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Wir holen schwarz-grüne Fans vor den Vorhang (9)

Dieses mal ist Julia (Julsn) W. dran. Julia ist ein ganz besonderer Fan und so mancher „Ultra“ könnte froh sein, hätte man so eine Einstellung zu unserem Sport. Die junge Schwazerin spielt in ihrer Freizeit in der Damenmannschaft des FC Vomp und ist dort auch als Nachwuchstrainerin tätig. Julia stellt in einem besonders schwierigen Sozialberuf ihre Frau und „Wacker, wo du auch spielst, du wirst nie alleine sein“ sind für sie keine leeren Worte. Lässt es ihr Beruf zu, kann man Julsn nicht zurückhalten!

 

Julias 1. Spiel im neuen Tivoli (Spielabbruch gegen Sturm Graz)

Vor vielen Jahren – im Jahr 2000 – war „Klein-Julia“ mit ihrem Vater und ihrem Bruder beim damaligen FC Tirol im alten Tivoli-Stadion. Julia wünschte sich danach immer wieder, auch die neue, schöne Spielstätte zu besuchen. Dieser Wunsch blieb ihr leider verwehrt. Als Trost bekam sie zu ihrem 6. Geburtstag ihr erstes Trikot inklusive Hose und Stutzen von ihrem Opa. Diese Dinge bewahrt sie bis heute stolz auf. Trotz des tollen Geschenks konnte sich Julia nicht damit zufrieden geben und wünschte sich zu ihrer Erstkommunion einen Ausflug ins Tivoli. Auch dieses Mal wurde ihr Wunsch nicht erhört. Die kleine Julia war sehr, sehr traurig und konnte ihren Herzensverein weiterhin nur im Fernsehen oder in der Zeitung verfolgen. Als sie diese traurige Geschichte Barbara D. erzählte, konnte diese ihr Herz erweichen und sie nahm Julia W. mit ins Stadion.

Nun kommen wir zu besagtem Tag, dem 24.11.2012. Um 16.00 Uhr startete das Match FC Wacker Innsbruck gegen Sturm Graz. Als es endlich soweit war, konnte Julia voller Vorfreude und Aufregung nicht mehr schlafen. Als sie das Stadion das erste Mal betrat, konnte sie es kaum glauben. So viele neue Eindrücke, die sie faszinierten und zum Staunen brachten, z.B. die Choreo, die Fangesänge und natürlich die Fans selbst! Julia W. fühlte sich sofort wohl und probierte einige Lieder schon mitzusingen. Vor dem Spiel erfuhr Julia W. von Barbara D., dass der Schiedsrichter Manuel Schüttengruber das Spiel leiten werde und dieser nicht so beliebt bei ihr sei. Warum, werdet ihr noch erfahren. Sturm Graz lag zu dieser Zeit auf dem 3. Tabellenplatz und Wacker kämpfte, wie so oft, gegen den Abstieg. Das Erstaunliche an diesem Tag war, dass Wacker die Elf aus Graz gut im Griff hatte und das bessere Team war. Besonders auffällig an diesem Tag war die Leistung des Schiedsrichterteams, die zu wünschen übrig ließ. Die Wackerfans „informierten“ den Schiri und sein Team immer wieder lautstark über ihre Fehlentscheidungen.

Nun, dies half leider nicht viel und so flogen immer wieder Kartons und Bierbecher gegen das Netz vor Julias Sektor. Die Leute auf den normalerweise etwas ruhigeren Tribünen (Ost- und Westtribüne) schimpften laut und machten ihrem Ärger Luft. Es stand noch 0:0 und der Schiri zeigte drei Minuten Nachspielzeit an. Es kam, wie es kommen musste: Richard Sukuta-Pasu schoss in der 91. Minute absolut glücklich und unverdient das 0:1 für Sturm. Dies verstörte die Wackeranhänger sehr und es kehrte kurzzeitig komplette Stille ein. Die Fans der Osttribüne sahen das Ganze wohl nicht so gern und so flogen Bierbecher und Feuerzeuge auf das Spielfeld und in Richtung des Linienrichters Clemens Schüttengruber. Wie man am Namen schon erkennt, sind die beiden Referees Brüder! Und so wurde das Spiel trotz Minute 92 unterbrochen, obwohl der Schiri es auch beenden hätte können. Nach einigen Minuten kamen beide Mannschaften wieder aus der Kabine, in die sie vom Schiedsrichterteam geschickt worden waren, und Christoph Knapp (Stadionsprecher) bat die Fans, keine weiteren Gegenstände mehr auf das Feld zu werfen.

Schüttengruber M. pfiff das Spiel erneut an und prompt kam die nächste Fehlentscheidung. Wackers Martin Svejnoha bekam in der letzten Minute zu Unrecht die gelbe Karte zu sehen. Logischerweise waren die Fans erneut außer Rand und Band und so flog wieder ein Becher aufs Feld und landete neben Assistent Schüttengruber C.! Der Schiedsrichter brach das Spiel endgültig ab und endete schließlich mit einem strafbeglaubigten 0:3 für Sturm Graz sowie einer Rückreihung von Wacker bei Punktegleichheit am Ende der Saison. Zusätzlich bekam der FCW eine Geldstrafe.
Dies war ein sehr prägender Moment in Julias Leben und wurde so zu ihrem ganz besonderen „Wackeren Moment“, auf den weitere tolle Erlebnisse voller Gesangseinlangen, Auswärtsfahrten, Geselligkeit und Mit-Freunden-den-perfekten-Ort-Aufsuchen folgten!

Spendenaktion wegen des Spielabbruchs

Und zu diesem Spiel gegen Sturm Graz muss ich selbst noch was loswerden. Diese Ungerechtigkeit durfte man so nicht stehen lassen und so habe ich eine Spendenaktion wegen der, meiner Meinung nach, ungerechtfertigten Strafe ins Leben gerufen. Und was mir da untergekommen ist, rührt mich noch heute. Kinder brachten ihre Sparbüchsen. Ältere Leute kamen extra wegen der Spendenaktion, ohne dann das Spiel zu sehen. Durchaus positive Rückmeldungen und nur wenige haben gemeint, das soll der Trottel selber zahlen. Radiostationen haben angerufen und die Medien haben berichtet. Trotz eisiger Temperaturen und nicht einmal 1500 Zusehern während der Spendenaktion, gelang mit toller Hilfe unserer Fanszene unglaubliches. Das ist die Kraft des FC Wacker Innsbruck: https://tivoli12.at/anpfiff-zum-spiel/fanleben-tivoli-nord-und-mehr/2911-danke.html
Und es ging dann weiter. Leider wieder bei sehr schlechtem Wetter und strömenden Regen wurde ein Feiern für den FCW veranstaltet. Der Erlös des Bierverkaufs ging in die Spendenaktion. Insgesamt kamen sage und schreibe an die 14.000 Euro zusammen.

Kurz darauf konnte uns nur mehr „das Wunder von Wolfsberg“ retten. Fantreue ist das eine, aber bei solchen Ereignissen ist der Fan nur noch Opfer. Beim FCW kam es zum Führungswechsel und der Restbetrag von ca. 4000 Euro auf dem Spendenkonto hatte eigentlich nichts mehr mit denen zu tun. Also habe ich mit sämtlichen Vorstandsmitgliedern und auch mit Präsident Josef Gunsch geredet und konnte erwirken, dass dieses von den Fans gesammelte Geld in die Jahrhundertchoreographie floss. Diese Choreographie hat die Fanclubs ja ebenfalls über 14.000 Euro gekostet.

 

 

 

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Autor: Rudolf Tilg

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