Der härteste Kampf ist der gegen das Chaos
Man stelle sich vor, es muss eine Bundesligapartie oder eine andere Veranstaltung geplant und organisiert werden. Man weiß aber 24 Stunden vor der Veranstaltung überhaupt noch nicht, was jetzt gilt und was nicht. Medien schreiben kurz vor deren Redaktionsschluss noch von den neuen Verordnungen, die ab Mitternacht gelten sollen. Die Vereine informieren via Homepage und Infomails ihre Anhänger. Die Telefondrähte glühen regelrecht. Zu den Zuständigen, zum Verband, zu den Behörden und unter den Fans. Was tun, was gilt jetzt wirklich? Niemand weiß es und es kommt noch schlimmer. Unsere Regierungsspitze ist nicht in der Lage, binnen ein paar Tagen für Klarheit zu sorgen und so treten deren coronabedingte Maßnahmen erst 49 Stunden später als geplant in Kraft. Also erst Sonntag Mitternacht nach dem Spiel. Aber wie entscheiden die Zuständigen Behörden? Nichts wissen – und so ändern sich stündlich die Gegebenheiten. Und dann wird beim Verein zusätzlich noch von Medienvertretern angerufen, warum keine Klarheit herrscht. Noch weitere Fragen?
Ein Spiel unter besonderen Voraussetzungen
Keine Kioske offen, keine Bewirtung im für den Verein so wichtigen VIP Klub. Nicht einmal fliegende Verkäufer waren zugelassen. Getränke, oder eine Wurstsemmel zum Spiel selbst mitbringen, ebenfalls strengstens verboten. Schikanen für Fans und Vereine wohin man nur schaut. Vollkommen desaströs und unverständlich, denn es ist kein einziger Fall bekannt, wo sich jemand bei einer derartigen Veranstaltung im österreichischen Profifßball infiziert haben soll. Zumal es besonders in Innsbruck äußerst diszipliniert abläuft! Gäbe es eine Ampel für „kollektives Verwirrung stiften“, so würde die am Stubenring (Ministerium für Soziales, Gesundheit und Pflege), wie ebenfalls am Ballhauplatz 2 (Bundeskanzleramt) wohl nur mehr dunkelrot leuchten. So wie die Köpfe der Bürger, die da keinen Durchblick mehr haben!
Da sich die Gegebenheiten fast stündlich geändert haben, hat Wacker es nach langem hin und her so gemacht, als ginge diese Partie unter den alten Coronavorgaben über die Bühne. Somit wurde auch für den VIP-Bereich gekocht. Ernsthaft gerechnet hat man allerdings nicht mit einem „Normalbetrieb“ und so wurde dieses Essen dem Vinzibus und anderen Einrichtungen gespendet, denn schließlich kam doch noch ein klares Bewirtungsverbot.
Gespenstisches am Tivoli
Diese Unsicherheit bezüglich der Vorgaben hat sich dann auch auf das Publikum übertragen. Niemand wusste bis zum Spieltag ob nun Masken während der gesamten Partie zu tragen sein müssen, oder eben nicht. Was ist jetzt eigentlich Sache? Da die Tageskarten im Vorverkauf abgesetzt werden müssen war klar, unter diesen Umständen werden keine 1000 Leute kommen. Und die standen gewissermaßen unter Schockstarre.
Das Spiel beginnt und man nimmt unten gemütlich auf einem Stuhl hinter der Bande Platz. Man freut sich auf die Partie! Der berüchtigte Innsbrucker Föhn peitscht durch das Stadion und das war das Lauteste in den ersten zehn Minuten. Gespenstisch wälzt sich das Laub hinter der Bande im Wind. Ja, man hört es. Und urplötzlich reißt es einen förmlich aus den Gedanken. Da ist eine Mannschaft am Platz, welche im Moment ohnehin nicht vor Selbstvertrauen strotzen kann und mangels einer Anspielstation wird abgedreht und nach hinten gespielt. Aus der unerträglichen Stille auf der Tribüne wurden Buhrufe und ein Pfeifkonzert. Zu diesem Zeitpunkt war überhaupt noch nichts passiert. Leute, was ist los mit euch? Schon die letzte Saison vergessen? Das hilft unserer Truppe mit Sicherheit nicht weiter!
Wacker 04
Dann ist das Spiel relativ schnell erzählt. Ein gelbverwarnter Abwehrspieler weiß sich nicht mehr anders zu helfen, als den an ihm vorbeiziehenden Gegenspieler zu halten. Die Folge war ein Strafstoß und Gelb-Rot für den jungen Spieler. Dabei hätte sein Ersatz schon aufgewärmt gehabt. Ein Mann weniger, 0:1 hinten und es wurde noch schlimmer. Den Linzern gelang ein Doppelschlag. Die Beine unserer Spieler wurden immer schwerer und der Kopf leerer. Da ging nichts mehr. Am Ende hat es 0:4 geheißen. Bitter, aber es nützt ja nichts.
