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Wir holen schwarz-grüne Fans vor den Vorhang (2)

Was tun, wenn alles stillsteht? Ein kompletter Lockdown Liga und den Sport zum Erliegen bringt? Und da absolut keine Kulturveranstaltungen bis Anfang September erlaubt sein werden, ist Fußball mit Publikum wohl auch nicht möglich. Das ist eine harte Zeit für uns Fußballfans, die uns aber Gelegenheit gibt, gemeinsam in Erinnerungen zu schwelgen und uns warmzuhalten, bis es dann auch wieder für uns losgeht. Denn dieser Zeitpunkt wird kommen! Deshalb widmen wir uns mit dieser Serie den Fans des FC Wacker Innsbruck und ihren Geschichten. Was hat dich zum Tiroler Traditionsverein gebracht? Was waren die tollsten aber auch traurigsten Momente? Was bedeutet der Verein für dich? Wir alle haben turbulente Zeiten erlebt. Erzählt uns eure schwarz-grünen Geschichten. Haut in die Tasten und erzählt uns wer ihr seid und warum gerade ihr so wacker seid!

 

Wacker von der Wiege bis heute

Heute ist Michael D. aus Schwaz unser „Opfer“. Zusammen mit „Michl“, seiner Familie und Freunden habe ich schon einige tolle Erlebnisse gehabt, aber auch so manches erleiden dürfen. Michl erblickte 1991 das Licht der Welt und Wacker wurde ihm sogleich in die Wiege gelegt. Michls Vater Bertl ist seit den Sechzigerjahren glühender Anhänger der Schwarz-Grünen. Diese Begeisterung musste er seinem Sohn natürlich weitergeben und nahm klein Michi zum ersten Mal am 24. April 1999 mit in die Tiroler Fußballkathedrale. 2000 Zuschauer sahen damals den 4:0-Sieg gegen Vorwärts Steyr. Aber lassen wir Michael das am besten selbst erzählen.

„Zum Fußball gekommen bin ich – wie so viele – durch meinen Vater. Eines schönen Nachmittags im Frühjahr 1999 flehte er meine Mutter an, dass der jüngste Spross der Familie Danler doch auch einmal aufs Tivoli mitdürfte. Bei meinen älteren Geschwistern war ihm das schon gelungen, auch wenn mein Bruder bald vom „Glauben“ abfiel (zur Ehrenrettung meiner Familie muss ich sagen, dass sowohl meine Schwester, als auch ich selbst den „Vogel“ meines Vaters bis heute teilen. So ging es also an jenem Samstagnachmittag nach Innsbruck. Und siehe da – wir sahen ein souveränes 4:0 des damaligen Frühjahrsmeisters gegen den späteren Absteiger Steyr. Ich weiß nicht ob das stimmt, aber ich habe im Kopf, dass mein erstes Live-Tor einem gewissen Zoran Barisic zuzuordnen ist. Von da an war bei sämtlichen Versuchen, mir ein ruhigeres Hobby zu suchen, Hopfen und Malz verloren.“

Wie recht er doch hat. Damals traf „Zocki“ vor 2000 Zuschauern in der 51. Minute zur Führung und Radoslav Gilewicz setzte einen lupenreinen Hattrick drauf.

„Nachdem ich am 27. Mai 2000, beim erfolgreichen Titelkampffinale gegen die Wiener Austria, mangels Abo nicht vor Ort dabei sein konnte, hatte ich in der Saison 2000/2001 mein erstes Abo und habe es (mit Ausnahme der Regionalligasaison 2002/2003, als ich als Kind freien Eintritt ins Stadion hatte) bis heute. Die Erfolgsjahre um die Jahrtausendwende nahm ich ebenso verhältnismäßig gelassen hin, wie den Super-GAU des Konkurses im Sommer 2002. Als Kind checkt man die Tragweite von solchen Ereignissen scheinbar eher wenig. Schon mehr berührten mich die Abstiege 2008, 2014 und 2019. Bei allen drei war ich längst auch auswärts oft dabei (erstmals im Sommer 2000 in Hütteldorf) und bei den letzten beiden hatte ich mit Sicherheit mehr Einsatzminuten als zwei Drittel des Kaders. Aber es gab auch unzählige Höhepunkte.“

