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Genug von Geschenken, Bescherungen und Elferdramen

Der wohl berühmteste deutschsprachige Fußballer, Franz Beckenbauer, hat es ja schon einst in einer Werbesendung verkündet „Ja ist denn heut‘ schon Weihnachten“ Auf solche Bescherungen wie am Freitag kann ich aber getrost verzichten. Hat man sich erst einmal durch die verwirrend unübersichtliche Webseite von LAOLA 1 zum Livestream durchgeklickt um sich das Spiel des FC Wacker Innsbruck gegen den FAC zu geben, dachten während dieser Partie viele an das muntere Geschenkeverteilen.

 

Eine „schöne“ Bescherung

Damit hat Schiedsrichter Muckenhammer ja schon nach wenigen Sekunden angefangen, als seine Pfeife nach einer Attacke im Strafraum der Floridsrorfer an Lukas Fridrikas stumm blieb. Vor der Pause ist nicht mehr viel passiert, bis auf einen Lattenkracher der Innsbrucker und eine Großchance der Wiener, aber nach dem Pausentee ging es so richtig rund. Erst das „Geschenk“ der Wiener, welches zum 1:0 für Schwarz-Grün aus einem Elfmeter führte und dann legte Muckenhammer gleich noch ein „Packerl“ drauf, denn keine Minute danach musste Fila nach einer relativ harmlosen Attacke mit Gelb-Rot vom Platz. Aydin sorgte wenige Minuten später mit dem 2:0 für die vermeintliche Vorentscheidung für den FCW. Doch wer gedacht hat, der „Kas“ sei nun gegessen, hatte sich ganz gewaltig geirrt. Ein harter Elferpfiff zugunsten der Wiener und eine weitere Elfmeterentscheidung, die so wohl kein anderer Schiedsrichter der Welt getroffen hätte, stellte diese Partie komplett auf den Kopf und schenkte dem FAC ein 2:2.
Aber auch der FCW machte den Floridsdorfern ein Geschenk: Wacker agierte über weite Strecken des Spiels einfach zu ideen- und planlos, überhastet und wenig durchschlagskräftig. Selbst in Überzahl fehlte die nötige Präzision und der Zug zum Tor! Entschuldigung, mit diesem Kader, einer 2:0 Führung im Rücken und gegen 10 an sich harmlose Wiener müsste man doch klar gewinnen. Allerdings ohne die Fata Morganas des Schiedsrichterteams, wäre dies wohl auch gelungen. Aber das darf bei der Qualität dieses Kaders keine Ausrede sein. Außerdem war nach dem Ausgleich noch genügend Zeit, um sich mit einem Sieg selbst zu beschenken.

Nervenprobe

Noch lebt der Traum von der Bundesliga. Aber man hat erneut eine große Chance vertan die Konkurrenz unter Druck zu setzen. Jeder Punkteverlust tut extrem weh. Nun hat man schon wieder – ähnlich wie im Frühjahr – unnötiger Weise in den letzten zwei Spielen Punkte liegen gelassen. So wird es von Spiel zu Spiel schwerer und die weitere Saison zur Nervenschlacht – für die Mannschaft, die Funktionäre aber auch für uns Fans. Klar, wir sollten Geduld haben und bald wird sich das auch wieder beruhigen, aber die Gegner werden nicht leichter. Schon am Sonntag steht mit Liefering eine Aufgabe an, an der man immer schon schwer zu knappern hatte.
Aber man muss auch die Ungeduld der Fans verstehen. Was war denn in den letzten Jahren? Ein Desaster jagte das andere. Auf eine zufriedenstellende Aufstiegssaison folgte ein unnötiger Abstieg und letzte Saison konnte die jüngste (und billigste) Mannschaft der Vereinsgeschichte über weite Strecken mit begeisterndem Fußball überzeugen. Natürlich konnte diese ohne jeglichen Druck aufspielen, aber trotzdem hatte dieses Team nach der selben Anzahl von Spielen nur drei (!) Pünktchen weniger am Konto als die aktuelle, teuer hochgerüstete Mannschaft. Mit 27,2 Jahren Durchschnittsalter stand im Spiel beim FAC eine routinierte und qualitativ hochwertige schwarz-grüne Mannschaft auf dem Feld, die es nicht schaffte eine dezimierte biedere Zweitligatruppe nach 2:0-Führung zu besiegen. Fast zum selben Zeitpunkt vor einem Jahr sorgte man im Cup für Furore, schlug zwei Bundesligisten und scheiterte äußerst knapp im Halbfinale…