Da hatten nicht wenige schon längst das Stadion verlassen. Dauernd hörte man Sitze hochklappen. Geht’s noch?
Das letzte Mal als ich ein Spiel vorzeitig verlassen habe, war im September 1986. UEFA-Pokal gegen Standard Lüttich. Es stand zwei Minuten vor Schluss 1:1 und da nichts mehr zu passieren schien, damals auch viel mehr los war und nur eine Straße zur Autobahn führte, auf der es regelmäßig gestaut hat, ging ich früher. Mein Pech. Den Jubel bekam ich nur mehr vor dem Stadion mit. Eh egal, war ja „nur“ ein Eigentor der Belgier.
Bei einem Spiel gegen die Austria wehte auch heftig der Föhn und die Bäume auf der Ostseite des alten Tivolis neigten sich im Wind bedrohlich hin und her. Das war nie ein gutes Zeichen. Nach wenigen Minuten stand es dann 3:0 für die Wiener und die haben weiter gedrängt. Bei diesem herrlichen Wetter könnte man auch was Anderes tun, als sich diesen „Schaß“ geben. Kaum war ich auf der Autobahn und habe das Radio aufgedreht, spielte nur mehr Wacker. Plötzlich 2:3 und weiter gings. Chance um Chance wurde vergeben und am Ende hat man sich doch noch einen Konter der Veilchen eingefangen. Viel Besseres hatte ich dann doch nicht zu tun. Doch, in den Allerwertesten zu Beißen. Ein Spiel ohne triftigen Grund frühzeitig verlassen tu ich nie mehr. Schon aus Respekt nicht!
Reaktion gezeigt
Dauerregen und ein Boden, der mehr einem Acker ähnelte, das war Dornbirn. Das hätte ja was werden können. Zumal die Innsbrucker sich in letzter Zeit nicht gerade als gute „Schwimmer“ entpuppt haben. Aber siehe da, es wurde am „See auf der Birkenwiese“ so richtig toll kombiniert. Die frühe 1:0 Führung der Schwarz-Grünen entstand aus einer Traumkombination und so ging es dann auch weiter. Kurz vor der Pause waren bekannte Töne zu hören. Wacker hat ja Fans in ganz Österreich und so haben einige die Gelegenheit genutzt ihre Mannschaft vor Ort zu unterstützen. Sie wurden sogar ins Stadion gelassen und gastfreundlich behandelt! So sahen sie eine zweite Halbzeit, in der sich die Vorarlberger zwar bemüht haben, aber zu praktisch keinen Chancen gekommen sind. Vogelwild wurde es allerdings in der Nachspielzeit, in der Knaller rettend eingreifen musste. Wacker hatte ein deutliches Chancenplus zu verzeichnen und hätte sich diesen Stress der letzten Minuten ersparen können. Dieser Sieg war aber hochverdient und eine gute Partie auf fast unbespielbarem Geläuft. Das schönste aber, unsere Spieler konnten endlich wieder einmal mit ihren Fans feiern! Dornbirn bleibt also zum elften Mal gegen den FC Wacker Innsbruck ohne Punkte (Torverhälnis 31:3). Nicht die Mutter aller Westderbys, aber sicher unser liebstes. Vor der Coronapause im Frühjahr ging das letzte Auswärtsspiel der Schwarz-Grünen vor Publikum, ein paar Tage vor dem „Highlight der Saison“, dem Cuphalbfinale in Lustenau vor 1500 mitgereisten Wackerfans, ebenfalls in Dornbirn über die Bühne. Doch wer da auf der Birkenwiese mit dabei gewesen ist, könnte durchaus der Ansicht sein, in Dornbirn war es noch weit sensationeller wie ein paar Tage und ein paar Kilometer weiter dann im Cup. Ach, wie mir das fehlt! Man hätte sich nie gedacht, dass so etwas möglich sei und man mal ein Spiel das so nahe statt findet im TV ansehen muss…
Der FCW hat nun endlich seinen „Schwimmschein“ bekommen. So darf es am Freitag um 18.30 Uhr gegen den SV Horn weitergehen. Aber diesmal bitte ohne schwimmen in der Defensive! Was das für das Publikum heißt, steht noch nicht mal in den Sternen. Nicht unterkriegen lassen, Nerven bewahren, Eigenverantwortung leben und vor allem gesund bleiben!