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Auswärts nach Innsbruck zum Wahnsinn von Ried

Was war das denn? Unglaublich, ein Spiel das alles hatte, was diesen Sport ausmacht. Und das in Österreichs zweiter Liga. Und ich meine es absolut ehrlich, wenn ich behaupte, ich habe heuer noch keine bessere Partie gesehen. (Ob National oder International). Sieben Tore, Dramatik pur und tolle Szenen. Da werde ich mich heute weniger mit dem Sieg in Kapfenberg befassen, viel mehr mit der Niederlage im Innviertel. So verrückt kann der Fußball sein.

Kapfenberg

Unter der Woche fand das Nachtragsspiel gegen die Kapfenberger statt. Da gibt es aber nicht viel zu sagen. Über 1800 Kilometer für drei hart erkämpfte Punkte gegen den Nachzügler. Hart erkämpft deshalb, weil die Schwarz-Grünen wieder eine Fülle von Torchancen haben liegen lassen. Und es so noch zu einem überraschenden Kampf um diese Punkte gekommen ist. Mit einem Happyend. Eine Seltenheit in dieser Saison. Wackers schlimmster Gegner ist die eigene Effizienz. Beispiele hierfür gibt es zuhauf.
Fast bin ich froh gewesen, nicht in Versuchung kommen zu müssen, in die Oststeiermark zu reisen. Erstens ist die Anfahrt eine Katastrophe und teuer und dann kommt man sich im Franz Fekete Stadion vor, wie aus einer Mischung aus Transsilvanien und Tschernobyl –  35 Jahre nach der Katastrophe. Alles ausgestorben, düster und gruselig. Und die Verpflegung dort hat sich dem angepasst. Da sag ich nur, in der Casa Rudl ist es auch schön und mehr los.

Innsbruck liegt am Inn/viertel

Ich bin immer wieder begeistert wie überaus viele Schwarz-Grüne den Spielen ihrer Mannschaft entgegenfiebern, obwohl es für die eigentlich Aufbauspiele unter Wettkampfbedingungen sind. Um gemeinsam das Gipfeltreffen gegen die SV Ried zu sehen sind wir in die „Ferne“ gereist. Nach Innsbruck am Inn und nicht wie gewohnt ins Viertel am Inn. Statt der guten Rieder Wurst hat es Nachos mit Käse überpacken gegeben und sehr viele verschiedene Biersorten zur Auswahl. Wir waren in der TNT Sportsbar. Die einen vom Oberland angereist, die anderen vom Unterland aus. Und man sah sehr viele bekannte Gesichter. Die Atmosphäre in der Bar war ausgezeichnet und wurde gleich noch sehr viel besser. Auf unzähligen Bildschirmen konnte man die schnelle Führung unserer Mannschaft sehen. Und so ging es weiter. Nach zehn Minuten hätte unser Team eigentlich mit einem Dreitorevorsprung führen müssen. Eh schon wissen – die verdammte Effizienz.
Zur Pause stand es Spitz auf Knopf. Wacker eigentlich die um Welten bessere Mannschaft. Aber unser junges Team hat einen Feind – sich selbst.

Keiner mehr auf den Sitzen

In der Pause sagte ich zu meiner Kollegin „Julsn“, ich gehe eine Rauchen und bleibe da. Dann gewinnen wir und sonst nicht. Gesagt, getan und es wäre fast eingetroffen, aber ich habe es draußen dann nicht mehr ausgehalten. Bin jetzt gar ich schuld an der Niederlage, hmm…
Drinnen ging es so richtig rund. Da wurden reihenweise die besten Chancen herausgespielt und vergeben. Eigentlich unglaublich das Ganze. Alleine vorm Rieder Tor aufgetaucht, dann rettete wieder Aluminium, oder eine Zehenspitze des Gegners. Kaum einer hatte es in der Bar auf seinen Sitz ausgehalten. Auf einem Monitor ist gleichzeitig das Spiel von Napoli gelaufen. Das hat nur niemanden interessiert. Hätten die Napolitaner den Auftritt unserer jungen Mannschaft gesehen, sie würden wohl heute noch vor ihr zittern.
Besonders dramatisch waren die letzten Minuten der Partie. Früher hat man immer gesagt, wenn eine Mannschaft eine Riesenfettn gehabt hat, die haben die Potatos (auf tirolerisch: Patati) mit. Ried ging mit so viel Glück (Eigentor Bohunek) in Führung, dass man es kaum glauben konnte. Aber der Wacker wäre nicht der Wacker dieser Saison, wenn aufgegeben werden würde. Der Ausgleich gelang in der Nachspielzeit. Ausgerechnet der junge Mandl traf. In der Bar ist alles Kopf gestanden. Menschen standen jubelnd auf den Stühlen. Und dann hatte die SV Ried so viele „Patatis“, dass man davon ein Jahr lang ganz Europa ernähren könnte. Zusammenstoß zwischen unseren erneut starken Tormann und einem unserer Abwehrspieler. Die Rieder brauchten nur mehr einzuschieben. Unglaublich, unfassbar und fast schon schön die Emotionen, die da zutage traten! Die einen waren am Boden, die anderen völlig aus dem Häuschen. Fassungslosigkeit und für einen Moment völlige Leere in der TNT Bar. Vom Fußballhimmel in die -hölle. Kurze Zeit hätte man eine Stecknadel fallen hören.

Unglaublich

Die Fakten dieses Spiels: 34 Schüsse aufs Rieder Tor. Davon gingen 13 gefährlich auf den Innviertler Kasten und nicht wenige knapp daneben. Unsere Burschen haben das Tor der Wikinger weit mehr unter Beschuss genommen, als der Gegner auf der anderen Seite abgegeben hat. Und so wurde das Innviertler „Flaggschiff“ arg ins Wanken gebracht.
Weit mehr Ballbesitz und mehr Zweikämpfe gewonnen. Und das in einem Auswärtsspiel gegen die teuerste und routinierteste Mannschaft der Liga. Die sonst stolzen Wikinger agierten phasenweise wie ängstliche Hobbits. Das war nicht nur das beste Spiel unserer Mannschaft in dieser Saison, nein, das war das Beste seit langem. Dabei hatte man im Laufe der Saison wichtige Säulen im Team verloren und versucht auch aktuell einiges auszuprobieren. Vor den Augen unseres Neo-Trainers Bierofka.
Ich habe es im letzten Fanview geschrieben und schreibe es wieder. Sollten Spieler der „Rieada“ mal Opas sein und ihren Enkeln vom Spiel gegen Wacker am 17.07.2020 erzählen, dann werden sie immer noch nicht wissen warum sie als Sieger vom Platz gingen. Diesen Satz lasse ich mir patentieren. Denn der passt heuer so oft. Zu oft. Ja sogar viel zu oft!
Unsere Fans sind sich einig. Verstärkt wird uns diese Mannschaft noch sehr viel Freude bereiten. Aber eines hat jeder einzelne davon, vom Ergänzungsspieler bis zum Leistungsträger, schon jetzt geschafft – sie werden in Erinnerung bleiben, als eine Mannschaft, die wirklich WACKER ist und von Null weg so viel erreicht hat!

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Autor: Rudolf Tilg

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