Kampf endlich annehmen

Es wird viel über Taktik und System diskutiert. Das ist gut und recht und zum Teil auch spannend. Aber sich in dieser Liga alleine darauf zu verlassen und alleine mit spielerischen Mitteln zum Erfolg kommen zu wollen, wäre ein schwerer Fehler. Die vermeintlich schwächeren Mannschaften machen eines, sie verteidigen mit Mann und Maus, beißen kratzen und werfen alles in die Waagschale. Aber wirklich alles (ganz besonders gegen den „großen“ Wacker) und haben dabei wenig zu verlieren. Nimmt man diesen Kampf nicht an und versucht nur über die individuelle Klasse zum Erfolg zu kommen, gibt es ein böses Erwachen. So hat sich auch der LASK die SV Ried aber auf Klagenfurt und nicht zuletzt der FCW in dieser Liga schwer getan.

Nebelschwaden am Inn

Unter der Woche hat eine Schlagzeile eines Boulevardblattes für etwas Aufregung unter den Fans gesorgt. Obwohl der Autor über den Sachverhalt aufgeklärt wurde, ließ er es sich nicht nehmen Gerüchte zu verbreiten. Das Kleinformat spekulierte über ein vermeintliches „Absägen“ von Präsidenten Joachim Jamnig. Vielleicht ist es trotz mäßigen Saisonverlauf etwas zu ruhig um Wacker. Aber ich darf beruhigen, es zieht unterem Patscherkofel kein Sturm auf. Es ist lediglich ein Versuch für Unruhe zu sorgen. Eine Nebelbombe. Jeder „Furz“, den man um den Tiroler Traditionsverein zu riechen glaubt, ist scheinbar interessanter als das Geschehen bei so manch anderem Klub…
Der Weg vom Verein zum Sportunternehmen ist alles andere als kurzfristig angelegt und wird nicht aufzuhalten sein. Auch Formkurven, vergebene Elfer, Fehlpfiffe und wenn der Ball nicht und nicht ins Tor will – kurz das Tagesgeschäft – wird nichts daran ändern. Es geht um Nachhaltigkeit für den FC Wacker Innsbruck und die kommt nur mit Kontinuität.
Das Blatt im Tagesgeschäft wird sich nach den letzten beiden enttäuschenden Punkteverlusten auch wieder wenden und so bleibt die Frage, wann dürfen wir Fans wieder hautnah daran teilhaben. Denn bei einem bin ich mir recht sicher: Mit den Wacker-Fans im Rücken, die das Team pushen, stünden die zuletzt verlorenen Punkte wohl am Konto der Schwarz-Grünen. So wäre ich am Freitag im 21. Wiener Gemeindebezirk im Auswärtssektor gewesen und hätte sicher mit guten Freunden einen tollen Tag gehabt. Vielleicht wäre man über das Ergebnis enttäuscht gewesen, aber geteiltes Leid ist halbes Leid. Daheim vor dem Bildschirm sind solche Spiele ja kaum auszuhalten. Kein Grund um am viel zitierten Rad zu drehen, aber für mich ist dieses irgendwie stehen geblieben! So bleibt nur das tivoli12 Forum oder die diversen Social Media Platformen, um sich mit gleichgesinnten auszutauschen. Wenigstens das ist uns geblieben.

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Autor: Rudolf Tilg

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