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Wir holen schwarz-grüne Fans vor den Vorhang (10)

Diesmal stellen wir euch Alex R. vor. Manch Fan des FC Wacker Innsbruck kennt Alex aus dem tivoli12 Forum oder aus seiner Zeit als er so manchen Artikel für das tivoli12 magazin zum Thema Saisonstatistik veröffentlichte. Auch auf einigen Vereinsabenden und Generalversammlungen hinterließ er einen bleibenden Eindruck. Heute erzählt er, wie er zum Tiroler Traditionsverein kam, was seine emotionalsten Momente waren und was ihn besonders freut.

Als ich noch ein kleiner Bub war…

… da wurde ich und mein älterer Cousin das erste Mal ins Stadion mitgenommen. FC Tirol Innsbruck gegen Sturm Graz müsste es gewesen sein. Damals saß noch Frantisek Cipro auf der Trainerbank (1997/98, 1998/99). Es dürfte dann wohl auch eines seiner letzten Spiele gewesen sein, denn bald danach übernahm Kurt Jara in der Winterpause und startete anschließend eine Siegesserie. Da wurde dann häufig ins alte Tivoli gefahren. Hie und da auch zu Sechst in einem Fünfsitzer. Das alte Tivoli hatte für einige immer seinen eigenen Charme, der auch heute noch in in Erinnerung gerufen wird, wenn man sich aus der Stadt auf den Weg ins Stadion macht und beim alten Eingang vorbei geht. Die alte Wellblechverkleidung, die schon weit vor Spielbeginn zur akustischen Unterstützung malträtiert wurde, die „Wildpinkler“ und der Adambräu-Schriftzug, der auf einigen Schildern prangte und deshalb unangenehme Dinge, wie die Zahnarztbesuche in Erinnerung ruften. Vielleicht, für die jüngere Fanschaft unter uns: Hinter der heutigen Gebietskrankenkassa gab es in meiner Jugend lange Zeit das Bierlager der Adambräu. Sagen wir mal, es herrschte nicht immer ein guter Geruch, der in das Behandlungszimmer wehte und die Behandlungen noch unangenehmer werden ließen. Aber, ich schweife ab…

Ins Tivoli ging es für mich also über den Nordeingang. Links ging es in den überdachten Bereich zu den „veruckten“. Rechts, zwar ungeschützt, war mehr Platz und wenn man den Platz ordentlich ausnutzen konnte, dann war man noch auf der Nord stehenden, auf der Höhe, bei der im heutigen Tivoli Stadion der erste Eingang der Westtribüne ist. Gleich darunter, das sollte sich in den kälteren Tagen als Gewinn herausstellen, war die Bäckerei vom „goldenen R“. Der Wind brachte den unwiderstehlichen Geruch von frischen Bretzen, die damals auch wirklich heiß und genießbar waren, direkt auf die Nord und die damit verbundene Wärmte sorgte für das gute Überstehen so mancher eiskalten Herbstspielen. Hin und wieder waren auch „Eierlaberl“-Spieler und Unterstützerinnen als Pausenprogramm dabei. Das war damals exotisch und wurde fleißig belächelt. Dass der etwas naive und wohl sehr große Wolfi Mair-Fan von damals anstatt „Geile Weiber“ „Wolfi Mair“-Chöre hörte, lassen wir hier jetzt mal so stehen.

Die Jahre vergingen und es änderte sich einiges. Der Wiederaufstieg 2004 hatte das letzte Flackern der Begeisterung für Fußball in meiner Verwandtschaft zur Folge. Vom Stehplatz wechselte man auf Sitzplätze, was wohl den größeren beruflichen Verpflichtungen und den altersbedingten Rückenscherzen meiner älteren Begleiter geschuldet war. So war ich zwar in den Saisonen 2004 bis 2008 unzählige Spiele dabei, aber prägnant blieben wohl nur einige wenige Partien. So, als eben ein 20-jähriger 1,50 Meter großer Clottey eine 2 Meter hohe Flanke verwerten sollte… oder es Mimm, Orosz und Co schafften zu dritt auf das leere Tor zu stürmen und sich dann den Ball so zu zuspielen, dass der abschließende Spieler im Abseits stand…

Irgendwie richtete sich damals auch immer wieder der Blick auf die Nord und den Supporterblock. Da es bis zur EM 2008 noch keine große Barrieren gegeben hat, wurde dann immer öfter der Stehbereich ausgewählt und man sah sich von dort einige Spiele an. Mit dem damals existierenden Fanclub „Nordpol Innsbruck“ ging es im Mai 2008, spät aber doch, zur ersten Auswärtsfahrt. Es wurde Lustenau angesteuert. Vielleicht ist gerade deshalb Lustenau inzwischen meine Lieblingsfahrt geworden. Die zweite Auswärtsfahrt war dann im August 2008 nach Altach und sagen wir so, die war nicht so deutlich entspannt wie die erste.

