Äpfel und Birnen
Wenn Kinder rechnen lernen, dann passiert das oft mit Äpfel und Birnen. Zwei da, drei dort. Wenn Amstettner auf Äpfel und Birnen treffen, dann trennen sie auch ganz genau. Aber vermischen sie auch ganz gern. Mostviertler halt.
Zusammenwachsen
„Diese Häuser hat der Most gebaut“, das hört man oft, wenn man in der Amstettner Gegend vor den typischen Vierkanthöfen steht. Der Most hat die Höfe der Großbauern vielleicht bezahlt, warum sie so gebaut wurden, dazu gibt es verschiedene Theorien. Eine meint, es ist das Zusammenwachsen von verschiedenen Einzelhöfen, denn gemeinsam sei man stärker. So wie der Zusammenschluss von ASK Amstetten mit dem SC Union Amstetten, die nach 50 und 60 Jahren Vereinsgeschichte seit 1997 gemeinsame Wege gehen. Ein gerader stürmischer Erfolg war es nicht, man pendelte zwischen Landes- und Regionalliga, bis man im vergangenen Jahr endlich den Aufstieg schaffte. Der Ligavergrößerung sei Dank, denn es reichte nur zu Rang drei hinter Horn und Ebreichsdorf, auch wenn man mit 69 Toren in 31 Spielen die offensiv erfolgreichste Mannschaft war. Der Kanonier der Aufstiegssaison, Milan Vukovic, brachte es alleine auf unglaubliche 23 Treffer, schnürt seine Schuhe aber nun für den ASKÖ Oedt. Auch die meisten anderen Torschützen wanderten ab, zum Kremser SC, dem SC Gresten, SC Neusiedl/See, ASK St. Valentin und auch in die Fußballpension. Von 12 Torschützen mit 69 Treffern aus der Saison 2017/2018 sind nur noch 5 im Verein tätig, die es auf insgesamt 14 Tore brachten. Wenn der FC Wacker Innsbruck nun also zum zweiten Mal mit seiner Kampfmannschaft auf Amstetten trifft, dann ist das zwei Jahre später wohl von beiden Seiten nur bedingt ein Wiedersehen – die Teams von damals mit jenen von heute zu vergleichen, hieße, Äpfel und Birnen gleichzusetzen. Das hart erkämpfte 1:0 der Schwarz-Grünen in der Cup-Partie am 19. September 2017 schoss Florian Jamnig. Der Kapitän dieser Partie kickt wie 12 seiner 13 Kollegen an diesem Spieltag nicht mehr an der Sill, einzig Lukas Hupfauf findet sich auch heute noch im Kader des FC Wacker Innsbruck. Zwei Jahre können eine Ewigkeit sein.
Zusammenhalten
Eine andere Theorie zu den Vierkanthöfen meint, sie seien aus der Verteidigung gegen Türkeneinfälle heraus entstanden und imitiere im Grundriss eine mittelalterliche Festung. Trutzburgen sind das Letzte, dem der FC Wacker begegnen will, wenn er gerade mühevoll am Aufbau der eigenen Heimfestung baut, die im vergangen Jahr sturmreif geschossen wurde und als Ruine dahindümpelte. Amstetten ist wohl kein Gegner, der da den Wünschen der Innsbrucker entgegenkommt, denn auch wenn im vergangenen Zweitliga-Jahr nur der 11. Platz für die Niederösterreicher herausschaute, 43 Gegentreffer in 30 Partien sind für einen Aufsteiger aller Ehren wert. Man platzierte sich mit dieser Statistik im gehobenen Mittelfeld der Liga, nur Wattens, Ried, Lustenau und Klagenfurt konnten deutlich weniger Verlusttore am Ende des Spieljahres vorweisen. Auch die Hoffnung, dass die Mostviertler zumindest auswärts Fallobst wären, erfüllt sich nicht. 21 Gegentreffer auf fremdem Terrain bedeuteten, dass 12 Teams defensiv anfälliger waren als der SKU. Die besten Beispiele für die Festung Amstetten: die Partien gegen Wacker Innsbruck II. In 180 Spielminuten waren null Tore zu sehen. Gar keine. Nicht aus Standards, nicht aus dem Spiel, kein Weitschuss und kein Gestocher. Die Gehäuse blieben auf beiden Seiten verbarrikadiert. Im ersten Spiel, zu Hause, gaben die schwarz-grünen Fohlen 10 Schüsse ab, sechs davon gingen direkt auf das Tor, in der zweiten Partie auswärts waren es nochmals 9 Torversuche – der Ball wollte aber nicht über die Linie. In den vier Spielen jeweils eine Runde vor und nach der Amstetten-Begegnung erzielten die wackeren Amateure 9 Tore, sie waren also nicht in einer Offensivkrise. Nur, das letztjährige Team mit dem heurigen zu vergleichen, wäre wie… Sie wissen schon, Birnen und so.
Zusammenarbeiten
Die letzte Theorie zu den Vierkanthöfen sagt, sie seien auf Grund von Arbeitsteilung entstanden. Ein reiner Zweckbau, der die Prozesse im Alltagsleben rationalisierte und aus Bauernhöfen funktionelle Wirtschaftsbetriebe machte. Und da liegt auch die Gefahr des SKU Amstetten. Nicht die großen Namen, die herausragenden Talente, sondern das gründliche Arbeiten und Abackern eines Planes. Die Arbeitssiege gegen Liefering und die jungen Violetten mit jeweils drei Toren zeigten, was in den Niederösterreichern steckt. So wie aus altem Most ein neues In-Getränk werden kann, wenn ich es Cider nenne, nett verpacke und den Kleinstadt-Bohemians anbiete, so kann auch aus den biederen Amstettnern ein Team werden, das schwer zu schlagen ist. Es liegt an den Schwarz-Grünen, die Mostpresse anzuwerfen.