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Strasdwudje und Hallo!

Für einen Tiroler ist ja recht schnell alles, das politisch jenseits der Norm – also der hergebrachten alten Ordnung – ist, etwas suspekt. Und verdächtig, sich dem Kommunismus zu nähern. Die Wahlergebnisse der Sozialdemokratie im Land im Gebirg‘ beweisen es. Auch die Genossen haben die Zeichen der Zeit erkannt und an ihrer Spitze zwecks Tarnung den Fahrer eines Zuffenhausener Familienwagens gestellt, so bleibt man unverdächtig. Wenn dann aber junge Wiener auflaufen, dann müssen das Linke sein. Und die tragen auf ihrer Brust auch noch stolz das Logo eines Energieunternehmens des ehemaligen Klassenfeindes aus dem Osten. Kommen jetzt wieder die Russen?!

Pozhaluysta…

…bitte, natürlich nicht die Russen, auch wenn ein Tiroler hinter dem Pass Strub bald einmal den Ural vermutet. Nicht die Komsomol, die Jugendorgansisation der KPdSU, verbreitet Angst und Schrecken, sondern die Young Violets, die jungen Wilden der Wiener Austria. Und Schrecken, das verbreiten sie auch noch nicht so lange. Der Start in die Saison war ein schwieriger. Nicht gerade torarm, aber nicht von Erfolg gesegnet. In den ersten sechs Runden erzielten die kleinen Veilchen neun Tore und damit fast doppelt so viele wie der FC Wacker. Der erste Treffer der Saison geht dabei auf das Konto von Johannes Handl. Ja, genau jenem Ex-Innsbrucker, der in seinem einzigen Kampfmannschafts-Auftritt für Schwarz-Grün gefühlt 17 seiner 16 Zweikämpfe verloren hat (es waren nur 7 verlorene, dennoch für einen Defensivmann mit 56,25% eine überschaubar positive Bilanz) und seinen Teil zu einer verheerenden 1:3-Niederlage im Abstiegsplayoff beigetragen hat. Dass Ex-Innsbrucker auswärts das Spielen lernen, ist leider keine Neuheit. Mit El Moukhantir, Hahn, Sakaria, Feiertag, Wimmer, Gassmann und Jukic gab es nach sechs Partien auch schon acht Torschützen. Und damit um einen mehr als bei Innsbruck jetzt vor Runde 11. Torarm war es aber auch nicht in die andere Richtung, der Gegner hatte beim Zug auf das Wiener Gehäuse meist leichtes Spiel. Bereits nach vier Runden wiesen die kleinen Austrianer so viele Gegentreffer auf wie Wacker in der gesamten bisherigen Saison. Ist aber auch kein Wunder.

Skol’ko tebe let…?

… wie alt bist du denn? Das fragt sich so mancher Gegner, wenn die jungen Buben der Austria aufs Feld marschieren. Kein Wunder, unterbieten sie ja das ohnehin geringe Durschnittsalter der Innsbrucker nochmals um ein Stückchen. Neun von zehn Startelfs aus Favoriten waren jünger als die jüngste schwarz-grüne Truppe. Harald Suchard ließ am Spieltag gar ein Team auflaufen, das kerzengerade 20 Jahre im Schnitt war, mit einem 17jährigen Mittelstürmer Feiertag, mehr als der Hälfte der Spieler Teenager – also unter 20 Jahre alt. Und einem 23jährigen Kapitän als Oldie. Dass auf der Bank noch drei 17jährige saßen, und zwei von ihnen auch als Wechselspieler zum Zug kamen, zeigt das konsequente Festhalten am Konzept Nachwuchsentwicklung in Wien. Kein Wunder also, dass sich die jungen Buben auch dementsprechend schwer taten, in der Liga ins Spiel zu kommen. Sechs der ersten sechs Spiele gingen verloren, und mancherorts hätte man da schon verzweifelt den Hut draufgehaut und den Trainer hinterfragt. Nicht aber bei den Veilchen. Gut, die hatten mit den Problemen der Kampfmannschaft genug zu tun, da muss man nicht noch ein zweites Problemfeld aufmachen. Die Entscheidung, Ruhe zu bewahren, war keine schlechte.

Choroscho, towarischtsch!

…gut, mein Freund! Das hörte man immer öfter bei den Violetten. Gegen die favorisierten Rieder wurde ein torloses Remis ermauert, ebenso gegen die erstarkten Genossenschaftsfreunde der Vorwärts. Im Stadtderby mussten die Floridsdorfer gleich vier Gegentreffer hinnehmen, der Grazer AK wurde auswärts mit 3:2 besiegt. Vier Runden, viermal gepunktet, 8 Zähler eingefahren, nur drei Tore kassiert. In einer fiktiven Formtabelle der letzten vier Runden würden die Young Violets auf Rang vier liegen, das zweitbeste Torverhältnis und die erfolgreichste Defensive aufweisen. Sie wären dabei auf Augenhöhe mit Lusenau, Ried, Austria Klagenfurt – also den erklärten Favoriten auf den Aufstieg – und dem Überraschungsteam aus Dornbirn. Kein am Boden liegender Nachwuchsverein, keine Spielwiese für junge Einzelkämpfer, sondern ein Gegner, vor dem sich Wacker Innsbruck in Acht nehmen muss. Die Austrianer haben die Spur wiedergefunden, auf der sie die vergangene Saison beendet hatten. Damals durften sie neun Punkte und 11 Tore in vier Spielen feiern. Und einen Sieg gegen die zweite Mannschaft des FC Wacker Innsbruck durch zwei Tore von Manprit Sarkaria bei zwei Torvorlagen von Lukas Prokop. Odnohuystvenno! Naja, das lassen wir jetzt einfach unübersetzt…

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Autor: Stefan Weis

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