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As Lebn in de Berg

Vor der Saison war klar, wer ganz oben stehen wird. Klagenfurt. Im vergangenen Jahr nur durch das Torverhältnis und ein interessantes Parallelspiel am Aufstieg gescheitert, von Partnern in Deutschland finanziell ordentlich unterstützt. Und außerdem ist das Stadion ja so schön, hört man. Selbst, wenn Bäume drin wachsen. Vor der Saison, das ist lange her in einer verrückten Zeit, in der einsame Tage zu Wochen und Monate der Vorbereitung auf eine zweite Welle zu einem einzigen Augenblick werden können. Jetzt lacht Liefering von der Spitze, und Lafnitz steht am Aufstiegsrang. Lafnitz. Ein Ort, den man vor drei Jahren auf der Landkarte wahrscheinlich nicht gefunden hätte. Der weniger Einwohner hat, als der Bezirk Innsbruck Land aktiv Positive. So können sich Ansichten verschieben.

Gipfelblick

SK Austria Klagenfurt, der vor 100 Jahren gegründete kaufmännische Sportklub aus der Kärntner Landeshauptstadt, hätte in seinem Jubiläumsjahr doch so gerne in der Bundesliga gespielt. Es war eigentlich auch alles angerichtet dafür. Zwei Spiele vor Schluss stand man am obersten Rang der Tabelle, mit einem Remis in Amstetten wäre man mit zumindest einem Punkt Vorsprung in das Finalspiel gegen Wacker Innsbruck gegangen. Jene Innsbrucker, die man schon in Runde 14 am Tivoli mit 4:2 vom Platz gefegt hatte. Eine Genugtuung war das damals, und dennoch ebenso ohne Bedeutung wie das letzte Aufeinandertreffen der beiden Kampfmannschaften. 2016, im Mai, fegten die Violetten die Tiroler mit 5:2 vom Platz, Jamnig und Gründler werden sich daran erinnern. Die Kärntner spielten, als ginge es ums Überleben, doch ihr Abstieg war bereits am grünen Tisch besiegelt. Einmal mehr das leidige Thema in Klagenfurt: kein Geld, keine Lizenz. Was danach folgte war eine Tour der Qualen. In der Regionalliga spielte man eineinhalb Jahre lang gegen den Abstieg in die Landesliga, statt Fahrten an die Donau wären die Dienstreisen an die Isel gegangen. Wenig verlockend, fußballerisch. Noch im September 2017, nachdem man bereits in Lafnitz mit 0:6 unter die Räder gekommen war und auch gegen Deutschlandsberg nicht gewinnen konnte, war der Blick nur an das Tabellenende gerichtet. Bis man den Schalter umlegte. Erneut waren es die letzte Spiele einer Saison, zwei Runden vor Schluss sprangen die Klagenfurter auf den fünften und damit den Aufstiegsrang zur vergrößerten 2. Liga, waren wieder zurück im Business. In der neuen Umgebung brauchte man erneut eine halbe Saison, um sich zurechtzufinden, von der roten Laterne nach einigen Wochen bis zum 8. Tabellenplatz am letzten Spieltag war es ein weiter Weg. Der Gipfel lag wieder im Blick.

Gipfelsturm

Doch es kam alles anders. In der vergangenen Saison lagen die Kaufmännischen mehr als die Hälfte der Saison am Aufstiegsrang. Bis Amstetten kam. Der Elfmeter zur Führung in der 83. Minute verschossen. Einen Strafstoß in der 87. kassiert. Das Heft aus der Hand gegeben. Da nütze auch nichts, dass man im zweiten Saisonduell mit den Schwarz-Grünen die Treffer 5 bis 10 nachlegte, sie in der letzten halben Stunde demütigte. Rieds Kantersieg war höher, der Aufstieg verschoben. Ein Aufstieg, der in dieser Saison kommen muss. Das meinen nicht nur die Medien, das sagen auch die Klagenfurter selbst. Deutsche, Slowenen, Griechen, Kroaten, Türken, Uruguayer, Italiener, Bosnier, Kongolesen und Österreicher, neun Spieler mit Erstliga-Erfahrung, insgesamt 23.346 Minuten davon stehen im Kader. Und noch viel wichtiger, mit einer überschaubaren Transferpolitik, aber Verstärkungen aus Mattersburg und Berlin, von der Admira und 1860, aus Wolfsburg und von Werder Bremen II wurde die Mannschaft nicht umgebaut, aber gezielt verstärkt. Dachte man. Bislang wollte sich das am Feld noch nicht ganz so zeigen. Gut, im Cup stehen die Kärntner schon im Viertelfinale, haben erst einmal verloren, in jedem Spiel bislang Tore geschossen, am zweitmeisten in der Liga – aber vier Remis waren einfach zu viel bisher, um die Tabellenführung zu übernehmen. So ist man halt nur fast ganz oben. Und auch der vermeintliche Herausforderer, Wacker Innsbruck, sucht erst seinen Weg und taumelt mehr als mit festem Schritt den Gipfelsturm in Angriff zu nehmen.

Gipfeltreffen

So ist es halt nicht Erster gegen Zweiter, nicht Mount Everest und K2, nicht Großglockner und Wildspitze, sondern Kangchendzönga und Makalu, Weißkugel und Großvenediger, die da aufeinandertreffen. Keine Vorentscheidung, dazu ist es zu früh. Aber ein Hinweis, in welche Richtung man sich in dieser Saison bewegen wird. As Leben in die Berg is manchmal harscht, und für manche endet der Aufstieg an der Mittelstation.

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Autor: Stefan Weis

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