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Schöne Bescherung

Freitag war Saisonkehraus am Tivoli. Ja, überhaupt unser letztes Spiel im verflixten Jahr 2020. Ein überaus turbulentes Jahr geht zu Ende. Mit einer weitreichenden Entscheidung der Mitglieder des FC Wacker Innsbruck, die Statuten dahingehend zu ändern, sodass „Kernmitglieder“ im Verein über mannigfalltige Kompetenzen verfügen. 2020 war aber auch ein sensationelles Jahr. Mit der jüngsten Kampfmannschaft der Vereinsgeschichte sind die Schwarz-Grünen bis ins ÖFB Cup-Halbfinale vorgedrungen. Es kam auch zu einem mehr als überraschenden Trainerwechsel. Leider wurde 2020 auch das Jahr der Geisterspiele. Gruslig, grausig, furchtbar – einfach nur Corona.

 

Im Hintergrund hat man sich mit einer Hamburger Kaufmannsfamilie über eine Partnerschaft geeinigt und es wurde eifrig an der Zukunft des Vereins gebastelt. Gleichzeitig wurden auch die Weichen für die neue Saison gestellt. Dort kam man aber nicht so recht in Schwung. Kaum erholt von diesen Startschwierigkeiten kam am 04.12. der Krampus einen Tag zu früh zu den Schwarz-Grünen. Die roten Teufel des GAK versohlten den Wackerianen den Allerwertesten. Und brav wie die Innsbrucker halt sind, gab es vergangenen Freitag, 14 Tage vor Weihnachten die nächste Geschenkübergabe für den Gegner. Diesmal durfte sich Lafnitz über eine unerwartete und frühzeitige Bescherung so richtig freuen.

Der (Horror)Spielfilm

Klar, der SV Lafnitz ist die Überraschung der Saison. Ich musste lachen, als früh morgens im Radio zu hören gewesen ist, der FC Wacker Innsbruck geht als krasser Außenseiter in den Jahreskehraus. Sind wir jetzt derart tief gesunken? Am Abend ist mir aber das Lachen komplett vergangen. Unglaublich, was während dieser 90 Minuten alles für uns im negativen Sinne passiert ist. Viel mehr kann eigentlich bei einem Spiel nicht mehr schiefgehen. Diesen „Horrorspielfilm“ kann man schnell erzählen: Wacker ohne so richtig zu überzeugen war in dieser Partie gegen den Tabellenführer zu Beginn hochüberlegen. Ein Strafstoß schien den Schlager in die richtige Richtung zu lenken. Der ging aber an die Stange und als der Gegner zum ersten Mal bei Torwart Marco Knaller vorbei schnupperte, hat es schon aber so was von ordentlich gescheppert. Dem 0:1 nicht genug, nach einem katastrophalen Fehler unserer Hintermannschaft konnte nur mehr die Notbremse gezogen werden. Eine Stunde mit einem Mann weniger und 0:1 hinten. Na Servus, das hat aber gegen den SV Horn auch schon Mal geklappt. In der 64. Minute haben sich die Oststeierer entschlossen, ein zweites Mal unserem Strafraum Hallo zu sagen. Und es hat dann gleich ein zweites Mal hinterm Marco gekracht. Ihren dritten Besuch unmittelbar nach deren 2:0 haben sie aber vergeben. Dann haben nur mehr die Schwarz-Grünen gespielt. Ein herrliches Freistoßtor erzieht und vehement auf den Ausgleich gedrängt. Warum nicht von Beginn an so? Aber neun Minuten vor Ende der Begegnung dann der nächste Ausflug der Steirer in unsere Hälfte und das nächste Tor. Der Rest war Draufgabe und passte perfekt ins Bild dieses Abends…

