So we meet again
Eine rasante Autofahrt durch die menschenleere Feldkircher Innenstadt, eine Cocktailparty samt Opernbesuch in Bregenz, eine Flucht vom Gaislachkogl, die mit einem Feuergefecht in Obertilliach endet. Und immer wieder derselbe Bösewicht, dessen eigentlicher Name klingt wie ein Vorarlberger Tischler oder Tiroler Bürgermeister: Franz Oberhauser. James Bond fühlt sich wohl im Westen Österreichs. Wenn Innsbruck auf Dornbirn trifft, dann ist das kein filmreifer Showdown – aber auch dort trifft man sich nicht zum ersten Mal im Duell um Punkte und Tore.
Licence to kill
Null Null Sieben. Also, genau gesagt, Null zu Sieben. So lautete die erste Meisterschaftsbegegnung der beiden Vereine in den 2000ern. Innsbruck zeigte sich erbarmungslos, vier Tore in dreizehn Spielminuten, und selbst nach dem 5:0 nicht aufgesteckt und in Minute 89 und 92 nochmals draufgesetzt. Sechs verschiedene Torschützen, fünf verschiedene Vorbereiter, ein Einstand nach Maß. Und eine Vorgabe für die nächsten Partien. In denen blieb man ebenfalls ohne Gegentor und darf deshalb sechs Spiele in Folge einen Zu-Null-Sieg bejubeln, leben und sterben lassen wurde zur Devise der Schwarz-Grünen. Aber wie auch bei Bond wurde es manchmal recht eng, spürte man den Hauch des Todes im Nacken. Beim 1:0 auf der Birkenwiese etwa, am letzten Nationalfeiertag. Man hatte gerade eine herbe Klatsche, ein 0:4 gegen Blau-Weiß Linz zu verdauen, das Ländle zeigte den Tirolern die kalte Schulter und ließ es in Strömen auf das grüne Viereck regnen und den Boden unangenehm tief werden. Gut, Zaizen scorte schon in Minute 6 und der folgende Sturmlauf ließ auf einen angenehmen Abend hoffen, aber das eine Tor war nur ein Minimum an Trost an diesem Tag. Denn Dornbirn kann mehr, die Rothosen können gefährlich sein. An diesem Spieltag lenkte Marco Knaller einen Ball mit einem unglaublichen Reflex noch an die Latte, hielt in den letzten Spielminuten den mühevollen Sieg fest und konnte damit punktemäßig auf die Vorarlberger aufschließen.
You only live twice
Dornbirn zeigte wie Janus in dieser Saison zwei Gesichter. Lizenzanwärter GAK wurde ebenso besiegt wie Nachbar Lustenau im kleinen Derby. Dem Überraschungsteam Blau-Weiß wurden drei Punkte abgetrotzt, Klagenfurt musste sich mit einem Remis begnügen. Man kann die vermeintlich Großen ganz schön ärgern. Und sich auch selbst ein Bein stellen. Gegen die obere Tabellenhälfte ist man, zugegebener Weise, nicht gerade erfolgreich, aber auch nicht wirklich schlechter als der FC Wacker – rund 1 Punkt im Schnitt ist für beide eine überschaubare Ausbeute, für die Innsbrucker aber ein kaum erträgliches Problem. Geht es aber gegen die Teams der unteren Hälfte, setzt sich die Klasse der Schwarz-Grünen durch. Keine Niederlage in den bisher zehn Duellen, sieben Siege, ein Schnitt von 2,4 Punkten pro Spiel. Und Dornbirn? Drei Niederlagen, drei Remis, 1,5 Punkte im Schnitt, Mittelständler. Mit einer schlimmen Phase im Jahr 2021, das die Vorarlberger ins Angesicht des Todes blicken ließen, sportlich zumindest. Die Auslosung bescherte ihnen eben jene ungeliebte obere Tabellenhälfte und die im Momentum schwimmenden Hütteldorfer, fünf Spiele lang blieb Dornbirn ohne auch nur einen einzigen Punkt, trotz sechs geschossener Tore. Dennoch kommen die Rothosen nicht ohne Erfolgserlebnis nach Innsbruck, am Ostermontag konnte Horn mit 4:2 besiegt werden. Damit haben die Vorarlberger in den vergangenen sechs Partien öfter getroffen als die nach oben orientierten Wackerianer.
Der Spion, der mich liebte
So we meet again, Mr. Bond! Eines der berühmtesten Zitate, das in keinem Film gefallen ist. So trifft man sich wieder, Herr Joppi, würde da schon besser passen. Eigentlich. Franco Joppi, der 32jährige aus der Dornbirner Jugend, ist ein rot-weißes Urgestein. Und der letzte Spieler, der aktiv am 0:7 im September 2009 dabei war. Nur, er wird nicht spielen. Joppi kassierte gegen Horn die bereits neunte Gelbe in dieser Saison und darf eine Runde aussetzen. Auch der zweitbeste Dornbirner Torschütze in dieser Saison wird wohl ausfallen, zog er sich ja in der letzten Runde eine schwere Gehirnerschütterung zu. Dabei ist es gerade Lukas Fridrikas, der Spion von der anderen Seite des Arlbergs, auf den nach fünf Toren in 8 Spielen so große Hoffnungen in Innsbruck ruhen. Zusammen mit seinen 6 Toren im Dornbirner Dress ist er der vierterfolgreichste Knipser dieser Saison. So werden seine Liebesgrüße nur von zu Hause aus versandt, er reiht sich damit in die fehlende Phalanx Wostry, Galle, Doski, Kofler, Grujcic und Meusburger ein. Ein Quantum Trost ist dennoch vorhanden: Ronivaldo hat getroffen, Zaizen findet das Tor. Und es stehen noch 9 weitere Ballesterer am Platz, die sich davon nicht beeinflussen lassen und ihr Ziel verfolgen – denn der Morgen stirbt nie.