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Als Wacker noch kein Mythos war (2)

In der Winterpause wurde ein wahrer Schatz für geschichtsinteressierte Wackerfans gehoben. „Wacker-Archivar“ Gerhard Siegl fand über verschlungene Wege Zugang zu längst verlorengeglaubten Unterlagen aus der Nachkriegszeit (1946-1951). Darunter befinden sich nicht nur die Ausgaben der damals für Mitglieder herausgegebenen „Wacker-Nachrichten“, sondern auch Protokolle von Ausschusssitzungen und Wochenversammlungen und so mancher Schriftverkehr, aus denen sich die damalige Zeit gut rekonstruieren lässt. Das tivoli12 magazin präsentiert euch aus diesen Unterlagen so manche Schmankerln.

Diese Berichte wurden aus den originalen Abschriften zu den diversen Wochen- und Monatsversammlungen des FC Wacker Innsbruck, sowie aus den damals herausgegebenen Wacker-Nachrichten, Schriftverkehr und ähnlichem erstellt. Politisch ist Tirol nach dem 2. Weltkrieg von den Franzosen besetzt, der Reiseverkehr innerhalb Österreichs und vor allem ins angrenzende Ausland umständlich.

Von Mitgliederschelte und Ohrfeigen

Aus den Wacker-Nachrichten vom 19.3.1947 ist wörtlich zu entnehmen: „Es haben leider noch manche nicht erfasst, was es heißt, bei einem Verein zu sein, dass dies dem Mitglied nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten auferlegt und dass im Vordergrund die Kameradschaft und der Zusammenhalt steht. So geht es eben nicht an, dass man sich bei einem Spiel denkt – Ja, der wird schon dort sein und für mich spielen, oder sie werden schon einen anderen für mich finden, ich mag heute nicht!“
Der Hintergrund für diese Rüge war, dass nicht alle eingeteilten Spieler zum Spiel in Hall erschienen waren. Das Spiel ging mit 1:4 verloren, mit der Leistung war man äußerst unzufrieden, aber aus dem Spielbericht ist auch zu lesen „Leider waren auch die Schiedsrichter mit Blindheit gesegnet…“.
Betreffend dem Vereinsgut wurde neuerlich ausdrücklich darauf hingewiesen, dass „alle welche noch Dressen und anderes Vereinsgut haben dieses umgehend beim Zeugwart abzugeben haben“.

 

In der Wochenversammlung vom 27.3.1947 wurde nochmals das Haller-Spiel thematisiert und die Spieler der Einzelkritik unterzogen, was Tormann Jara Kurt (sen.) veranlasste seine Freigabe zu erbitten, mit der Begründung „man könne ihn nicht leiden“. Nach einigen Diskussionen konnte man ihm dieses Vorhaben aber ausreden.
In der Wochenversammlung vom 3.4.1947 wurde über das Spiel in Reutte berichtet, welches mit 1:4 verloren ging und wo einige junge Leute getestet wurden. Dazu wird bemerkt „der Schiedsrichter war nicht einwandfrei und die Zuschauer haben auch nicht dazu beigetragen, im Gegenteil, sie belästigten unseren Tormann Jara, bis dem die Geduld riss und er einem Zuschauer eine Ohrfeige versetzte“.
Das nächste Spiel wurde in St. Johann abgehalten. Dem Bericht von Luis Krieglstein in einer Ausschusssitzung ist zu entnehmen dass die Mannschaft mit sieben Spielern anreiste. Krieglstein trommelte noch drei Spieler zusammen und mit einem von Linser geliehenen Auto fuhren sie der Mannschaft nach. Zuvor wurde noch vereinbart ja nicht zu schimpfen, da bei den St. Johannern drei Franzosen mitspielen. Jedoch Didl Hans schimpfte vom Anfang bis zum Schluss. Zudem agierte er sehr eigensinnig und spielte die Bälle nur seinem Bruder zu. Das Spiel endete 3:8 und alle waren auf Didl sauer. In der folgenden Wochenversammlung klang der Bericht von Dr. Pervulesko zu diesem Spiel schon viel „freundlicher“ was die einzelne Spielerkritik betraf.

Aus den Wacker–Nachrichten vom 11.4.1947 ist zu entnehmen, dass das Vereinspreiswatten zu Ende ging und den ersten Preis die Gebrüder Krieglstein gewannen. Der zweite Preis ging an das Duo Proxauf sen./Purker und Dritte wurden die Gebrüder Didl.
Weiters liegt ein Formblatt bei, das zur Überprüfung der Personalien und Adressen der Mitglieder dienen soll. Neben den üblichen Daten fand sich auch der Passus

War Mitglied der NSADP oder deren Gliederungen: ………………
Von………………bis…………………….als
Registrierungspflichtig:……………………..

Es ist anzunehmen dass diese Informationen vor allem für die Beantragung von Auslandsreisen von Nöten waren, schließlich konnte die Behörde einzelnen Leuten die Ausreise untersagen.

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Autor: admin

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