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Einmal so und dann wieder so

0:2 in Floridsdorf. Alles wie gehabt, oder? Aber nein! Was soll man dieser jungen wackeren Mannschaft schon groß vorwerfen?
Zu wenig Ideen, zu wenig Kaltschnäuzigkeit, zu grün hinter den Ohren – fällt einem da ein. Ja, aber in Sachen Einsatz und Wille kann man überhaupt nichts sagen. 90 Minuten ein Spiel auf ein Tor. Die Blauen kamen vielleicht viermal gefährlich vor unseren Kasten. Mitunter entscheidet Effizienz eben auch Spiele.

 

Nicht nervös werden!

Ein Indiz beweist mir, dass die defensive Taktik der Floridsdorfer so wohl nicht ganz gewollt war. Fototechnisch befand ich mich genau neben der Coachingzone des FAC. Kurz vor dessen 1:0 hat dort hektisches Treiben geherrscht. Der Trainer gab energische Anweisungen an Ersatzspieler weiter. Augenscheinlich wurde da schon zu früher Zeit ein Wechseln angedacht. Würde man wohl nicht machen, wäre man mit der Darbietung seiner Mannschaft zufrieden. Aber es kam, wie es so oft vorkommt, wenn der Fußballgott auf Urlaub weilt. Ein Standard, ein wuchtiger Kopfball und das Runde zappelt im falschen Netz.
Dann Bemühen, anrennen und Kampf um jeden Millimeter. Aber die Spieler des FAC haben sich als die besten „Maurer“ des 21. Bezirks präsentiert. Routiniert und trocken, ohne zu glänzen wanderten die drei Punkte zur insgesamt wohl schlechteren Mannschaft. Und Wacker? Das Wort Lehrgeld strapaziere ich jetzt erst gar nicht. Lösungen finden, wie man gegen solche Maurermeister ankommt. Allein unseren Spielmacher Karim Conté zu suchen, ist da zu wenig Idee!

Auftrag

Vor einigen Jahren war es noch so, dass der FAC mit der Bahn nach Tirol gereist ist um das eigene Börserl nicht zu sehr zu strapazieren. Hingegen konnte Wacker damals ein „Wiederaufstiegsbudget“ aufstellen. Endergebnis 1:0 für die Bahnfahrer. In dieser Saison wurden wir überhaupt erst in der letzten Runde durch einen 3:0 Heimsieg gerettet. Dieses Spiel wurde innerhalb eines einzigen Tages ausverschenkt. Das zeigt vom Potential der Schwarz-Grünen. Dann Herbstmeister plus Rückfall im Frühjahr. Reihenweise Derbys verloren. Oh du lieber Gott. Da braucht man sich dann wahrlich nicht zu wundern. Und wir Fans? Immer auf Reisen – meistens eine auf die Mütze bekommen. Hart – härter- ein Schwarz-Grüner eben!

Und trotzdem – und das ist der Grund warum ich das schreibe. Die Liebe zum FCW ist ungebrochen. Zwar mögen wir den ein oder anderen verloren haben und in der Masse hat sich die Spreu vom Weizen getrennt, doch der FC Wacker Innsbruck hat noch immer Potential für einen „Kultklub“.
Mein Auftrag an den Verein: Aus Fehlern lernen, diese nicht schönreden, unabhängiger (!) werden und den eingeschlagenen Weg weitergehen. Und der größte Auftrag ist, die eigene Basis zu nutzen!

Im Osten nicht alleine

Die Basis bringt mich zurück in den 21. Wiener Gemeindebezirk. Wieder Spiele am Freitagabend. Wie viele werden kommen, wer hat überhaupt Zeit?
Wer in Innsbruck über fehlende Parkplätze jammert, der soll mal nach Floridsdorf fahren. Fast eine halbe Stunde Fußmarsch vom Stadion entfernt, haben wir den wahrscheinlich letzten Parkplatz von Wien ergattert. Dort angekommen, befanden sich noch sehr wenige Schwarz-Grüne im Sektor. Mein Weg hat mich durch die Haupttribüne geführt. Oha, die haben eine feine Fanzone da oben. Der kleine Verein hat einiges zu bieten. Bosna, Bratwürste, Hot Dogs, Schnitzelsemmel, Pommes, Fleischkäse usw. Alles zu Gunsten der Blauen. Der Neid kann einen packen. Und deren Sanitären Anlagen sind zumindest sauber. Nicht so wie im Innsbrucker „Taubenschlag“ Aber lassen wird das, sonst überlegt sich noch einer, lieber auf den Berg zu gehen. Wir wollen ja, dass das Stadion gut gefüllt ist und wir werden uns deshalb auch nicht das Erlebnis Wacker vermiesen lassen. Nerven tun diese Verhältnisse aber schon sehr lange!

Kaum hat das Spiel begonnen, hat sich die Gästetribüne deutlich gefüllt. Am Ende werden es an die 130 Wackerianer gewesen sein. Was dann auch die Bundesliga auf den Plan gerufen hat – über 100 Gästefans und keine eigenen Ordner? Hoffentlich gibt es dafür keine Strafe. Wahrscheinlich hat man nicht mit so vielen Wackerianern gerechnet. Doch im Osten gibt es viele Schwarz-Grüne. Beispiel gefällig? Da gibt es Leute deren Familienmitglieder bei diversen anderen Vereinen tätig sind. Aber als Kind, irgendwann in der goldenen Zeit, einmal Wacker gesehen und aus wars. Da kommt man nicht mehr davon los. Ob mit oder ohne Erfolg. Immer Wacker und das beeindruckt mich. Es ist ja nicht so, dass es im Osten keine Alternativen gäbe. Ein Fanclub hat sich nach (!) dem Abstieg 1979 gebildet. Tolle Sache und alles auch irgendwie Kult.

Wahnsinnige

Zu dritt haben wir uns am Freitag auf dem Weg gemacht. Der Fahrer aus Braunschweig und ein anderer Kollege kam vom „Oberen Gericht“ angereist. Ein lustiges Trio! Stau an der Grenze, Stau auf der A8 und Stau hinter Salzburg. Mehr brauchst nicht mehr. Das Beste war noch das legendäre Schnitzel beim Schnitzelwirt in Loosdorf. Nach mehr als sieben Stunden war das Ziel erreicht. Wacker für immer!
Nettes Spiel, tolle Gespräche, aber unbefriedigendes Ergebnis. Auch die Polizei wurde kurz etwas nervös weil im Stadion Fans anderer Vereine aufgetaucht sind, von denen einige einer sehr zweifelhaften Gesinnung fröhnen und zur Schau stellen. Nicht über jeden Besuch muss man sich freuen. Und dann ging es wieder ab in die Heimat. Halbe Stunde Fußmarsch zum Auto. 500 Kilometer westwärts. Mein Kollege aus dem Oberland hatte dann noch 130 Kilometer bis ins Bett. Normal können wir nicht sein – Aber alles für Wacker!

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Autor: Rudolf Tilg

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