Seit 2010 und dem damaligen Aufstieg in Pasching, wo ich natürlich auch dabei war, bleibe ich dem FC Wacker Innsbruck innig verbunden. Ich organisierte einiges rund um den Verein, versuchte auch einiges zu verändern und als das immer zeitintensiever wurde, wollte auch mal Abstand zum Verein suchen. Geschafft habe ich diesen Abstand bis heute nicht. Selbst in den schlechtesten Phasen trieb es mich ins Stadion – und sei es berufsbedingt auch nur für die zweite Halbzeit. Denn, man könne ja irgendwas verpassen, irgendetwas nur vom Hören sagen mitbekommen. In einem Buch eines ehemaligen Vorsängers der Tivoli Nord steht sinngemäß und das wird auch auf mich zutreffen: „Das Stadion war etwas fesselndes und es trieb dich immer wieder dort hinein, obwohl du alles versuchtest, dass es nicht so ist“.

Ich durfte schöne und lustige Freundschaften knüpfen, die heute noch bestehen. Unzählige Kilometer durch Österreich werde abgespult, Siegestore verpasst und Siege gefeiert, die sich sie haben sich im nachhinein als als umsonst herausgestellt haben. Trotzdem will ich keine Sekunde davon missen!

Meine emotionalsten Momente

Michael Danler hat in seinem Artikel eine kleine Top 5 seiner Spiele aufgestellt. In meiner Nachbetrachtung war sicherlich der emotionalste Moment jener im letzten Aufstiegsjahr gegen Austria Lustenau. Daniele Gabriele machte den 1:0-Sieg klar und man nutzte dadurch die Gunst der Stunde und stand auf dem ersten Tabellenplatz. Man jubelte überschwänglich vor Glück. Doch nur wenige Tage später erfuhr man vom Tod eines FCW-Mitglieds und großem Fan, der damals den Fanclub „Green Black Danube“ repräsentierte. Aus Wien führ er zu sämtlichen Heim- und Auswärtsspielen.
Darauf folgten zwei Siege, die den Aufstieg dann schließlich perfekt machten. Es war der erste Aufstieg für mich, den man nicht nur feierte und mitmachte, sondern den man jahrelang hart und mit viel Ausdauer begleitet hatte. Egal, ob man zum FAC, nach Grödig oder einmal sogar nach Hartberg fuhr. Er kostete viele Nerven, große Emotionen, viel Zeit und Leidenschaft.

Immer hat man sich gefragt „Warum mache ich das?“. Als man dann nach dem Spiel gegen Ried am Feld stand, sich freudetaumelnd umarmte und dann am Marktplatz eine kleine Party schmiss, wusste man es. Weil es da einen so großartigen Verein in Innsbruck gibt, der Fußball spielt, der so viel Leben zu bieten hat und so viel Reaktionen und Emotionen auslöst.

Weniger emotional, aber dann doch wunderschön war das Cup-Halbfinale im März. Die Stimmung rund um das Spiel war einzigartig. Es begann damit, dass es tagelang die Verkaufszahlen zu studieren galt.  Vier Mal am Tag malte man sich aus, was wäre wenn. Je näher das Spiel in Lustenau kam, desto nervöser wurde nachfragte, ob man den Platz im Bus fix habe. Unzählige Male wurde man auf dieses Spiel angesprochen. Schließlich waren sage und schreibe 1.000 Leute im Sektor. Die Anfahrt erinnerte an die legendäre Auswärtsfahrt nach Pasching.

Was mich besonders freut?

Ein Abend, der damit beginnt, dass man sich einige Zeit vor dem Spiel trifft, beim Fancontainer steht, Leute begrüßt, anfängt zu diskutieren. Die Diskussion unterbrechen muss, weil das Spiel beginnt. Man auf „seinen“ Platz geht und dort die Mannschaft unterstützt. Sich über Gegentore, schlechte Schiedsrichterleistungen und Fehler ärgert. Dass man dann egal, ob Niederlage, Unentschieden oder Sieg mittlerweile DAS Lied gemeinsam mit der Mannschaft singt. Dass es, zumindest für jene, die jetzt immer noch da sind, es um die Einstellung zum Verein geht und nicht darum, ob man gewonnen hat oder nicht. Dass genau das in der vergangenen Saison eingetroffen ist, das für mich für „old school football“ steht. Fans, Mannschaft – ein Verein. Dass der Weg steinig und vielleicht nicht optimal ist und war, das mag schon sein. Aber, irgendwie fühlte es sich in dieser Saison gerade richtig an. Fußball hat mir persönlich noch nie so viel Spaß gemacht, wie in der vergangenen Saison bis zum Corona-Abbruch. Ich hoffe, dass wir mit den jetzigen Voraussetzungen diese Errungenschaft nicht aus den Augen verlieren und daran anknüpfen können.

Schon irgendwie faszinierend, so im Rückblick, was alles so ein Fußballbesuch im September 1998 auslöste. Für die Statistik: es war eine 0:1 Niederlage. Aber, wen interessiert das heute noch?

Alexander Riedling

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Autor: Christian Hummer

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