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Horn, Hörner, Gehörnter

A12. A93. A8. A1. S33. B37. B218. B34. L64. B4. Das ist keine Anleitung zum Schifferlversenken oder lustiges „Wo ist Wally?“, sondern die Anfahrt nach Horn. Nicht nur 5h und fast 500 Kilometer machen den Ausflug in das Waldviertel zu einer unangenehmen Reise, auch Horn selbst kann mehr, als es zunächst verspricht.

 

Horn

Die Blau-Weißen haben etwa eine nicht zu verachtende Nachwuchsarbeit zu bieten, wenn man sich die ehemaligen Jugend-Spieler des Vereins anschaut oder daraus wie in einem schlechten Fußball-Manager eine aktuelle Best-of-Mannschaft bastelt. Im Sturm mit Stefan Feiertag und Dzezahir Ismaijli etwas schwach aufgestellt, ist das Mittelfeld mit Fabian Vyhnalek, Leomend Krasniqi, Boris Prokopic und Christoph Baumgartner schon prominenter besetzt. Martin Moormann, Fabian Eggenfellner, Dominik Baumgartner und Leo Greiml bilden eine Defensive, in der Cican Stankovic nicht so viel zu tun bekommen sollte. Horns Problem wird aber auch in dieser Jugend-Auswahl deutlich – nur zwei dieser Ballesterer schnüren ihre Schuhe noch im Waldviertel, der Rest hat Landflucht begangen und sich in den Städten bequem gemacht: Rapid II, Young Violets, Floridsdorf, Vaduz, Wolfsberg, Rapid Wien, Salzburg und Hoffenheim. Orte, die so gar nichts vom Charme am ehemaligen eisernen Vorhang wiederspiegeln. Mit Prokopic (2002-2004 in Horn, bevor er in die U17 der Hütteldorfer wechselte) und Baumgartner (bis zur U15 und 2013-2015 in der Kampfmannschaft) durften auch die Innsbrucker davon profitieren. Wobei es auch andersrum geht. Simon Pirkl, diese Saison schon 18mal für die Niederösterreicher im Einsatz, stieg von Klettverschluss auf Schnürschuhe in Innsbruck um. Zusammen mit Denizcan Cosgun und Patrik Eler bildet er das blau-weiße Trio mit Wacker-Erfahrung.

Hörner

Fußballbegeisterte Kinder kamen, Kicker gingen, Mäzene suchten Niederösterreich auf, Investoren verschwanden wieder. Im Waldviertel musste man sich Hörner wachsen lassen, um zu überstehen. Und mehr als nur einen Magen zu haben, um die Tiefschläge zu verdauen, war sicherlich auch von Vorteil. Mit 17 von 22 Spielen am Trainerstuhl ist Alexander Schriebl schon länger im Amt als seine fünf Vorgänger. Und machte seine Sache anfänglich ganz gut. Als er Horn mit fünf Punkten aus fünf Spielen übernahm, war nicht klar, wohin der Weg gehen kann. Zu Nikolo, drei Siege und zwei Remis später, hatte er Horn vorrübergehend in die obere Tabellenhälfte geführt, in Horn war spielerisch etwas Ruhe eingekehrt. Nicht im Umfeld. Der kurz zuvor erst präsentierte Sponsor war schon wieder von Bord, ohne jemals in der Öffentlichkeit aufgetreten zu sein. Und am Spielplan wurde schon wieder fröhlich rotiert. Vier Kroaten, ein Bosnier und ein Deutscher wurden abgezogen und – bis auf Hamed Saleh bei Dornbirn – auch wieder in ex-jugoslawischen Ligen untergebracht, die Lücken wurden mit Spielern aus der ersten, der zweiten und der Regionalliga Ost aufgefüllt. Überwiegend Österreicher, vier mit ausgewachsenen Hörnchen in der Vita. Denn nicht nur Liefering stellte zwei Kicker nach Niederösterreich ab, auch aus dem Kader der großen Bullen wurden zwei ausgeliehen. Richtungswechsel, einmal mehr in Horn. Auch spielerisch gab es einen Richtungswechsel. Seit die Krampusse einen Kehraus veranstaltet haben, wurde in 10 Spielen nur dreimal gepunktet, fünf Zähler eingeheimst. Da nützt es auch nichts, wenn man im Jahr 2021 mit 12 Toren schön im Schnitt der Liga liegt – mit 24 Gegentoren begab man sich in einen freien Fall durch die Tabelle.

Gehörnter

Innsbruck trifft am Dienstag wohl auf ein neues Team. Von der Startelf, die im Herbst mit 3:2 durch ein Last-Minute-Tor in Unterzahl gebogen werden konnte, sind drei Kicker nicht mehr in der Liga aktiv. In der letzten Begegnung gegen Vorwärts war die Startelf gegen Steyr im Vergleich zur Partie gegen Wacker gleich auf acht Positionen verändert, so manchem Spieler wurden im Laufe der Saison die Hörner gezeigt. 35 Kicker waren schon am Tablett, 30 verschiedene durften sich in der Liga das Trikot überziehen, an der Breite des Kaders liegt das Abschneiden der Horner nicht. Die Untreue zu den einen kann sich aber auch schnell in Liebe zu anderen entwickeln, wie auch die „mano cornuta“ fast ident ist mit dem „I love you“ der amerikanischen Gebärdensprache. Und falls sich Horn wirklich wieder findet, darf Innsbruck als Gehörnter einen langen Weg antreten. B4, L64, B34, B218, B37, S33…

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Autor: Stefan Weis

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