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Verkehrte Welt

Der Fünfte gegen den Zwölften. Elf Punkte Rückstand auf den Tabellenführer gegen drei Punkte Vorsprung auf die rote Laterne. Die sechstschwächste Offensive gegen die zweitschwächste Defensive. Oder, wie es in Liga Zwei heißt: das Duell der Aufstiegskandidaten Wacker Innsbruck gegen Floridsdorfer AC. Ein bisschen eine verkehrte Welt…

 

Verkehrte Tabellen

Fünf Vereine sind es also, die um die Lizenz für die höchste Spielklasse der Bundesliga ansuchen und damit Aufstiegskandidaten genannt werden dürfen. Davon liegt niemand unter den ersten drei, aber zwei in der unteren Hälfte der Tabelle. Eine seltsame Situation. Oder, wie es der letztjährige designierte Absteiger bei seiner Rettung am grünen Tisch ausdrückte: Es gehört auch wirtschaftlich gut gearbeitet, nicht nur sportlich. Da muss man zustimmen, und zum wirtschaftlichen gehört auch eine entsprechende Infrastruktur sowie Eigenständigkeit als Verein. Die Kriterien, durch welche die drei Ls Lafnitz, Liefering und Linz sich aus dem Rennen nehmen. Vom restlichen Quintett sind die drei Landeshauptstädte Graz, Innsbruck und Klagenfurt quasi gleichauf. Klagenfurt mit der besseren Tordifferenz, aber einen Punkt zurückliegend, die Roten und die Schwarz-Grünen Kopf an Kopf. Zumindest, wenn es um die Gesamttabelle geht, in der elf von sechzehn Teams keinerlei Aufstiegsambitionen haben (dürfen). Aber es gibt ja auch noch eine andere Rangliste, jene der fünf Teams, die um die Lizenz angesucht haben (siehe Tabelle, erstellt mit transfermarkt.at). Der Blick darauf ist weniger erfrischend. In den bisherigen vier Spiel untereinander konnte sich Klagenfurt mit acht Punkten etwas absetzen und musste als einziges Team noch keine Niederlage hinnehmen. Lustenau und GAK folgen knapp dahinter mit sieben Punkten. Und Innsbruck? Vier Spiele, kein einziger Sieg gegen die direkten Aufstiegskandidaten, nur ein erzieltes Tor, ein negatives Torverhältnis von minus drei. Nur noch unterboten von den Floridsdorfern, deren Lizenzantrag jedoch einen völlig anderen Hintergrund hat.

Verkehrte Entwicklung

Um in den Genuss des Aufstiegs zu kommen, sind einige Faktoren entscheidend. In wirtschaftlicher Hinsicht muss die Lizenzerteilung erfolgen. In sportlicher Hinsicht muss man beste Mannschaft mit eben dieser Lizenz sein. Und man muss sich in der oberen Hälfte der Tabelle befinden, um zumindest in einer Relegation gegen den Tabellenletzten der ersten Liga mitspielen zu dürfen. Schritt eins wurde von Floridsdorf erledigt, man hat angesucht – aber warum? Sportlich ist man weit vom Aufstieg entfernt, selbst vom unbedingt notwendigen Rang acht trennen die Wiener mehr Punkte als vom Tabellenende. Und das weiß man auch im 21. Hieb. Aber man sucht die Herausforderung, sucht Grenzen und Limits, um sich daran zu messen. Und sucht die neutrale Instanz Bundesliga um Bewertung der eigenen Weiterentwicklung an. Also der wirtschaftlichen und infrastrukturellen, denn die sportliche Entwicklung ist deutlich erkennbar, und das nicht unbedingt zur Freude der Wiener. Miron Muslic, der ehemalige Schwarz-Grüne, verließ den Verein im Winter in Richtung Schwarz-Grün, also in das Innviertel nach Ried. Ersetzt wurde er durch den Vorarlberger Roman Ellensohn, der kein leichtes Erbe antrat. Nach dreizehn Spieltagen fand sich der FAC auf dem völlig ungewohnten neunten Rang, neun Spieltage hatte man sogar in der oberen Tabellenhälfte verbracht. Unter Ellensohn setzte es drei Niederlagen, kein Tor wurde dabei erzielt. Keine Bilanz zum Angeben. Aber bevor man hier vom verkehrten Trainereffekt spricht – auch unter Muslic war nicht alles eitel Wonne. Ab Anfang November zeigte Floridsdorf sein weniger erfreuliches Gesicht, zog im Cup gegen Austria Klagenfurt mit 3:1 nach Verlängerung den Kürzeren und verlor auch in der Liga drei von vier Partien, und das gegen zu diesem Zeitpunkt schlechter platzierte Teams.

Verkehrte Welt

Wer Innsbruck kennt, bekommt gerade Schweißausbrüche. Der Gegner liegt am Boden, hat seit fünf Partien nicht mehr gewonnen und in den vergangenen vier Spielen kein Tor erzielt? Bei Wacker wird so jemand nicht Jausen-, sondern Angstgegner genannt, zu oft ist man in den vergangenen Jahren genau gegen solche Mannschaften ins Straucheln geraten. Aber es wäre ja keine verkehrte Welt, wenn die Schwarz-Grünen alle Zweifler nicht eines Besseren belehren könnten…

Bild von Gartentor16 auf Pixabay

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Autor: Stefan Weis

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