Michaels Top Five

Platz 5: RB Juniors-FCW, Mai 2010. „Mein erster richtig bewusst miterlebter Aufstieg in die Bundesliga mit dramatischem Finale in Pasching – Danke an Marcel Schreter Fußballgott!“

Platz 4: WAC-FCW, Mai 2013. Das Wunder von Wolfsberg: „Wir waren schon 0:2 zurückgelegen, mussten aber aufgrund siegender Konkurrenten unbedingt gewinnen. Ich weiß noch wie Julius Perstaller den Ball zum erlösenden 3:2 ins Netz hämmerte! Danach fehlen mir immer noch einige Minuten im Gedächtnis – auch weil mich beim Torjubel ein etwas korpulenterer Mann neben mir (und ich bin selbst im dreistelligen Kilobereich unterwegs) und einige andere Menschen gleichzeitig zu umarmen versuchte und wir folglich in einer Traube durch den Sektor kugelten und ich mir an einem Wellenbrecher die „Birne“ anschlug. Dass ich dann noch mit dem Auto nach Hause fuhr und diese Fahrt „überlebte“, ordne ich überirdischen Kräften zu ;-).“

Platz 3: SKN St Pölten-FCW, Februar 2020. Cup-Viertelfinale: „Dieses Spiel hat mich so viele Nerven gekostet, viele werden sich noch erinnern! Wenn nicht, schaut es euch  auf Youtube an. Soviel Dramatik, soviel Leidenschaft, solche Emotionen. Ich glaube, das pack ich nicht noch einmal!!!“

Platz 2: Die beiden „Auswärtsderbys“: „Ja, ich weiß, es ist eigentlich keines, aber Rivalität ist eben da, da kann jeder Wacker-Fan sagen, was er will. Gegen die Unaussprechlichen aus einer Marktgemeine zwischen Volders und Weer im Aufstiegsjahr 2017/2018. Im brechend vollen Auswärtssektor sahen wir zwei hochspannende Spiele, wegen fehlendem Dach einmal im strömenden Regen. Unvergessen auch der Moment, als Albert Vallci im Frühjahr 2018 eine Ecke per Kopf ins – genau vorm Wacker-Sektor stehende – Tor des Gegners wuchtete und anschließend alle Dämme brachen.“

Platz 1: „Schwere Frage, aber dann doch recht einfach zu beantworten. Nach all den Schmähungen und dem Hohn der vier vorangegangen Zweitligajahre, stieg Wacker im Mai 2018 wieder in die Bundesliga auf. Obwohl der Aufstieg durch einen Punkteverlust Hartbergs schon vor dem Spiel feststand, ist mein absolutes Highlight dennoch jenes 3:1 gegen die SV Ried im Mai jenes Jahres. Die Freiheit mit denen wir die neunzig Minuten unseren Wacker voranpeitschen konnten, habe ich davor und danach selten erlebt. Die Feierlichkeiten mit der spontanen Party am Innsbrucker Marktplatz mit der Mannschaft und mit viel Rauch und Feuerwerk (danke Tivoli Nord) stellte schlicht und ergreifend alles in den Schatten, was ich als Fan bisher erlebt habe.“

Einmal Wacker immer Wacker

Doch das Fansein hat nicht nur mit dem Spiel und der Mannschaft auf dem Feld zu tun. Michael, der als Standortleiter in einem Großhandel für Sanitär-/Anlagen- und Tiefbau in Jenbach tätigt ist, formuliert es so: „Abseits vom Platz muss ich sagen, dass das eigentliche Highlight die unendlich vielen Fahrten und Erlebnisse mit Freunden und Weggefährten sind, die ich dank meinem „Vogel“ erleben darf: Bei allen Tiefschlägen, kann ich mir dank ihnen nichts „geileres“ vorstellen, als unseren FC Wacker Innsbruck!
Abschließend möchte ich noch meinem Vater danken, dass er die (sicher nicht ganz widerstandslose) Anfrage an meine Mutter gestellt hat, den Sohnemann doch einmal „zu den Wilden“ auf die Nord mitzunehmen!“

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Autor: Rudolf Tilg

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