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April Madness

Wenn selbst im kühlen Norden der Vereinigten Staaten, in den höher gelegenen Appalachen-Tälern und den Rocky Mountains sich der Frühling seinen Platz erobert, wenn im Peach State Georgia die Pfirsichblüte schon fast vorüber ist, wenn hunderttausende Studenten eine Pause vom Studium einlegen, werden die USA verrückt. Also noch verrückter. Es ist nicht der Spring Break, vor dem sich die Küstengegenden des Südens fürchten – it’s March Madness!

Cinderella Stories

Drei Wochen Ausnahmezustand. Einschaltquoten wie die Super Bowl, Gesprächsstoff für jede Bürobegegnung, 68 Partien pure Spannung. Und das alles fernab des großen Profisports, mitten im Amateurbereich – offiziell NCAA Division I Basketball Championship, aber eigentlich nur March Madness genannt. Ein paar Wochen, in denen es um alles geht, um die Ehre für die Uni, um die Zukunft der Spieler, die sich um bezahlte Sport-Jobs abseits des College-Systems, abseits von Kost, Logis, Wäsche und Stipendien, bewerben. Und natürlich um die Brackets, um die Turnierbäume und die Wetten darauf, offiziell oder im privaten Bereich. Denn Favoriten wanken schnell, fallen, sind draußen, Turnierverläufe werden auf den Kopf gestellt. Wenn etwa Baltimore County von Setzplatzierung 16 gleich zu Beginn die University of Virginia, die unumstrittene Nummer eins, rauswirft wie 2016, dann gibt es eine jener Cinderella Stories, die so geliebt und von Tippern so verflucht werden.

Wenn in Liga 2 des österreichischen Fußballsystems, am Schnittpunkt zwischen breitem Amateursport und etwas Profitum, um den Sieg, um den Aufstieg gekämpft wird, dann bleibt es ruhig im Land. Von Aufregung, Milliarden an Werbeeinnahmen und Tagesgespräch keine Spur. Dabei hätte man es sich verdient, vor allem jetzt, wenn Ostern kommt. Sieben Spiele in vier Wochen, beginnend am leidvollen Karfreitag – April Madness in rot-weiß-rot. Es geht um den Aufstieg, um die Mannschaftsfindung. Es geht darum zu zeigen, dass nicht Oststeirische Halbprofis und 18jährige Talente, nicht Cinderella, sondern gestandene Profis in der Tabelle nach oben gehören. Und wenn das nicht hinhaut, dass man zumindest mit schönem Schwarz-Grün über Rot und Violett siegen kann.

The Big Dance

Violett wird auch einer der Gegner sein im verrückten April, das direkte Duell gegen Klagenfurt wird schon Wochen im Voraus als Entscheidungsspiel bezeichnet. Dabei kann am Weg zum großen Tanz sich schon alles relativiert haben. Ried lag vor einem Jahr konstant 8 Punkte vor den Kärntnern und ließ sich kurz vor Ende der Saison noch überholen. Mit dennoch glücklichem Ende für die Innviertler, natürlich, aber die Stolpersteine, die sie gehörig ins Straucheln geraten ließen, waren nicht die Topteams der Liga, sondern der 15. in der Tabelle, der 12., und Amateurteams wie die Jungveilchen und Jungzebras.

Auf Innsbruck warten als Tanzpartner im April die Amateure des FAK und SCR, die Klagenfurter, Horner, Dornbirner, Blau-Weiß – und als erstes der Sportklub Union Ertl Glas Amstetten. Ein Name, vor dem man sich zu Unrecht nicht fürchtet. Gut, der Start in die Saison war alles andere als wünschenswert für die Niederösterreicher. Bis Runde neun musste man auf einen vollen Erfolg waren. Und erreichte ihn mit 3:0 gegen Liefering, jene Mannschaft, gegen die Wacker in dieser Saison bereits zweimal verloren hat. Seither mussten sich den Mostviertlern Lustenau (Innsbruck ein Remis, ein Sieg), Floridsdorf (Innsbruck zwei Remis), Horn, Dornbirn und auch Tabellenführer Lafnitz (Innsbruck eine Niederlage) geschlagen geben.

Cut the Net

In einer Tabelle ab November, also den letzten 10 respektive 11 Runden, liegt Amstetten auf Rang zwei mit einem Spiel weniger, nach Verlustpunkten gleichauf mit Tabellenführer Lafnitz und deutlich vor Wacker. Mehr noch, die SKU ist das Defensivbollwerk der Liga. Sechs Gegentore in zehn Spielen, das einzige Team mit einer einstelligen Verlusttreffer-Quote. Sechs der zehn Spiele endete mit einem Shutout. Seit 236 Minuten hat sich das Netz der Niederösterreicher nicht mehr gebauscht – da brauch es von Innsbrucker Seite schon alle Kraft, um nicht schon zu Beginn der April Madness den Boden unter den Füßen zu verlieren. Und wer am Ende die Netze zerschneiden will, wer sich die Chance auf eine Relegation erarbeiten will, der darf über keinen Favoriten und über keine Cinderella mehr stolpern.

 

Bild von Ryan McGuire auf Pixabay

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Autor: Stefan Weis

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