Skip to main content

Mior vo Dorobioro…*

Wie heißt Jesus auf Vorarlbergerisch? Dornbirn. So, nachdem mit einem echten Flachwitz das Niveau auf Bodenhöhe abgesenkt worden ist, kann man mit froher Erwartung auf das nächste Spiel schauen. Wobei, tiefes Niveau ist das Letzte, das man beim kommenden Gegner FC Dornbirn erwarten darf. Wie gefährlich sie sind, haben sie in den letzten Wochen zur Genüge bewiesen.

…wännt fest d‘Fasnat fira

Aber schauen wir zunächst noch ein bisschen weiter zurück, auf das letzte Duell der Rothosen gegen Schwarz-Grün. In Dornbirn herrschte Remmy-Demmy, mit den Fohlen des FC Wacker Innsbruck hatte das aber wenig zu tun. Es war der 11.11.2017, und der geborene Rheintaler beginnt da mit dem Ausnahmezustand der 5. Jahreszeit. Vorarlberg und Fasching – Verzeihung – Fasnacht, das erschließt sich einem Zugereisten ebenso wenig wie den Naz zu vergraben, einen Bloch durchs Dorf zu ziehen oder sich mit Kleibeif, ähm, sportlich zu messen. Dornbirn war also anderweitig beschäftigt, nur 350 Zuschauer verirrten sich auf die Birkenwiese, um ihre Mannschaft anzufeuern. Eine Mannschaft, die noch vor wenigen Wochen beinahe abstiegsgefährdet schien und nicht in die Spur kam. In den ersten 14 Runden hatte es nur zwei Siege gegeben, der drittletzte Tabellenrang machte die größten Ängste lebendig. Naja, bis man plötzlich spielen lernte. Markus Mader, Nachfolger von Eric Orie, überstand diese Startschwierigkeit und formte ein Team. Eines, das die Amateure von der Sill forderte. Thomas Grumsers Truppe rund um Lukas Hupfauf, Murat Satin oder Raphael Gallé hatte mit Martin Harrer und Dimitry Imbongo Boele Verstärkung von oben erhalten, doch ein Eigentor war nötig, um Wacker in Führung zu bringen. Dornbirn glich durch Ygor aus, die erneute Innsbrucker Führung wurde durch das Dornbirner Eigengewächs Franco Joppi wiederum egalisiert. Mit 2:2 ging Wacker Innsbruck in die Winterpause einer Saison, die unerwartet mit dem Aufstieg in die 2. Liga enden sollte. Und Dornbirn?

S´ganz Johr kast rennon und schaffa

Die Vorarlberger hatten kurz zuvor eine Serie gestartet, die bis zum vergangenen Wochenende halten sollte. Unglaubliche 23 Heimspiele blieb man ohne Niederlage, machte die Birkenwiese zu einer Festung und feierte dabei 18 Siege bei einem Torverhältnis von 58:18, zweieinhalb Tore pro Heimspiel im Schnitt. Kein Wunder also, dass man 30 von 30 Runden der vergangenen Saison von der Tabellenspitze lachte. Bis Runde 24 konnte man sogar noch von einer perfekten Saison ohne Niederlage träumen, mit einer Truppe, die zur Vorsaison nur aus Vorarlberger und einer St. Galler Quelle aufgefrischt worden war – davon sieben Zugänge von den eigenen Amateuren oder der Jugend. Dornbirn hat aus dem finanziellen Debakel der letzten Zweitligasaison, das sie nahe an den Absturz brachte, gelernt: man setzt auf die eigene Jugend und Spieler aus der Region. 20 von 24 Kaderspielern der Rothosen sind Vorarlberger, der Kader hat ein Durchschnittsalter von 23,3 Jahren, in der ersten Startelf waren nur zwei Legionäre zu finden: der Appenzeller Egzon Shabani und der schon seit drei Jahren an der Ach kickende Brasilianer Ygor Carvalho. Die Kontinuität und der Fokus auf Spieler aus dem Ländle zeigt sich auch im Kadervergleich mit dem letzten Spiel gegen Schwarz-Grün. Auf Innsbrucker Seite sind mit Eckmayr, Hupfauf, Satin, Gallé, Gavric und Jawadi noch sechs Spieler, davon vier der Anfangself, im heurigen Kader zu finden, die auch im November 2017 am Spielplan standen. Und bei den Vorarlbergern? Vom 16er-Spielplan mit Malin, Allgäuer, Gurschler, Domig, Kircher, Joppi, Cavalho, Lang und Madlener neun Spieler, sieben von elf der Startmannschaft – auch, weil man Ballesterer-Talente wie Grujcic und Barros nicht halten und an den finanzkräftigeren Konkurrenten Austria Lustenau abgeben musste.

Maschg‘ro, Maschg‘ro – rollo-loh!

Innsbruck erwartet also eine eingespielte Truppe, die trotz Aufstieg am Transfermarkt zurückhaltend blieb und nur drei Abgänge und fünf Zugänge vermeldete. Die neuen Rothosen schnürten ihre Kinderschuhe unter anderem bei Dornbirn, Hohenems und Kennelbach, erhielten aber auch Ausbildung in den Nachwuchsschulen von Hannover 96, 1860 München und SC Freiburg. Wacker Innsbruck sollte gewarnt sein, nicht zuletzt nach den Ergebnissen der letzten Spiele. Gegen Aufstiegskandidat Nummer eins Lustenau waren die Birkenwiesler bis zuletzt gefährlich, den Sportclub montierte man in Runde eins des Cups mit 6:2 ab, selbst Bundesligist Altach mühte sich qualvoll beim 2:0 in der Vorbereitung, bei welchem sich die Rot-Weißen mehr verdient hätten. Maschg’ro, Maschg’ro, rollo-loh schallt es durch die größte Stadt Vorarlbergs, wenn die Narren die Herrschaft übernehmen und der reservierte Vorarlberger zum Feiertier wird. Aber auch die Kicker werden gefeiert, wie 4.250 Zuschauer beim Derby-Auftakt am vergangenen Wochenende zeigten. Und das zurecht. Dornbirn kann mehr als Fasnacht und Gymnastrada. Dornbirn kann Fußball.

* Zum Dornbirner Fasnatlied: https://dornbirner-fasnatzunft.at/die-zunft/fasnatlied

Avatar photo

Autor: Stefan Weis

Dieser Text stellt geistiges Eigentum des tivoli12 magazins dar und ist somit urheberrechtlich geschützt. Um den Text, oder Teile davon nutzen zu können, setzen Sie sich bitte mit dem tivoli12 magazin in Verbindung.
Skip to content