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NEIN ZUM FUSSBALL OHNE FANS

NEIN ZUM FUSSBALL OHNE FANS – Dieser Satz prangt zurzeit vor vielen LEEREN Fankurven. Ist es wirklich so? Was spricht dafür und was dagegen? Vielleicht mache ich mir jetzt keine Freunde, aber mir wäre lieber gewesen, das Ganze wäre einfach abgebrochen worden. Muss die Show denn unbedingt weitergehen? Ohne Emotionen, ohne dem Herz des Fußballs? Manche stellen gar Pappkameraden in die Stadien oder spielen Stadionatmosphäre ein. Als könnte man das Publikum, die Leidenschaft und die Emotionen ersetzen. Nein danke! Ein deutscher Bezahlsender hat gar die Option „Stadionatmosphäre“ in seinem Programm. Gekünstelter geht’s nicht mehr. Wer gedacht hat, es geht nicht mehr schlimmer, der hat die Übertragung des ÖFB-Cupfinales nicht gesehen. Ich habe mich ernsthaft gefragt, ob man so das Kabarettprogramm ersetzen will, oder wen man verschaukelt.

Die Geister, die man rief

Die wirtschaftliche Komponente kann man nicht vollends beurteilen. Vom logischen Verständnis her bleiben aber Zweifel, ob es in einer Liga wie der unseren, in der das TV-Geld ja nicht gerade üppig ausfällt, eine Weiterführung für die Vereine finanziell rentiert. Man hat sich nun zur Fortsetzung der Liga entschlossen. Mit nur einer Gegenstimme (Lafnitz). Wie das? Bis vor kurzem war pro und kontra noch recht klar verteilt. Doch die Klagsdrohung von Ried und Klagenfurt machte es möglich. Die Bundesliga schichtete so manchen Topf (Infrastruktur, Sicherheit) um, Medien erhöhen ihre Berichterstattung und so mancher Sponsor machte seine Taschen weiter auf. Trotzdem ist zu befürchten, dass einige Vereine in finanzielle Schieflage geraten werden. Denn diesen „finanziellen Zuckerln“ stehen fehlende Einnahmen durch Ticketverkauf, Catering und Merchandise sowie anfallende Löhne für weitere zwei Monate, Reisekosten und etwaige Rückerstattung von Abonnements gegenüber. Die Miete der Stadien wird auch nicht entfallen, nur weil keine Zuschauer kommen dürfen. Und dann kommen ja noch die teuren Testungen von Spielern und Betreuern dazu, wofür ja die Vereine auch geradestehen müssen.

In anderen Ligen sieht das mit den TV-Verträgen anders aus. In der deutschen Bundesliga zum Beispiel, vor allem aber in der englischen Premier League, machen diese einen Großeil des Budgets der Vereine aus. Klarerweise wird auch dort versucht, mit aller Macht die Geldmaschienerie am Laufen zu halten. Hängen doch hoch dotierte Gehälter von Managern, Trainern und Spielern dran. Die Eintrittsgelder, auch der mit zehntausenden Menschen gefüllten Stadien, machen im Vergleich dazu nur einen geringen Prozentsatz des Gesamtbudgets der Vereine aus. Der Fan im Stadion verliert immer mehr an Bedeutung. Eher ist er geduldet, um das Produkt Profifußball zu konsumieren. Das zeigen von Emotion und Leidenschaft schien an manchen Orten schon verpönt. Diverse Manager und Journalisten empfanden klassische Stadionatmosphäre als störend und unerwünscht. Lieber mundtote Konsumenten als leidenschaftliche, treue und lautstarke aber eben auch kritische Fans.

Das Produkt Fußball war schon lange vor der Corona Pandemie krank. In dieser Krisenzeit kommt das wahre Gesicht jedoch stärker zum Vorschein. Alleine das Vorpreschen bei der Forderung nach Testkapazitäten sowie die gewünschte Ausnahmestellung im Vergleich zu anderen Sportarten belegen das. Die aktuellen Geschehnisse beim LASK passen da auch ganz gut ins Bild.
Der Wunsch nach einer gekünstelten Normalität, unterstützt durch Fan-Apps, Pappfiguren im Stadion, das Aufhängen der Fanclubfahnen oder das Einspielen von Fangesängen über die Stadionmikros sowie einer eigenen Tonspur im Bezahlfernsehen stoßen innerhalb der organisierten Fanszenen und vielen weiteren Stadionbesuchern auf massive Ablehnung. Kaum denkbar eine Fahne einer Gruppe im Stadion aufzuhängen, während die Mitglieder dieser am nahegelegenen See den Grill anheizen und das Spiel nicht sehen können. Zumal eine Gruppenfahne immer ein Zeichen der Anwesenheit eben jener Gruppe ist. Manche tun es trotzdem und scheinen dabei einiges nicht zu verstehen.

