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Ein Blick nach vorne

Nach dem ersten Schock vom vergangenen Samstag, der folgenden Trauer und Depression, geht der Blick nun nach vorne. Noch kann niemand sagen, wie unsere Zukunft aussieht, welche Mittel aufgetrieben werden können und wie der FC Wacker Innsbruck in die neue Saison gehen wird. Aber er wird! Und viel wird von den Fans des FC Wacker Innsbruck abhängen.

 

Ein letzter Blick zurück

Die ganze Saison über war schwierig. Am Ende haben zwei Punkte auf die Admira gefehlt. Punkte, die mit Sicherheit drinnen gewesen wären. Aber es ist nicht mehr zu ändern.
Das Saisonfinale: ein Spiegelbild der Situation in Innsbruck. Der SV Mattersburg ist wie erwartet mit einer Rumpfelf angetreten. Ließ auch Einsatz und Freude vermissen. Rasch befand sich der FC Wacker Innsbruck auf der Siegerstraße. Da war die Welt noch in Ordnung und dementsprechend die Stimmung am Tivoli.
In Zeiten der Smartphones aber, kam die Kunde über die Führung der Hartberger fast schneller, als die gefallen war. Gut dass im Tivoli niemand wusste, dass deren Gegner Admira auch mit einer eher„seltsamen“ Aufstellung angetreten war.
Ab da war gedämpfte Atmosphäre und Gemurmel auf den Tribünen. Nach dem Schlusspfiff spielten sich herzzerreißende Szenen ab. Väter und Mütter trösteten ihre Kids, ja man hat sich gegenseitig getröstet. Ungläubig starrende Gesichter, Tränen, Trauer und Verzweiflung. Normalerweise leeren sich die Tribünen nach Ende des Spieles ziemlich schnell. Nicht so am Samstag. Man ist geblieben, applaudierte zaghaft und gab sich bei „Never Walk Alone“ und „Die Legende lebt“ den Gedanken hin. Jeder im Stadion war sich bewusst, was dieser Abstieg bedeuten könnte.
Auch unsere Spieler. So ging unser Torwart Christopher Knett minutenlang in die Knie. Leere, Stille, man weiß nicht, was folgen wird. Zusammen mit seinem Jungen im Arm, ziellos, aufgelöst und mit Tränen in den Augen. In dem Stadion, in dem genau vor einem Jahr so gejubelt wurde. War´s das jetzt, ist es vorbei?
Eine Atmosphäre, wie ich sie in einem Fußballstadion noch nie erlebt habe

Auch Busse aus Südtirol, so wie Fans der Eintracht haben mitgefiebert. Südtiroler Jungschützen, bildete ein Spalier beim Spielertunnel und die Lebenshilfe Tirol war groß vertreten. Sowie einige andere Vereine auch. Ein burgenländer Fan hat unter der Woche eine Pilgerwanderung gemacht. Danke!

Emotionen

So unterschiedlich können Reaktionen sein. In Hartberg wurde gejubelt, als hätte man grad die Championleague gewonnen. In Wolfsberg konnte man sein Glück nicht fassen. Euroleague Gruppenphase (!). Bierduschen und Wahnsinnsfeiern. Ebenso in Pasching beim LASK. Sensationell. So schön und so traurig kann der Fußball sein. Deswegen wird dieser Sport so geliebt und erzeugt eine Leidenschaft, wie sie in keiner anderen Sportart zu finden ist.

Ein Blick in die Glaskugel

Werden wir solche Bilder je in Innsbruck zu sehen bekommen? Warum nicht? Wir sind schon öfter am Abgrund gestanden und wieder nach oben gekraxelt.
44 Jahre ist es her, da habe ich meine Schwarz-Grünen zum ersten Mal spielen gesehen. Gegen Honved Budapest, vor knapp 8000 Zuseher. Mitropacupsieg! Die Torschützen von damals: Rinker, Flindt und Welzl. Sehr schön!
Seither habe ich sieben Meistertitel miterlebt, Fünf mal den Cup gefeiert, viermal Zweitligameister. Aber auch zwei Mitropacuptitel, viermal UI Cup Gruppensieger, Viertelfinale im Meistercup und Semifinale im UEFA Cup.
Da ist es leicht Fan zu sein.
Ich erlebte aber auch neun Jahre in der zweiten Liga. Nach dem Konkurs ein Jahr Regionalliga und zeitweise Amateurfußball von 1986 bis 1999.

Das ist unsere Vergangenheit. Aber wie sieht die Zukunft aus?
Das wird von den nächsten Wochen abhängen. Welche Mittel treibt man auf. Auch muss man sich neu positionieren. Ein sofortiger Wiederaufstieg sollte nicht (!) unbedingt angestrebt werden, denn die Schere zwischen Bundesliga und 2. Liga geht immer weiter auf. Nicht nur in spielerischer, sondern vor allem in finanzieller Hinsicht. Der FCW hatte recht, als er in der Aufstiegseuphorie anmerkte, man bräuche zwei Millionen zusätzlich zum sechs Millionen Budget, die zwar zugesagt wurden, aber leider nie auf dem Konto landeten, um realistisch mit dem Abstieg nichts zu tun zu bekommen.
Man soll sich nun nach dem Abstieg finden, in einer Liga, die auch ihre Reize hat. Austria Lustenau wird vertreten sein. Die SV Ried oder Wattens, auch der GAK, Klagenfurt, so wie Vorwärts Steyr. Auch Blau-Weiß Linz, Kapfenberger SV und andere Mannschaften, die auf Augenhöhe sein dürften sind dabei.
Befreit vom Druck unbedingt aufsteigen zu müssen, ohne die notwendige finanzielle Ausstattung dafür zu bekommen, der ständige Kampf ums Überleben, die überzogenen Erwartungshaltungen. Auf Dauer nimmt einen dieser Stress die Freude am Fußball. Besser der geilste Zweitligist sein, als ein chancenloser Bundesligist.

Positiv in die Zukunft

Für viele das Horrorzenario: Die WSG Wattens als Retorte in der Bundesliga und der FC Wacker Innsbruck in der zweiten Liga, sportlich also die Nummer zwei im Land. Ich sehe es nicht so. Wir können es nicht beeinflussen und wer am Ende vor der SV Ried liegt, der hat es eben verdient. Das gilt es zu akzeptieren. Es ist ein Wettbewerb und keine Angst, die WSG muss sich erst beweisen. In den letzten 15 Jahren, verbrachte unser FCW mit geringen Mitteln und mehr als besch…eidenen Rahmenbedingungen immerhin neun davon in Österreichs höchster Liga. Emotional ist und bleibt der FC Wacker Innsbruck so oder so die unbestrittene Nummer eins. In der kommenden Saison werden wir eine zwar sehr junge, aber auch sehr attraktiv aufspielende schwarz-grüne Mannschaft erleben. Viele Spieler davon konnte man heuer schon in Liga zwei sehen.

Aufbauarbeit ist also angesagt und erst wenn auch die Basis in infrastruktureller und finanzieller Hinsicht stabil und sinnvoll gelegt ist, erst dann wird der Angriff auf die Bundesliga wieder erfolgen. Doch so lange könnten und werden wir der geilste Klub der 2. Liga sein. Wir sind Wacker – sei auch du dabei!

 

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Autor: Rudolf Tilg

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