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Ronnie räumt den Laden auf?

Stell dir vor, du bist in der Krise. Doppelt. Und dann – dann kommt sie erst, die wirkliche Krise. Es war sicherlich nicht einfach in den letzten Jahren, sein Herz an den FC Wacker Innsbruck verloren zu haben. Nicht in sportlicher, nicht in finanzieller Hinsicht. Doch was die Freunde des FC Blau Weiß Linz in den letzten Monaten durchmachten, war auch kein Kindergeburtstag. Oder zumindest keiner, an den man sich gerne erinnern will.

 

Den Laden nicht ganz unter Kontrolle

Angefangen hat das Ganze… Ja wann denn eigentlich? So eine veritable Finanzkrise, die besucht einen ja nicht so über Nacht. War es eine Fehlkalkulation in der Agenda 2027, im 10-Jahres-Plan der Blauweißen, die von einer mittelfristigen Budgetverdoppelung ausging und auch so agierte? Oder Turbulenzen beim Versuch, wieder in den Profibereich zurückzukommen? Liegt das Unheil gar noch weiter in der Vergangenheit, in der auslöschenden Zwangsfusion mit den Athletikern oder dem Ausstieg der Vöest? Wann auch immer es begann, es endete mit einer Schocknachricht in der Winterpause: den Stahlstädtern fehlen 800.000 Euro, so grob. Zuvor hatte man schon verabsäumt, den im Oktober fälligen Jahresabschluss an die Bundesliga zu übermitteln. Nein, mehr noch, ihn noch nicht einmal begonnen, die Finanzaufstellung einfach übersehen. Im Management fuhr man in dieser Zeit provisorisch, nachdem schon im Februar Klaus Aumayr zu Rapid gewechselt war und man bis November interimistisch zu überbrücken suchte. Der neue Mann in der Geschäftsführung war dann ein Altbekannter in Oberösterreich. Stefan Reiter, nach über 20 Jahren bei Ried und auch Pasching und eigentlich schon fußballmüde am Weg in die zweite, dritte Reihe, übernahm das Steuer am schwankenden Donaudampfer. Und wäre auch beinahe glatt wieder über Bord gegangen, nachdem er die Bücher überprüfen und das Deck einmal durchfegen ließ, um sich einen Überblick zu verschaffen. Doch Weihnachtswunder gibt es immer wieder, schon im Jänner war alles nicht mehr so schlimm. Zwar beklagte Reiter die Fahrlässigkeit, die zu einer Geldstrafe und drei Punkten Abzug in der kommenden Saison führt. Er mokierte sich über das Schneepflugdenken der bisherigen Geschäftsführung, die große Probleme so lange zur Seite räumte und sich nicht mit ihnen beschäftigte, bis man anstand. Aber er verkündete auch, dass das Finanzielle jetzt geregelt sei, das Loch gar nicht mehr so groß, die Saison ausfinanziert und mit den Partnern abgeschlossen. Und verneinte, dabei Kontakt zum Grandsenigneur seines letzten Arbeitgebers ASKÖ Oedt gehabt zu haben. Jenem Dorfclub, der Stefan Rapp seinen Trainer nennt. Bei dem Miroslav Milosevic kickt, Daniel Kerschbaum, Ali Hamdemir und noch so manch anderer gestandene Ballesterer. Und an dem eben Franz Grad derzeit seine Freude findet. Dort, und nicht in Linz, sagt Reiter.

Noch ist der Laden nicht dicht

Als wäre das nicht genug Stress, war auch sportlich Orientierungslosigkeit angesagt. Goran Djuricin, für 26 Spiele Trainer der Blau-Weißen, konnte nur kurz das Feuer in den Herzen seiner Kicker entfachen. Und auch nicht sofort. Im April 2019 gekommen, startete er mit vier Niederlagen in fünf Spielen in eine Saison, in der man mit dem Abstiegskampf Gott sei Dank nichts zu tun hatte und sicher im oberen Drittel lag. Es hätte wohl nicht gut ausgesehen bei einem Punkteschnitt von 1,125. Wie die aktuelle Saison zeigte. 16 Spiele, 18 Punkte, ein Schnitt von 1,125. Gegen Innsbruck noch 1:0 gewonnen, aber in den letzten 10 Pflichtspielen an der Donau im Cup gegen Amstetten die Segel gestrichen, nur fünf Punkte geholt, sechs Niederlagen und 32 Gegentore eingefangen. Kein Wunder, dass man sich auch von ihm im Winter verabschiedete. Und wie ein Hohn der Geschichte fand man die Lösung in der Krise beim schwarz-weißen Konkurrenten. Genauer gesagt, bei dessen Ableger in Liga zwei, den Junglinzern aus Pasching. Ronnie Brunmayr, der Garstener, der einst das Vorwärts-Dress trug und es nicht mehr zur VÖEST, sondern nur mehr zu Stahl und Keli schaffte, der beim GAK und Sturm spielte, bei Ried und Pasching, er wurde als neuer Trainer präsentiert. Ronnie sollte den Laden aufräumen. Zunächst schaute es auch so aus, als würde es gelingen. Den Kapfenbergern wurde auswärts ein 1:1 abgerungen, Fabian Schubert schoss sein neuntes Ligator. Auch gegen den Riesentöter der letzten Runde, die Rotjacken aus Gleisdorf bei Graz, gab es ein Remis. Diesmal scorte Lukas Tursch, der sich auch im Spiel darauf, nach Vorlage von Schubert, in die Scorerliste eintrug. Das zweite Tor beim 2:0 gegen Steyr besorgte Aleksandar Kostic – bevor er drei Minuten vor Spielende mit glatt Rot vom Platz flog. Ein schlechtes Omen, denn mit der Punktehamsterei war es nun vorbei.

Ladenschluss

Die Linzer, denen am Dach eines Möbelhändlers mit erschreckend eindringlichen und unerträglichen Werbungen eine neue, überschaubare und nicht XXXL-große neue Heimat gebaut werden soll, sie konnten nach der Corona-Pause nicht mehr reüssieren. Gegen die Jungvioletten gab es ein glattes 0:3, bei dem sich sogar der Ex-Innsbrucker Johannes Handl als Torschütze auszeichnen konnte. Und auch die taumelnden Klagenfurter entführten drei Punkte aus der Gugl, ohne ihre beste Leistung abrufen zu müssen. Ronnie ist noch nicht fertig mit aufräumen, Blauweiß noch nicht in Topform. Gut nur, dass man keine Magenschmerzen mehr haben muss in einer Saison ohne sportliche Abstiegsangst.

Photo by <a href=“/photographer/svilen001-32617″>Svilen Milev</a> from <a href=“https://freeimages.com/“>FreeImages</a>

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Autor: Stefan Weis

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