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Tabu

Gesellschaftliche Grenzen begegnen uns ja jederzeit und überall. Manche sind moralisch begründet, andere folgen lediglich einer sozialen Etikette. Und viele, denen wir derzeit unterworfen sind, haben nichts als den Schutz der Schwächsten, die Gesundheit aller im Sinn. Und dann gibt es auch noch Tabus, die man sich selbst auferlegt. Keine Schokolade in der Fastenzeit – haben Sie auch so Bauchweh wie die Ratschermädels und –buben nach einer erfolgreichen Runde? Kein violett-lilanes Leiberl anzuziehen – da mag man es auch noch so freundlich angeboten bekommen. Oder: über Blau-Weiß Linz zu sprechen, ohne ihn zum Thema zu machen.

 

He Who Must Not Be Named

Ihn. Den einen, der den Erfolg der Oberösterreicher verkörpert. Denn wo wären die Stahlstädter ohne Fabian Sch… Nein, Tabu. Er ist der neue „He Who Must Not Be Named“, der Schrecken aller Defensivreihen. Nicht grad ein Voldemort, kein Death Eater. Aber er hat Spuren hinterlassen. In Lustenau. In Kapfenberg. In Amstetten. In Innsbruck. In Graz. In Hütteldorf. In Horn. In Floridsdorf. In Pasching. In Favoriten. 22 Mal. Und das alles nur in dieser Saison. Zweimal sogar im Trippelpack, zuletzt gegen Dornbirn und dann auch schon in Runde sechs, in Minute 36, 47 und 56. 20 Minuten, die Wacker Innsbruck auf den 12. Tabellenplatz zurückwarfen und jegliche Erwartungen für diese Saison begruben, vorerst zumindest.

Gut, er hat auch manchmal nicht getroffen, in sechs Partien bisher. Und davon hat Linz nur einmal gewonnen. Möchten Sie raten, wer in dieser Partie, gegen Liefering, das einzige Tor des Spiels vorbereitet hat? Er, der eine, nach dem in Linz sogar schon eine Straße zwischen Hessenpark und der Westbahnstrecke benannt ist, 10 Minuten mit dem Rad von seiner Spielstätte entfernt.

Nimmt man alle Schwarz-Grünen zusammen, die in dieser Spielzeit schon öfter als einmal ein Ligator bejubeln durften, kommt man auf einen einzigen Spieler der Linzer. Nimmt man den Cup noch dazu, dann reichen nicht einmal Innsbrucks sechs Topstürmer bewerbübergreifend, um den Riecher eines einzigen Blau-Weißen auszugleichen.

Er, der nicht genannt werden darf, ist einfach immer Thema.

Was der alles hat…

Aber Linz ist mehr. Und Linz baut vor. Und Linz baut. Betrachtet man die letzten Vereine vor dem Wechsel in die Kampfmannschaft, haben die Stahlstädter aus einem ASKler, einem Amstettner, einem Welser, einem Admiraner, einem Kölner, einem Neusatzer (wie sagt man zu den Einwohnern von Novi Sad?), einem Altacher, einem Mauerwerkler, einem Wiener Neustädter, einem Floridsdorfer, einem Niser, einem Grazer, einem Steyrer, einem Unionler, einem Ebreichsdorfer, einem Pawlodarer, zwei Hartbergern, zwei Riedern und fünf Eigengewächsen innerhalb von zwei Jahren ein Team gezimmert. Zunächst unter Goran Djuricin und nun unter Ronald Brunmayr entwickelte sich Blau-Weiß vom Abstiegskandidaten 2018 zum Aufstiegskandidaten ohne Aufstiegsrecht.

Nicht nur die Finanzen waren lange ein Hindernis, vor allem das fehlende ligataugliche Heimstadion bereitete an der Donau Kopfschmerzen. Deshalb wird jetzt am Brückenkopf der neuen Linzer Eisenbahnbrücke ein neues Stadion für die Vöstler errichtet. 5000 Zuschauer sollen darin Platz finden, genug für packende Aufstiegsspiele und Derbys in Liga zwei, pumpvoll und Hexenkessel bei einem möglichen Aufstieg. Den man in Linz für die Zukunft auch nicht ausschließen will. Etwas gewöhnungsbedürftig ist aber die Positionierung des neuen Stadions. Der grüne Rasen wird nämlich auf dem Dach des Auslieferungslagers eines großen Möbelhauses gebaut werden. So groß, dass man sogar XXXL in seinem Namen hat. Und so nervig, dass manche TV-Fernbedienungen schon selbst darauf konditioniert sind, den Sender zu wechseln, wenn dessen Werbung läuft.

Linz baut nicht nur, Linz baut auch vor. Bereits vor zwei Wochen wurde deshalb der erste Neuzugang für die kommende Saison verpflichtet. Matthias Seidl vom SV Kuchl, aktuell Führender der Torschützenliste in der RL West und ehemaliger Spieler der U18- und U19-Nationalmannschaft, war schon lange auf der blauweißen Wunschliste. Wohl nicht zuletzt auch deshalb, weil ein gewisser Stürmer der Kampfmannschaft mit seinen 22 Treffern in 19 Spielen wohl auch Begehrlichkeiten bei anderen Teams weckt.

Entschuldigung. Beinahe hätte ich es geschafft, einen Absatz ohne ihn zu schreiben… Aber das geht derzeit nicht.

He’s coming for you

Am Montag warten auf die durch Krankheit, Verletzungen und Sperren ungut zusammengeschrumpfte Wacker-Mannschaft nicht nur ein, sondern elf Spieler. Elf Linzer Spieler, die gemeinsam die große Hürde für den Aufstieg sein wollen. Und elf Spieler der Blau-Weißen haben bislang auch schon getroffen, nicht nur einer. Dennoch werden sich die Blicke auf die Nummer 19 richten. Innsbruck wird einen Harry Potter brauchen. Oder einen Neville Longbottom. Jedenfalls jemand, der ihn neutralisiert. He’s coming for you, He’s coming for youuuuu, Harry Potter, He’s coming for you! https://www.youtube.com/watch?v=N31xr5rTa4g

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Autor: Stefan Weis

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