Skip to main content

Wacker versus WSG Wattens

Tiroler Derbys haben es in sich. Da ist, da war immer was los. Vor zwei Jahren konnte die WSG überraschend drei der vier Derbys für sich entscheiden und war auch kurzfristig sportlich ein Hauch von Nummer eins im Land. In der letzten Saison hat sich das Blatt dann gewendet und die Schwarz-Grünen konnten sich in vier Partien gegen die WSG schadlos halten. Da half es auch nicht, dass die Präsidentin dem Vernehmen nach jedem ihrer Spieler einen Urlaub spendieren wollte, wenn sie gegen den FCW gewonnen hätten.
Aber das ist nicht das Einzige, was uns mit Wattens verbindet. 16 Jahre lang hatte man eine gemeinsame Geschichte. Ja, eigentlich für 22 Jahre. Denn für sechs Jahre übernahm der Kristallkonzern das Zepter am Tivoli. Zwei Meistertitel und ein Cupsieg gingen aus dieser Ära hervor. Aber eben auch ein nicht zu verachtender Identitätsverlust.

 

Swarovski als Notnagel

Hinter dem FCS aus den Jahren 1986 bis 1992 folgten ein Jahrzehnt Chaos. Ein auf und ab, das mit drei Meistertiteln und der größten wirtschaftlichen Pleite im österreichischen Fußball endete. Die wäre schon früher eingetreten hätte nicht Gernot Langes dem FC Tirol damals immer wieder unter die Arme gegriffen. Dafür hat ihn später das „Trio Infernale“ des FC Tirol vor Gericht gezerrt.
Das war aber noch nicht das Ende der Fahnenstange. Nach dem Ende des FCT hat in Innsbruck pure Ratlosigkeit geherrscht. Eine Kooperation mit dem SV Wörgl kam nicht zu Stande. Da hätte Schwarz-Grün zum Wandervogel werden sollen. Eine SPG mit der WSG Wattens ist es geworden. Ein erfolgreiches Jahr hat diese SPG gedauert. Nach dem Aufstieg in die zweite Liga war das aber aufgrund der Bundesligastatuten nicht mehr möglich. Es gab aber noch eine Kooperation mit der WSG. Bis Wattens nicht mehr der Notnagel für Innsbruck sein wollte.
Aber ohne es zu wollen, wurden Jahre später die Schwarz-Grünen zum Helfer der WSG. Die Mannschaft der WSG, welche in die zweite Liga aufgestiegen ist, hatten zum Großteil eine Innsbrucker Vergangenheit. Was wiederum für die Arbeit der Innsbrucker spricht.

Keine Fusion

So weit so gut. Nun steht die WSG vor dem Aufstieg in die höchste Spielklasse Österreichs. Dort kämpft unser FC Wacker Innsbruck derzeit ums sportliche Überleben in dieser Liga. Mit einem Budget von knapp sechs Millionen Euro (Durchschnittsbudget in der Bundesliga ohne FC Salzburg 15 Millionen Euro).
Weit mehr wurden unserem Präsidenten in die Hand versprochen. Weniger ist es geworden.
Aber was uns Fans interessiert, wie geht es weiter?
Vom Präsidenten und unserem Sportmanager sowie von Seiten der Politik hört man, dass zwei Vereine in Tirol auf Dauer nicht finanzierbar sein werden. Eine Internetplattform hat kürzlich von einer Zusammenlegung beider Vereine geschrieben. Da hat sie wohl was falsch verstanden. Unser Präsident hat von einer „Zusammenarbeit“ gesprochen. Eine Fusion will niemand. Also kann man getrost, von einer Medienente schreiben.
Aber es geistert noch ein Modell herum: Die Landesnahen Sponsoren zahlen um 20% mehr und teilen die Summe an die zwei Vereine auf. Aber vielleicht ist auch das eine Zeitungsente. Das würde heißen, unser FCW bekommt 40% weniger an Sponsor Einnahmen. Privatsponsoren ausgenommen.
Wattens fordert „Gerechtigkeit“. Wie sieht die aus?

Was ist gerecht?

