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OK Cool

Young. Violets. Der Name sagt schon alles. Und täuscht dennoch enorm. Die Violetten kommen, die Ballesterer aus Favoriten und weit darüber hinaus. Die, die sich das Trikot der Nachwuchsmannschaft der stolzen Wiener Austria überziehen. Das Trikot wohlgemerkt, nicht die Verunsicherung, die Leistung der eigentlichen Vorbilder. Die Jungveilchen sind zu einem unangenehmen Gegner mutiert.

Bist du alleine

Anfänglich sah das alles nämlich etwas anders aus. Da freute man sich, sah man am Spielplan den kommenden Gegner des FC Wacker Innsbruck aufblitzen. Der legendäre verbale Ausrutscher der violetten Legende, Herbert Prohaska, gegen ein paar störende Fans war wohl nicht nur einmal zu hören im fast völlig leeren Viereck am Verteilerkreis. Hu…! Yung Hu…, sozusagen. Es darf auch nicht wundern. Wissen Sie, wie viele Punkte im vergangenen Juli und August geholt wurden? Null. In sechs Spielen. Es lag nicht unbedingt an der Offensive, die war sogar neunmal erfolgreich. Die Defensive durfte aber achtzehnmal den Ball wieder aus dem Tor fischen – das kann nicht funktionieren. Hätte man nicht so schon keine Zuschauer, man hätte das Stadion leergespielt. Dann kam Ried, der auserkorene Meisterschaftskandidat. Und musste sich mit einem Remis zufrieden geben. Der Turnaround schien geschafft, vier Spiele, keine Niederlage, auswärts vor 1600 und 2400 Zuschauern bestanden, aus den jungen Kickern könnte doch noch was werden. Dachte man sich zumindest, bis die Schwarz-Grünen aus Tirol die nächste Phase einläuteten. Joppich und Zaizen scorten im Horr, von nun an hieß es heiß-kalt für die Violets, auf Niederlage folgte Sieg folgte Niederlage folgte Sieg. Etwa ein Kantersieg, wie etwa ein 4:1 gegen Klagenfurt, das damit einen Dämpfer erhielt, der sich über vier Runden ziehen und den Verlust der Tabellenführung mit sich bringen sollte.

GGGut

Gut, dass die Winterpause kam. Gut für die Veilchen, schlecht für die Gegner. Denn nun kam Phase drei der Saison, ein Turnaround, der etwas Beängstigendes an sich hat. Seit Februar gab es eine einzige Niederlage, ausgerechnet daheim gegen Steyr. Ansonsten waren die Wiener Buben auf Punkte aus. Aus dem designierten Absteiger nach acht Runden ist ein virtueller Meisterschaftskandidat geworden, wenn man nur die Spiele des Jahres 2020 anschaut. In der Jahrestabelle finden sich die Veilchen auf Rang zwei, knapp hinter den Kälbchen aus dem Salzburger Stall, vor Klagenfurt und Innsbruck. Aus einem Gegner für ein schnelles Wochenende ist ein ernstzunehmender Spielkonkurrent geworden, trotz eines Durchschnittsalters von 19,7 im Kader, trotz nur vier Spieler über 21, trotz nur zweier Spieler mit Bundesligaerfahrung, der im Winter von der Einser überstellte Michael Blauensteiner und Aleksander Jukic, der seit letzter Runde genau ein Spiel in der höchsten Spielklasse vorzuweisen hat. Die Truppe hat Potential, trotz ihres Alters. Der jüngste Torschütze der letzten 20 Jahre, Csaba Mester, war bei seinem damaligen Einsatz nur 16 Jahre, 2 Monate und 14 Tage alt. Und kickt heute als 17jähriger noch bei den Violetten. Der zweitjüngste Torschütze der letzten 20 Jahre war bei seinem Erfolg 17 Jahre, 3 Monate und 19 Tage alt. Jetzt ist er 15 Tage älter. Die Violets sind gggut.

OK Cool

Dabei mussten sich die aktuellen Jungveilchen gegen ihre namhaften Vorgänger durchsetzen. Dragovic und Madl, Tadic und Grünwald, Ramsebner und Suttner, Okotie und Alaba, sie alle scorten nicht so früh wie die Spieler der aktuellen Mannschaft. Andernorts wäre man zu Begeisterungsstürmen hingerissen, in Favoriten reicht es da nur zu einem trockenen „Ok Cool“. Da kann man sich als Gegner wohl selbst im Juli warm anziehen…

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Autor: Stefan Weis

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