Bada-ba-ba-baaaah!
Die 90er waren schon eine seltsame Zeit. Aus Raider wurde Twix, aus Wacker wurde FC Tirol, aus FS1 wurde ORF1, aus VÖEST wurde Stahl Linz, aus der Juniortüte das Happy Meal. Jetzt kehrt die Juniortüte zurück, verkleidet als selbständiger Club und eigentlich doch die Amateure des Linzer ASK, der damals den blau-weißen Konkurrenten schluckte. Prost Mahlzeit.
Every time a good time.
Gerne wird an den Nerven der Schwarz-Grünen gerüttelt, wenn man sie fragt, wer denn hier nun eigentlich spielt. Traditionsverein, Neugründung oder gar die WSG in falschen Farben…? Der Konsens in Fußballösterreich, in Penzing, Liebenau oder den Rheinauen, ist eindeutig: es ist der 10malige Meister, es ist der alte Tiroler Club von der Sill, es ist der FC Wacker Innsbruck, der in seiner Geschichte so manchen harten Rückschlag überstehen und so manche Umfärbelung erleiden musste. Und immer wieder zurückkam.
Beim kommenden Gegner ist es nicht ganz so leicht. Und noch schwerer ist es, den roten Faden in der Vereinsgeschichte nicht zu verlieren. Kommt da jetzt Pasching? Wallern? Oder doch das Farmteam der Schwarz-Weißen aus Oberösterreichs Hauptstadt? Hört man auf den Stammverein, dann kommt die Zweier-Mannschaft der Athletiker. Als der aus dem eigenen Nachwuchs stammende Thomas Piermayr im Jänner 2018 nach Wanderjahren in aller Welt nach Linz zurückkehrte, vermeldete die Homepage des LASK „die Heimkehr“, nun halt bei den LASK Juniors OÖ.
Schaut man auf die Geschichte der Lizenz, dann kommt wahlweise der Wallern oder der Pasching. Als nämlich der ASKÖ alias FC Superfund zum SK Austria Kärnten wurde und in Klagenfurt den FC Kärnten, der mal Austria Klagenfurt und Villacher SV war, als Liebling der Politik ablöste, wurde in der Linzer Vorstadt der FC Pasching gegründet, der mit dem SV Wallern eine Spielgemeinschaft einging, um wieder in den Profisport zurückzukehren. Die Bundesliga, von der Lizenzschieberei enttäuscht, führe die Regel ein, dass ein Verein drei Jahre im Landesverband spielen musste, bevor er in die zwei höchsten Ligen aufsteigen durfte. So wurde Pasching, trotz Meistertitel in der Regionalliga, die Relegation verwehrt. Und nachdem man zwei Saisonen lang an der Wiederholung des Meisterstücks am LASK scheiterte, wurde eine Spielgemeinschaft mit dem Konkurrenten eingegangen und der Verein in FC Juniors OÖ, dann LASK Juniors OÖ umbenannt, um nach dem Aufstieg in die zweite Liga die Spielgemeinschaft aufzulösen, aber dennoch als Kooperationsclub der Athletiker zu fungieren.
Sie sind verwirrt? Nicht nur Sie, glauben Sie mir.
Einfach gut.
Denn auch die Regularien der Bundesliga konnten nicht mehr erkennen, wer ihnen denn hier gegenüber steht. Um vor dem Recht alles sauber zu halten, besteht seit dem Aufstieg vor einem Jahr keine direkte rechtliche Verbindung mehr zwischen Stammclub und Fohlen – man folgte den Schneisen, die RedBull mit seinen Konstruktionen in den Wald geschlagen hat. Und man geht noch einen Schritt weiter. Der Trikotstil ist jener des LASK. Die Spieler sind nach eigener Auffassung die Amateure des LASK. Man wird auch ausgerüstet von der Eigenmarkte „Forza ASK“. Wenn es aber ans Geld geht, kann man sich in Pasching nicht erinnern, jemals etwas mit den Linzer gemein gehabt zu haben. Im Winter der vergangenen Saison konnte vermeldet werden, dass die Juniors aus dem Österreicher-Topf der zweiten Liga mit 93.486 Euro rund ein Viertel der 383.500 Euro abkassierten. Mehr als jeder andere Verein. Wieviel erhielt Wacker Innsbruck für seine begeistert aufspielenden Nachwuchskicker? Null Euro. Denn Amateurteams haben kein Anrecht auf Teilnahme. Selbst Liefering verzichtete freiwillig, wie sie auch auf die Teilnahme am ÖFB-Pokal verzichten. Nicht aber die Linzer Junioren, die als vermeintlich selbständiger Verein auf der Haller Lend den SV mit den Ex-Innsbruckern Akif Güclü, Simon Nimmervoll, oder Raffael Wechner mit 5:1 ausschalteten. Besonders ärgerlich für die Konkurrenten ist, dass sich der LASK mit den Juniors nicht nur einen sportlichen, sondern gleichzeitig auch einen finanziellen Wettbewerbsvorteil erspielt, kann doch mit dem erhaltenen Geld unter anderem die Linzer Fußball-Akademie mitfinanziert werden, an welcher neben den Athletikern aus der Bundesliga auch die Juniors aus der Zweitligist beteiligt ist.
Moralisch fragwürdig, rechtlich einwandfrei. Und für Linz einfach gut.
I’m lovin‘ it.
Denn nicht nur die Großen sorgen derzeit für Furore mit ihrem Einzug ins ChampionsLeague-Playoff, dem Fixplatz in der EuroLeague-Gruppenphase und den garantierten 5 Millionen Euro selbst bei ausschließlich Niederlagen auf internationalem Parkett. Auch Juniors haben bislang nichts anbrennen lassen. Nach Rang sieben im vergangenen Aufstiegsjahr trotz zweier Niederlagen gegen Wacker Innsbruck II (Kogler und zweimal Gründler beim 0:3 vor eigenen Publikum, Rieder und zweimal Wallner beim 1:3 am Tivoli) startete man in diesem Jahr fast makellos in die neue Saison. Drei Liga-Spiele, sieben Punkte, nur ein Gegentreffer stehen zu Buche. Vier verschiedene Torschützen aus allen drei Feldpositionen, vier verschiedene Assistgeber aus Verteidigung und Sturm machen die Juniors kaum berechenbar. Nimmt man den Cup auch noch mit, sind gar sechs Torschützen mit insgesamt neun Treffern im Kader, allen voran der 20jährige Costa Ricaner Andy Reyes und der 22jährige Christopher Cvetko. Dass auch noch alle drei Startelf der Liga mit Durchschnittswerten zwischen 20,1 und 20,4 jünger waren als jene des FC Wacker Innsbruck (21,1 bis 21,9) ringt dann – trotz aller Vorbehalte hinsichtlich Konstrukt – doch durchaus Respekt ab. Als 1999 McDonalds die Juniortüte in Happy Meal umbenannte, waren gar erst vier Kaderspieler geboren, der älteste von ihnen, Cvetko, erst gut eineinhalb Jahre alt. Die Juniors präsentieren sich derzeit als Wundertüte, die sich nur schwer entzaubern lässt. Ein schwieriger Fall für den FC Wacker Innsbruck. Für den österreichischen Fußball aber gut. Nein, mehr: I’m lovin‘ it.