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Erste Cup-Runde bei Freunden

Eines vorweg, der Cup hat ja eigene Gesetze – und so manches kommt da sehr überraschend. Am überraschensten war am Samstag aber, wie sehr sich der ASV Schrems bemüht hat, dieses Spiel bei sich zu Hause zum Volksfest zu machen. Dem nicht genug, trotz sehr strenger Corona-Vorschriften seitens der Behörden und einer sehr begrenzten Zuschauerzahl, haben sich die Niederösterreicher extrem bemüht, dass ein neuer Wacker Fanclub seine Premierenfahrt zu ihnen organisieren konnte. Das Erlebnis nahe der Tschechischen Grenze kann ich kaum in Worte fassen. Das muss man erlebt haben!

 

 

Vorbereitung

Die Corona-Auswirkungen sind allgegenwärtig und machen auch vor dem Fußball nicht halt. Sieben Cup Partien mussten abgesagt werden. Auch in sehr große Stadien durften nicht mehr als 1250 Leute. Für die Meisterschaft hat die Liga bereits beschlossen, keine Auswärtssektoren zuzulassen. Die Auflagen für die Vereine sind mit Sicherheit sehr streng. Mit diesen Aussichten vor Augen hat der Fanclub „Wacker Inventar“ bei unserem Verein angefragt, ob eine Fahrt nach Schrems mit kleiner, sehr begrenzter Mitfahrerzahl überhaupt möglich sei. Der ASV Schrems wurde kontaktiert und siehe da, es wurde ein kleines Kartenkontingent von 10 Tickets vereinbart. Mit der so treuen organisierten Fanszene des FCW wurde natürlich auch Rücksprache gehalten. Aus Solidarität macht man das.
Aus Schrems sind sofort positive Signale gekommen und zu unserer Überraschung hat man dann sogar noch ein paar Karten draufgelegt. Der Name musste angegeben werden und ist dann auch auf der Karte gestanden. Reserviert waren nicht irgendwelche Plätze, sondern die besten Sitzplätze. Na servus. Wir haben dankend zugunsten des ASV Schrems abgelehnt und uns ein feines Plätzchen gegenüber unter den Bäumen gesucht. Aber eines muss ich jetzt doch dazu sagen: Noch nie in meinem langen Fanleben bin ich als Auswärtsfan vom Obmann des gegnerischen Klubs empfangen worden. Richtig, der hat uns begrüßt und geschaut, dass wir gut versorgt werden. Als Dankeschön hatten wir ein paar Shirts für ihn dabei. Ich hätte als Fotograf dann nichts bezahlen müssen, was ich dankend abgelehnt habe. Schrems hatte für dieses Spiel an alles gedacht. Es gab sogar Shirts mit der Aufschrift „Cup 2020 – ich war dabei“ und den Wappen beider Vereine zu kaufen. Die Spieler des ASV haben in diesen Shirts aufgewärmt.

Anpfiff zur neuen Saison

Auf das erstmalige Auftreten unseres Teams durfte man gespannt sein. Zu unserer Überraschung wurden die Schremser von einer kleinen aber feinen Szene angefeuert. Die haben farbige Lichter unterm Stadiondach angebracht und Rauch – Pyroshow light sozusagen. Wir waren ob der gelungenen Premierenfahrt des „Inventars“ und der herzlichen Begrüßung natürlich bestens gelaunt. Und so gab es Anfeuerungen hüben wie drüben. Das hatte was. Die schnelle überraschende Führung der Niederösterreicher konnte daran nichts ändern. Auf der anderen Seite wurde dieses Tor wahrlich zelebriert.
Ich habe mich dann etwas mit dem Ordnerpersonal unterhalten. Mir wurde erzählt, dass der Landesligist ASV Schrems 40 Personen auf eigene Kosten auf Covid 19 testen lassen musste. Bei Ligaspielen seien nicht selten 1500 bis 2000 Zuschauer im Stadion. Für das Spiel gegen Wacker Innsbruck hätte man locker an die 3000 Karten abgesetzt. Sehr schade, das wäre toll gewesen. Nicht nur der gegnerische Trainer, auch Teile des Ordnerpersonals haben sich als FCW-Anhänger geoutet. Einige schon sehr lange. Unglaublich. Der FC Wacker Innsbruck war da wirklich so etwas wie ein Traumlos. Gewaltig!

„Hallo Innsbruck“

Mit einer 3:1-Führung für den schwarz-grünen Favoriten ging es in die Pause. Man konnte schon die neue Handschrift des Trainers erkennen – variantenreich und mit offensiv ausgerichteten Außenverteidigern präsentierte sich der FCW. Aber da ist noch viel Sand im Getriebe, was nach lediglich zwei Wochen Vorbereitung wohl normal ist. Interessanter war da was sich abseits des Rasens abgespielt hatte. Ein Ordner reichte dem Sprecher des „Inventars“ plötzlich sein Handy. Wer ruft da an? Es war der Schremser Fanclub! Das Ergebnis des Telefonats konnte sich wahrlich hören lassen. Die Schremser riefen via Megaphon samt Chor „Hallo Innsbruck“ zu uns herüber und „Hallo Schrems“ hallte es zurück. Das ging eine Weile so. Die Ersatzspieler haben immer noch mit dem Cup-Shirt aufgewärmt und zum Schluss wurde gar noch der Tormann getauscht, um dem Ersatzgoalie auch noch einige Minuten zu gönnen. Das ist Cup, das ist Fußball. Einfach herrlich!

Freunde geworden!

Dass sich die eigene Mannschaft bei ihren Fans bedankt und verabschiedet ist ja ansich normal. Aber als unsere Jungs verschwunden waren, haben wir was gänzlich Neues erlebt. Der gesamte gegnerische Spielerkader ist zu unserem Sektor gekommen und hat sich verabschiedet, bedankt und uns gute Heimreise gewünscht! Ohne Worte.
Für uns ging es dann hinüber zur Haupttribüne. Dort sind schon volle Bierkrüge bereitgestanden. So schnell konnte man gar nicht schauen, hatte man einen rot-blauen Schal der dortigen „Fanatics“ umhängen (Der bekommt ganz sicher einen Ehrenplatz bei mir!). 10 Jahre Leidenschaft und das bei einem Landesligaverein, der erst im letzten Jahr in diese aufgestiegen ist. Das verdient Respekt! Gemeinsam wurde gesungen und gefeiert – natürlich mit dem gebotenen Abstand. Die hatten so eine Gaudi mit dem Ergebnis. Unglaublich. Nummern wurden ausgetauscht und man versprach in Verbindung zu bleiben. Wir mussten dann leider aufbrechen. So ging eine bemerkenswerte Auswärtsfahrt zu Ende. Ähnliches habe ich nur einmal bei der Vienna erlebt. Aber in dieser Form noch nie. Das sind Erlebnisse für die Ewigkeit, besser als jedes Champions-League-Spiel! Liebe Grüße nach Schrems und DANKE!

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Autor: Rudolf Tilg

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