Schubert statt Bruckner
Linz. Stahlstadt, klar. Ohne Voest undenkbar. Tabakregie, sowieso. Man war stolz, in der Tschickbudn zu arbeiten. Und dann ist Linz natürlich Brucknerstadt. Anton Bruckner – ein Mann, der von Linz auszog, um mit seinem Symphonien die Welt der Musik auf den Kopf zu stellen. Einer, der mit seinen orchestralen Klang-Kathedralen traditionelle Formen des Komponierens sprengte. Die Klangwolke – nur denkbar mit dem Brucknerhaus, der Donaupark lebt und bebt. Wobei, derzeit ist in Linz ja eher Schubert angesagt…
„In einem Bächlein helle…
…da schoss in froher Eil…“ Ja, die Forelle, eines der bekanntesten Kunstlieder von Franz Schubert, ist auch jenen bekannt, die mit klassischer Musik nicht allzu viel am Hut haben. Nicht im Bächlein, sondern am Strom, der Donau, schießt gerade wer anderer pfeilschnell. Sehr zum Leidwesen der Gegner der Blauweißen. Fabian Schubert, ein typisch österreichisches Talent, früh gehypt und als Frühzwanziger dann doch endlich in der Bundesliga, konnte sich weder bei Sturm noch bei Hartberg richtig durchsetzen. Und fand bei den Vöstlern, die ja nicht mehr so heißen, seine Erfüllung, zumindest derzeit. Wissen Sie, wer die Torschützenliste im ÖFB-Pokal anführt? Naja, blöde Frage, bei dieser Einleitung. Es ist nicht Patson Daka von Salzburg, nicht Bekim Balaj von Sturm oder Taxiarchis Fountas von Rapid. Sie brauchten zwei Spiele für vier Tore oder konnten in einem nur drei erzielen. Fabian Schubert, der 1,94-große Hühne aus Völkermarkt fertigte in Runde 1 des Cups das Team der Wiener Linien quasi im Alleingang ab, vier der fünf Treffer gehen auf seine Kappe. Gut, man könnte sagen, perfekter Tag und leichter Gegner. Dann schauen wir halt auf die Liga. Dreimal hat Linz gewonnen, zweimal verloren. Jetzt kommt wieder so eine blöde Frage: wann glauben Sie, dass Blauweiß als Sieger vom Platz ging? Richtig, wenn Schubert traf. Und Schubert traf nicht einmal, er traf nur im Doppelpack. Zweimal gegen Lustenau, zweimal gegen Kapfenberg, zweimal gegen Amstetten. Sechs Tore in fünf Spielen machen ihn deshalb auch, wenig überraschend, zum Führenden der Torschützenliste in der 2. Liga.
„Noch lag die Schöpfung formlos da…“
Ja, der Satz aus Schuberts Deutscher Messe, der trifft wohl auf beide Gegner zu. Dass Linz in der ersten Runde gegen den Meisterschaftsfavoriten Klagenfurt verloren hat, das ist durchaus verschmerzbar. Dass es allerdings zuletzt eine Niederlage gegen Dornbirn setzte, ist dann doch, nach drei Siegen in Folge, etwas verwunderlich. Ronnie Brunnmayr hat noch nicht wirklich eine klare Linie in sein Team gebracht. Seit er im Winter übernommen hat, gab es eine ständige Wellenbewegung. Dreimal gepunktet, dreimal nicht. Nach der Niederlage gegen Wacker Innsbruck wieder dreimal gepunktet, sogar Aufsteiger Ried mit 3:1 gebogen, um dann in den kommenden vier Spielen wieder nur einen Sieg einzufahren. Konstanz ist auch etwas, das in Innsbruck noch nicht klar zu sehen ist. Der Torschützenkönig der vergangenen Saisonen kommt noch nicht zu seinen Abschlüssen, die schon in der letzten Spielzeit quälende Chancenauswertung wird in Schwarz-Grün nahtlos fortgesetzt. Ja, mit vier Gegentoren und einem dreifachen Shutout stellt man, zumindest in der Statistik, die beste Defensive der Liga. Was nützt das, wenn man die schlechteste Offensive aufweist. Ja, Sie haben richtig gehört, kein Team der Liga hat seltener getroffen als Innsbruck. Daheim war die Tormusik in der Liga noch gar nie zu hören, auswärts immerhin fünfmal. Ein bisschen fühlt man sich an Anton Bruckner erinnert, über den der Dirigent Hans von Bülow meinte „Halb Genie, halb Trottel.“.
„Verleih‘ uns Kraft und Mut…
…dass wir nicht nur die Wege seh’n.“ Kraft und Mut wird es brauchen, um den Stahl zu biegen, der Linz gerade auf Platz vier der Liga gehievt hat, mit unglaublichen 13 Toren in fünf Spielen. Da wird es viel Einsatz, viel Laufarbeit brauchen – oder, wie Schubert es im Credo der Deutschen Messe ausdrückt: „…dass wir auch streben nachzugeh’n.“. Dann können bei Wacker vielleicht die ersten Tore am Tivoli gefeiert und drei Punkte von den Blau-Weißen gestohlen werden. Und der pfeilschnellen Forelle aus der Donau ergeht es wie in Schuberts Lied:
„Doch endlich ward dem Diebe
Die Zeit zu lang;
Er macht das Bächlein tückisch trübe:
Und eh’ ich es gedacht,
So zuckte seine Ruthe;
Das Fischlein zappelt dran.“