Alles richtig gemacht
Shit happens. Manchmal völlig ohne Zutun der Betroffenen. Und manchmal völlig ohne Zutun der Betroffenen – obwohl sie etwas hätten tun können. Wichtig ist, dass man immer alles richtig gemacht hat, zumindest, wenn man gefragt wird. Eine länderübergreifende Regel, die man auch in Kapfenberg kennt.
Der horrende Preis von Q-tips
Party mit Husten und Fieber? Desinfektion mit Hochprozentigem – innerlich? Türe zu erst nach Tagen? Wir haben nichts gewusst. Und alles richtig gemacht. Zweifellos. Dass man allerdings auch aktuell wieder mit Maskenverweigerern bei Veranstaltungen rumdiskutiert, auf Straßenmärkten das absente Donauinsel-Feeling nachholt und ab in den Süden fährt, als wär nix gewesen, ist dann vielleicht doch nicht ganz so g‘scheit. Man könnts ja mittlerweile besser wissen. Schwer nachvollziehbar wird das Hazard-Spiel aber, wenn es in einem Sonderbereich mit Sonderregeln wie dem Profisport zu Gunsten des eigenen Geldbörserls gehandelt wird. Wobei, so teuer werden Wattestäbchen auch nicht sein. In Kapfenberg interpretierte man die Möglichkeit des Proben-Poolings auf eine ganz eigene Art. Meinte, in den Kleingruppen nur einen Spieler testen zu müssen. Sparte sich damit aber keinen Test, sondern schuf erst ein unkalkulierbares Risiko. Denn Pooling hätte bedeutet, die Tests der Spieler einer Gruppe zusammenzulegen und nur im Fall „positiv“ Einzeltests der Truppe nachzuholen, um den Infizierten zu identifizieren. Kostensparend. Die Sache in der Steiermark ging nach hinten los. Corona gegen Kapfenberg, das ist wahre Brutalität. Ein Spieler krank, Innsbruck darf wieder nach Hause fahren. Ein paar Tage später dann drei kranke Ballesterer, Innsbruck nimmt das einzig richtige Risiko – und fährt nicht erneut zum Auswärtsspiel, sondern hievt sich die Gefahr einer Strafverifizierung auf, die Gott sei Dank ausbleibt. Manchmal wird in Tirol halt doch alles richtig gemacht.
Die horrende Serie nach Corona
Gegen die Gleisdorfer aus Graz wäre die Sportvereinigung beinahe wieder auf den Rasen zurückgekehrt. Naja, man ist sogar auf den Rasen zurückgekehrt, allerdings auf einen recht nassen. An Fußball war nicht zu denken, eher an das Seepferdchen-Abzeichen. Die KSV hat also eine Pause eingelegt in den letzten Tagen. Eigentlich in den letzten Wochen, wenn man auf die Ergebnisse schaut. Als es noch um alles ging, um Klassenerhalt oder Abstieg, da ging man voller Energie in das neue Jahr. Den schweren Rucksack aus dem Herbst, Tabellenletzter mit drei Punkten Rückstand auf den rettenden 13. Rang, schulterte man mit Leichtigkeit. Zwei Remis gegen die Oberösterreicher von Blau-Weiß und den Juniors, ein klarer Derby-Sieg gegen Lafnitz, man war fünftbeste Frühjahrsmannschaft. In der Tabelle gleichgezogen mit dem GAK, drei Punkte hinter dem 11. Amstetten, alles schien möglich. Und dann war man von einem Tag auf den anderen gerettet. Kein Abstieg mehr möglich, der Druck raus, aber auch die nötige Spannung. Da konnte Trainer Kurt Russ motivieren, wie er wollte, nach der Zwangspause ging kaum noch was. Sechs Spiele, fünf Niederlagen, dreimal zu Null. Gegen Ried mit fünf Bemmerln, insgesamt 15 Gegentreffer. Kein Bock mehr in Kapfenberg? Eher keine Routine mehr. Denn das Durchschnittsalter bei den Steirern erlebte einen Einbruch, der sich gewaschen hat. Lag man in den ersten drei Frühjahrsrunden noch bei rund 23,5 Jahren im Schnitt, lief man gegen Horn – den einzigen Post-Covid-Sieg – mit einer 19,6 Jahre alten Truppe auf. Auch bei den anderen Partien pendelte man sich so rund um die 21 Jahre ein. Man denkt schon an die kommende Saison, alles richtig gemacht. Russ denkt ebenfalls schon an das nächste Jahr und hat am Sonntag die sofortige Trennung von der KSV vollzogen. Sein Weg führt in die Bundesliga in den Betreuerstab von Hartberg. Offenbar hat auch er – Sie ahnen es – alles richtig gemacht.
Alles richtig gemacht
Am Dienstag geht es jetzt für Wacker Innsbruck das dritte Mal innerhalb von eineinhalb Wochen gegen Kapfenberg. Und mit ein bisschen Glück das erste Mal auch aufs Spielfeld. Um dort zu zeigen, dass man besser ist, als es die letzten drei Runden vermuten lassen. Liefering, Lafnitz und die Lilanen, eine Alliteration, die nicht unbedingt zum Angeben war. Für Wacker heißt es, an die Serie vom Start 2020 anzuknüpfen, als man aus sieben Spielen 17 Punkte holte und viermal ein Shutout zelebrierte. Ein paar Runden haben die Schwarz-Grünen noch Zeit, sich für die im nächsten Jahr wohl völlig umgekrempelte Kampfmannschaft zu bewerben. Als unüberwindbares Hindernis, als Mann mit dem Blick fürs Spiel, als brandgefährlicher Knipser. Gelingt das, hat man trotz leerer Ränge alles richtig gemacht.
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