Es ist auch ein Unterschied, was für die Vereine auf dem Spiel steht. Geht es um den Europacupstartplatz oder Meister und Aufstieg scheint jedes Mittel recht. Bei der SV Ried etwa prangte nur „Ganz Ried steht hinter euch“ vor der Kurve. Klar, dass die den Aufstieg in die Bundesliga vor Augen auf eine Fortführung der Liga gepocht haben und mit Klageandrohungen diese regelrecht erpresst haben – zumal ja Gerüchte die Runde machen, dass ohne Aufsteig in Ried die Lichter ausgehen könnten. Ein Chaos hätte drohen können. Und eines hat Ried auch gezeigt. Wie lächerlich gedruckte Pappbilder auf der Tribüne aussehen. Geisterspiele sollen Geisterspiele bleiben und man soll es sehen und spüren. Vielleicht wird das Engagement des Publikums und deren Verbundenheit mit ihren Vereinen dann mehr geschätzt. Nur der Glaube daran ist gering. Es wird wieder die Zeit kommen, in der Spiele um 18 Uhr an normalen Arbeitstagen angesetzt werden und damit mitreisende Fans der Auswärtsteams vor große Schwierigkeiten stellt. Dieses Vorgehen wird dann noch mit fadenscheinigen Ausreden begründet. Jetzt zeigt sich allerdings, dass es ganz leicht geht Spiele „fangerecht“ am Wochenende um 20.30 Uhr anzusetzen. Erst ist es für sehr viele aufgrund der Anstoßzeiten nicht möglich den Spielen ihrer Mannschaft nachzureisen und jetzt darf keiner hin. Plötzlich sind solche Anstoßzeiten aber möglich, weil es um den TV-Konsumenten geht. Es ist zum narrisch werden!

Fans und Fußball

Man hat sich für die Fortführung der Liga entschieden und den tristen Weg der Geisterspiele gewählt. Nun muss man diesen auch mit allen dazugehörenden Aspekten hinnehmen. Wir Fans bringen die Farbe, die Stimmung und die Atmosphäre in die Stadien. Wir Fans versuchen durch Choreographien und lauten Gesängen die Spieler zu pushen und zum Sieg zu treiben. Nun fehlt diese Stadionatmosphäre, die den Fußball so einzigartig macht. Das Fanverhalten auf den Tribünen macht den großen Unterschied zu allem anderen aus Sport und Kultur aus. Das sehen und – vor allem – erleben jetzt auch jene bereits angesprochenen Manager und Journalisten, die genau dieses Alleinstellungsmerkmal so oft verteufelt haben. Wenn es uns Fans nicht möglich ist, die Spiele in den Stadien zu verfolgen, fehlt eben jene Farbe und eben jene Stimmung und dem Fußball fehlt das, von dem er in unseren Augen lebt. Nämlich von den Menschen in den Stadien, die das Spiel mit ihrer Leidenschaft und ihrer Anteilnahme am Geschehen auf dem Feld zu dem machen, was er seit vielen Jahrzehnten ist und für uns auch immer sein wird – ein Sport für ALLE und eine Passion mit hoher gesellschaftlicher Komponente!

Geisterspiele nichts Neues

Da wir am Samstag in Pasching bei der zweiten Mannschaft des LASK zu Gast waren, wären ohnehin nicht sehr viele Leute dabei gewesen. Spiele bei Farmteams sind meistens „Geisterspiele light“ Aber uns ist es trotzdem sehr sehr abgegangen. Es war einfach traurig, in der „Konserve“ zu sehen, wie unsere Mannschaft spielt. Wir ticken eben anders und unser Vogel MUSS raus. So kann man nur das Beste daraus machen. Gemeinsam in Lokalen oder privat. Die „Casa Rudl“ war jedenfalls restlos „ausverkauft“, kein Platz mehr frei. Das Catering war ausgezeichnet und die Stimmung so toll, wie der Kühlschrank prall gefüllt war. Wir sind ja alles eine Familie. Die Wacker-Familie! Und gejubelt wurde auch. Lustigerweise schon bevor wir unser Tor gesehen haben. Der Stream von LAOLA war bei uns nämlich fast zwei Minuten hinter der Echtzeit. So klingelte via Handy der Toralarm schon zwei Minuten bevor wir es auf dem Bildschirm sehen konnten…

Wacker schien da anzuschließen, wo man am 7. März aufgehört hatte. Aber unsere Burschen waren wohl ein wenig übermotiviert. Zwei gelb-rote Karten und über eine sehr lange Zeit erst zu zehnt und dann gar nur mehr zu neunt, da ist es schwierig. Trotzdem haben die Jungs alles gegeben und den Oberösterreichern einen richtigen Fight geliefert. Packend, spannend, technisch ok und etwas Pech im Abschluss. Die Schwarz-Grünen hatten trotz zwei Mann Unterzahl das Spiel offen gehalten und schlussendlich wegen eines irregulären Treffers verloren. Der Linzer Torschütze hat sich den Ball eindeutig mit der Hand mitgenommen. Hand zum Ball ist Handspiel! Tapfer gekämpft und unglücklich verloren und über den Unparteiischen brauchen sich die Linzer nicht beschweren. Am Mittwoch geht die „Geisterjagd“ dann in Amstetten weiter. Passieren kann ja nichts mehr. Was das Ganze auch ein wenig grotesk macht…

 

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Autor: Rudolf Tilg

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