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Die Mär vom „schwachen“ FC Wacker Innsbruck

Mann oh Mann, was ist denn jetzt schon wieder los? Beim Lesen der Tiroler Medien bleibt da dem leidgeprüften Wackerfan die Honigsemmel zum Frühstück im Hals stecken. Geld braucht der FCW schon wieder. Ja, Geld von der Stadt für seine zweite Mannschaft. Können die in der schwarz-grünen Kommandozentrale nicht rechnen, oder wie? Und was schreiben die noch so: der wackere Präsident musste seinem Verein Geld vorstrecken. Halleluja hört denn das nie auf.

 

Der Schein trügt

Wird schon stimmen, wenn das im Tiroler Tagblatt steht. Der brave Bürger glaubt gerne, was da in großen Lettern zu lesen ist. Und weit ist es auch nicht gefehlt. Nur steht meistens die halbe Wahrheit in den Zeitungen. Das Aufklären, über das warum, wie und wieso würde den Medien aber auch zustehen. Sonst kann ja nur der Eindruck entstehen, der FCW hat nichts im Griff. Vereinsintern ist man um Aufklärung bemüht. Aber das hören und lesen natürlich dann deutlich weniger Leute. Der breiten Öffentlichkeit wird wieder eine vorgesetzte Meinung in ihre Denkzentralen gelegt und der Verein steht wieder einmal schlecht da. Dabei gäbe es für solche Schlagzeilen nachvollziehbare Erklärungen. Und schenkt man den Worten unseres Präsidenten glauben, so sind die Finanzen des Vereins im festen Griff. Aber wie kann das trotz solcher Schlagzeilen denn sein?

Fehlendes Geld bei FCW II?

Der FCW erhält Förderungen in verschiedenen Teilbereichen aber vor allem für die Infrastrukturkosten, wie landauf landab üblich. Aber zuerst müssen diese Kosten bezahlt werden. Heißt, man muss die Miete, in diesem Fall an die Olympiaworld, entrichten und diese Rechnungen später bei Stadt und/oder Land einreichen um im Zuge einer Förderung diesen Betrag wieder refundiert zu bekommen. Der Skandalisierungsversuch bezüglich angeblich fehlendem Geld für FCW II, den ein Österreichisches Kleinformat lancierte, ist aber nichts anderes als die Aufstellung eben dieser Infrastrukturkosten für dieses Team, die durch den Umzug ins Tivoli Stadion Tirol bei den Spieltagen der neuen 2.Liga nun um diesen Betrag höher sind. Skandal? Mitnichten! Man hat von Seiten des FCW um eine Förderung angefragt und die Förderinstitutionen wollen diese Kosten aufgeschlüsselt und natürlich mit Rechnungen belegt haben. So weit, so normal und man wird sehen, ob eine Förderung in diesem Bereich gewährt wird.

Liquiditätsengpass und dessen Überbrückung

In einer anderen Tiroler Zeitung war zu lesen, Präsident Gerhard Stocker müsse dem FCW eine halbe Million zuschießen. Ganz falsch ist das nicht, im Detail ganz richtig aber eben auch nicht, denn dieser Betrag wird nicht zugeschossen, sondern nur im Fall der Fälle garantiert. Warum man das braucht? Um einen Liquiditätsengpass zu vermeiden, der im November aber auch im Juni – Stichwort doppeltes Gehalt (Weihnachts- bzw. Urlaubsgeld) – auftauchen kann. Wie kann das passieren? Sponsorenzahlungen, vor allem der Großsponsoren, werden nicht unter einmal ausgezahlt, sondern werden in mehreren Teilzahlungen geleistet. Da kann es besonders in den besagten Monaten zu Liquiditätsengpässen kommen. In der Vergangenheit wurden diese oft über diverse Sponsorenvorgriffe überbrückt. Diesmal war dies nicht möglich und die Firma der Familie Stocker hat dankenswerterweise ausgeholfen. Was also beispielsweise eine Privatperson, der am Ende des Monats das Geld ausgeht mittels (teurem) Überziehungsrahmen bis zum nächsten Gehaltseingang löst, hat der FCW eben so geregelt. Ohne einen (teuren) Kredit aufnehmen zu müssen. Sobald die Sponsorenzahlungen Anfang des kommenden Jahres wieder eintreffen, ist ohnehin wieder alles erledigt, und die Überbrückung – im Fall der Fälle – zurückbezahlt.
Wirtschaftlich wird der Verein ohnehin alle Vierteljahre auf Herz und Nieren geprüft: Reorganisationsprüfung nennt sich das und ist eine Lizenzauflage der Bundesliga.

Was wird sonst noch so gesprochen?

Eins ist klar: Fußball ist mitunter ein schwieriges Geschäft. Da liegen Anspruch und Wirklichkeit oft meilenweit auseinander. Einmal spielt man zu offensiv, dann wieder zu defensiv. In Wirklichkeit zählen aber die Punkte. Auch wenn es dem ein oder anderen nicht gefällt, der Erfolg der letzten Wochen gibt der Mannschaft recht. Auch wird man mit dem geringsten Budget (außer dem TSV Hartberg) auch nicht gerade die Liga dominieren.

Besondere Dampfplauderer behaupten aber, dass der FC Wacker Innsbruck nichts tut und auch nichts leistet.
Geleistet hat der Verein in der letzten Saison fünf Aufstiege, und dass 220 Kinder im Nachwuchs nicht nur eine sportliche Ausbildung, sondern eine Schule fürs soziale Zusammenleben genießen dürfen. Leisten tut unser FCW auch, dass er trotz aller Schwierigkeiten in der Österreichischen Bundesliga spielt und über 170 Mitarbeitern ein Betätigungsfeld bietet.
Der Verein besteht aus derzeit 1863 Mitgliedern. Immerhin kostet diese Mitgliedschaft bis zu 72 Euro. 57 Golden Members bezahlen sogar 399 Euro.
Der FC Wacker Innsbruck hat Fans, Mitglieder und Fanclubs aus ganz Österreich und weit darüber hinaus. Knapp 5000 Zuschauer im Schnitt bedeuten die zuschauerstärkste Veranstaltung, die mehr als nur einmal im Jahr im Land stattfindet.
Der Verein besitzt so gut wie keine Güter oder Immobilien, aber er erntet viel Anerkennung und Liebe bei seinen Fans, bietet Arbeitsplätze, Sport, Unterhaltung und Freizeitveranstaltungen an und wird dabei von 62 Sponsoren unterstützt. Wie man all das „nichts“ nennen kann, ist mir unbegreiflich.

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Autor: Rudolf Tilg

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