Ausgeknipst

Jetzt kann man sagen, der SV Licht-Loidl Lafnitz hat uns komplett die Lampen ausgeknipst und den FCW in den Schatten gestellt. Nicht Windschatten, denn von dem sind wir so weit weg, wie die 1.453 Seelengemeinde Lafnitz von Innsbruck entfernt liegt. Und das ist sehr weit!
Zwei mögliche Gründe für diese Niederlage wären die vorweihnachtliche Bescherung der Innsbrucker in Richtung der Oststeierer. Da wurden ja unglaubliche Geschenke verteilt, welche die Blau-Gelben eiskalt auch angenommen haben. Überhaupt haben die Innsbrucker in den letzten beiden Spielen neun Chancen der (steirischen) Gegner zugelassen. Siebenmal hat es dabei geklingelt. Und in der Offensive wirkt Wacker einfach zu überhastet, zu ungenau um nicht zu sagen, zu „patschert“. So verliert man 40 Jahre nachdem der FC Wacker Innsbruck damals gegen DSV Alpine mit einem 1:0-Heimsieg den Herbstmeistertitel geschafft hatte und die Weichen Richtung überlegenem Aufstieg in die Bundesliga gestellt hatte. Doch dieses Unterfangen ist in dieser Saison noch immer möglich. Überlegen halt eher weniger. Schaut man genau auf die Tabelle und nimmt jene Teams weg, die nicht aufsteigen können und wollen, sind wir im Moment zwei Punkte von einer Relegation mit dem Schlusslicht der Bundesliga entfernt. Typisch österreichisch!

Der FC Wacker Innsbruck spielt jetzt seit 2014 ununterbrochen (ein Jahr Wacker II) in der zweiten Liga. Man sollte diese Liga in und auswendig kennen. Da hat man kaum Raum, sehr viel Kampf (auch mal Krampf) und Leidenschaft und alleine mit spielerischen Mitteln kommt man nur schwer zum Ziel. Der FCW selbst hat das mehrfach bewiesen. Aber auch der LASK und die SV Ried. Teilweise hat man in der Bundesliga sogar mehr Platz zum agieren (siehe Cup Partie gegen Sturm). Aber was diese (zweite) Liga so auszeichnet ist der Kampfgeist und die Leidenschaft mit der die Mannschaften zumeist zu Werke gehen. Man sollte da nicht hintanstehen und muss immer mindestens 117 Prozent geben! Sonst kommt das heraus, was die Schwarz-Grünen in diesem Herbst zusammen gemurkst haben. Alleine schon die vielen überraschenden Ergebnisse in dieser Liga belegen das. Es ist ja nicht so, dass dies die Spieler nicht wüssten. Zuletzt haben Markus Wostry, Fabio Viteritti oder Marco Knaller in ihren Interviews immer wieder darauf hingewiesen, dass man nur mit vollem Einsatz in dieser Liga bestehen kann.

Otto Baric

Zum Abschluss gibt es auch außerhalb des Platzes eine traurige Nachricht. Unser erster Meistertrainer – Otto Baric – ist im Alter von 87 Jahren verstorben. Otto hat den FC Wacker Innsbruck im Herbst 1970 übernommen und führte die Schwarz-Grünen vom Mittelfeld in der Nationalliga zum ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte. Den Zweiten, ein Jahr später konnte Otto „Maximale“ nicht mehr mit uns feiern. Er hatte zuvor das Handtuch geworfen. Schlechte Lokalpresse und sogar ein tätlicher Angriff soll der Grund dafür gewesen sein. Kurios, er hat Branco Elsner (seinen Landsmann) abgelöst und knapp ein Jahr später war Branco Elsner erneut Wackertrainer.
Otto Baric hat 30 Jahre den Österreichischen Fußball geprägt wie kein anderer Trainer. Mit Rapid und Salzburg hat er das UEFA Cupfinale erreicht. 15 nationale Titel konnte Baric in seiner Zeit in Österreich erringen, dazu zwei Titel in Kroatien. Als Nationaltrainer ist Baric 22 Mal auf der Bank gesessen. Otto sah immer alles maximal. Darum sein Spitzname „Otto Maximale“.
Ruhe in Frieden, Otto „Maximale“ Baric! In Österreich wirst du sicher unvergessen bleiben! Und DANKE. Dein erster Meistertitel, war auch unser erster Meistertitel. Das war ein „maximales“ Erlebnis!

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Autor: Rudolf Tilg

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