Ist ein Vergleich zwischen beiden Vereinen und eine Aufteilung der Gelder gerecht?
In der Größenordnung wohl nicht. Der FCW hat 17 Mannschaften, spielt sowohl mit den Herren I und den Damen I in der Österreichischen Bundesliga und Herren II und auch die Damen II in der Zweiten Liga. Besonders unsere zweite Herrenmannschaft sorgt im „Profifußball“ für Furore. Mehrere Spieler haben schon den Sprung nach oben geschafft und haben so dafür gesorgt, dass Abgänge aus der Bundesligamannschaft intern nachbesetzt werden konnten.
Es wird einen guten Nachwuchs brauchen, denn ohne Transfererlöse wird der FC Wacker Innsbruck in Zukunft nicht überleben können. Das ist bei einer Kürzung der Sponsorgelder aber alles in Gefahr. Das würde wohl ein Schuss ins Knie werden.
Ob man bei den Damen oder im Nachwuchs einsparen kann, darüber sollte man gar nicht diskutieren müssen. Beides ein No Go, weil im Vergleich steht man auch in diesen Bereichen finanziell ebenfalls am unteren Ende.

Die Steuerlüge

An die 180 Gehälter/Aufwandsentschädigungen muss der FC Wacker Innsbruck bezahlen. Von der Größenordnung ist der Verein in Innsbruck mit jenem in Wattens nicht zu vergleichen. Auch wenn sich die WSG dem Vernehmen nach in Zukunft mit Tirol im Namen schmücken wird und als Retorte auftritt. Wacker hat knapp 1900 Mitglieder und aktuell einen Zuschauerschnitt von 4400. Natürlich nicht berauschend, aber immerhin bei weitem mehr als bei der Werkself. Die Strahlkraft eines FCW ist in ganz Österreich gegeben. Als einziger Bundesligist neben Rapid hat Wacker Fans und Mitglieder in jedem Bundesland, Deutschland und weit darüber hinaus. 62 besonders Schwarz-Grüne sind Golden Members und 62 Privatsponsoren unterstützen unseren FC Wacker.

Gerne wird dem FC Wacker Innsbruck unterstellt, er würde von der öffentlichen Hand leben, verschwiegen wird dabei gerne, dass der FCW ein vielfaches dessen an Steuern zurückzahlt. Außerdem konsumieren über 80.000 Zuschauer/Jahr im und außerhalb des Stadions eine Menge. Was auch wieder Bares in die Wirtschaft und in den Steuertopf bringt, Stichwort Umwegrentabilität.

Allein im letzten Jahr hat der FC Wacker Innsbruck durch seine fünf Aufstiege seinen Werbewert um ein Vielfaches erhöht. In Österreich, aber auch in den angrenzenden Ländern ist der FC Wacker Innsbruck (10 x Meister. 7 x Cupsieger, 2 x Mitropacupsieger. Viertelfinale Meistercup. Semifinale UEFA Cup. 4x Zweitligameister) ein Begriff. Man möge mit fußballaffinen Leuten im benachbarten Ausland sprechen und die Probe aufs Exempel machen.

Ist es also in Ordnung, beide Vereine mit unterschiedlichen Anforderungen finanziell gleich zu stellen? Wohl eher nicht! Es sollte schon um die Größenordnung und um den tatsächlichen Werbewert gehen. Der FC Wacker Innsbruck besitzt im Österreichischen Fußball noch immer große Strahlkraft. Bei der WSG besitzt die Firma diese Strahlkraft.
Wenn die Präsidentin der WSG öffentlich darauf anspielt, dass ihrem Vater einst übel mitgespielt wurde, so hat das mit dem aktuellen FC Wacker Innsbruck absolut nichts zu tun. Ein Trio hat damals den FC Tirol regiert und Einzelpersonen ist jenes zuzuschreiben, aber nicht dem FCW! Wir Fans haben das genauso unfair gefunden! FC Tirol, niemals wieder!

Zukunfstprogramm

Unser FC Wacker Innsbruck hat große Visionen. Hier niedergeschrieben: http://zukunft.wackerinnsbruck.at/
Ein Teil davon wird am Sonntag am Tivoli zu sehen sein. Das neue Vereinsheim im Osten des Stadions. Zu sehen wird auch unsere Vergangenheit sein. Wimpel, Trikots und anderes. Ich selbst habe mehr als ein Dutzend Exponate zur Verfügung gestellt. Gegenleistung brauch ich keine. 44 Jahre Schwarz-Grün sind genug Gegenleistung! Hoffe aber, dass unsere neue Heimat reichlich genutzt wird!

Avatar photo

Autor: Rudolf Tilg

Dieser Text stellt geistiges Eigentum des tivoli12 magazins dar und ist somit urheberrechtlich geschützt. Um den Text, oder Teile davon nutzen zu können, setzen Sie sich bitte mit dem tivoli12 magazin in Verbindung.
Skip to content