besuchern ein schwarz-weiß bemalter Esel präsentiert wurde, weil man kein Original im Zoo hatte. Der LASK, nächster Gegner des FC Wacker Innsbruck, ist nicht bemalt, sondern wirklich schwarz-weiß. Leider. Sie sind zwar nicht ganz so herzig wie die kleinen Streifentierchen, haben aber leider andere Eigenschaften übernommen.

 

Vorsicht, Hufe!

Werden Zebras angegriffen, stellen sie sich in Gruppen zusammen. So dicht, dass Angreifer keine Chance haben, ein einzelnes Tier dort herauszuholen. Mehr noch, sie holen sich blaue Flecken und blutige Nasen, denn die Zebras verteidigen sich mit Huftritten und schmerzhaften Bissen. Der LASK hat zur Verteidigung seines Fohlens im Gehäuse – Torwart Alexander Schlager ist erst 22 Jahre alt, kann aber schon auf 20 Bundesliga-, 23 Erstliga und 4 Europacuppartien zurückblicken – auch so manches unfaire Mittelchen angewandt. 133mal wurden bislang nicht regelkonforme Mittel angewandt, um den Gegner zu stoppen, nur St. Pölten (nona, mit Kühbauer als Trainer 141mal) und Wolfsberg (148mal) begangen mehr Fouls, Innsbruck mit 98 die zweitwenigsten der Liga (nur Sturm war noch braver mit 93). Dennoch, die Linzer zählen in der Statistik zu den bravsten Kickern der Liga, denn sie beißen, aber nicht zu fest. 14 gelbe Karten, aber bislang kein Ausschluss, nur die spielerisch der gesamten Liga überlegenen Salzburger können hier einen besseren Wert aufweisen (10/0).

Schläft das?

Zebras schlafen im Stehen, so wie auch ihre nahen Verwandten, die Pferde. Kommt ein Angriff, muss man sich nicht erst vom Boden aufrappeln, sondern ist gleich zu Gegenmaßnahmen bereit. Bei den Athletikern scheint derzeit gar niemand zu schlafen. Nur fünf Gegentore in 9 Spielen bedeuten Ligabestwert und beinahe Einstellung des eigenen Rekords aus der Saison 1983/84. Damals wurden in den ersten 9 Runden gar nur vier Gegentreffer verschuldet, dabei war man sogar etwas holpriger in die Saison gestartet. Eine Niederlage gegen den Lokalrivalen der Voest, drei torlose Remis, unter anderem gegen St. Veit an der Glan standen in diesen Partien zu Buche, aber auch ein 1:0-Erfolg gegen die Innsbrucker. Das Tor erzielte damals Gerald Piesinger, mit 192 Partien Linzer Urgestein. Sein Sohn Simon konnte sich an der Donau respektive dem Krumbach, der Pasching durchfließt, nicht durchsetzen und spielte zwei Saisonen am Tivoli, bevor es ihn via Graz zu Altach zog. Meister wurde in der Saison 1983/84 trotz der dichten Abwehr der Linzer die Wiener Austria, mit ihr durfte Karl Daxbacher den Teller in die Höhe recken. Für Innsbruck blieb der für das heimische Publikum enttäuschende, für jetzige Verhältnisse unerreichbare vierte Rang und ein UEFA-Cup-Startplatz.

Hui, ist das schnell!

Zebras sind schnell. Sehr schnell. Kommen sie einmal ins Galoppieren, dann erreichen sie Spitzengeschwindigkeiten von 65 km/h, schnell genug, um jedem Angreifer zu entkommen. Na ja, fast jedenfalls. Und das gilt nicht nur für erwachsene Tiere, auch die Fohlen können schon wenige Stunden nach ihrer Geburt mit der Herde mitlaufen. Bei Linz gibt es auch ein paar so wieselflinke Zebras, die den Innsbruckern das Leben schwer machen werden. Unter anderem der Ex-Wackerianer Florian Jamnig, so etwas wie der Edeljoker von Trainer Glasner – aber derzeit nur im Cup. Beim Spiel gegen Stadl-Paura wurde der Flügelflitzer 20 Minuten vor Ende eingewechselt und erzielte noch das 7. und 8. Tor des ASK. In der Euro-League-Quali konnte er gegen Lilleström beim 2:1-Auswärtssieg den Assist zum Siegtreffer beisteuern, in der Liga blieb er bei zwei Startelf-Auftritten und drei Kurzeinsätzen nach Einwechslungen noch ohne zählbaren Erfolg. Die kann dafür Joao Victor aufweisen, der brasilianische Wacker-Schreck. Im bisherigen Verlauf seiner Karriere konnte er bereits viermal gegen Innsbruck treffen, und auch in dieser Saison hat er sich schon warmgespielt. Drei Tore, zwei Assists im Cup, ein Tor und ein Assist international und zwei Tore mit zwei Assists in nur sechs Auftritten in der Bundesliga. Damit ist Victor einer von unglaublichen 11 Torschützen nach nur neun Runden. Die Athletiker müssen sich nicht auf einen Goleador verlassen, sondern können auf eine ganze Herde, Verzeihung, Truppe gedanklich und spielerisch schneller Ballesterer zurückgreifen.

Jö schau, ein Zebra!

Kein Wunder also, dass die Schwarz-Weißen nach nur einer Niederlage und einer Serie von acht ungeschlagenen Spielen in Folge zu den schärfsten Verfolgern der Salzburger zählen. Sie bleiben in jeder Situation cool und lassen sich auch durch Sticheleien nicht aus der Ruhe bringen. Wobei ja nachgewiesen wurde, dass die schwarz-weiße Musterung ja nicht nur der Tarnung gilt, die einzelnen Gestreiften in der Herde unsichtbar für den Angreifer macht und ihn verwirrt und die Musterung auch dabei hilft, 70% der Sonneneinstrahlung zu absorbieren und damit immer die Ruhe und Kühle zu bewahren, sondern auch gegen Insektenstiche wirkt. Also bei Zebras. Bei LASK-Spielern weiß man das noch nicht so genau. Was bei denen allerdings wirkt: das erste Tor des Spiels zu erzielen. Geraten die Linzer in Rückstand, bleiben sie ohne Punkt. Geschehen ist das in dieser Saison allerdings erst einmal, ansonsten hieß es immer: Jö schau, ein Zebra – und dann sah man sie schon jubeln…

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Autor: Stefan Weis

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